Constantin Antonovici – der Bildhauer mit den Eulen
Der rumänische Bildhauer Constantin Antonovici hat sich in den Sechzigern und Siebzigern im amerikanischen Kulturraum einen Namen verschaffen. Hier bringen wir Ihnen das Leben und das Werk des ehemaligen Lehrlings des berühmten Constatnin Brâncuşi nahe.
Corina Sabău, 19.12.2015, 17:44
Constantin Antonovici hat 1939 die Hochschule für Bildende Künste im ostrumänischen Iaşi absolviert. Im darauffolgenden Jahr verlässt er Rumänien, um ein Jahr in der Werkstatt des berühmten kroatischen Bildhauers Ivan Meštrović in Zagreb zu arbeiten. Im Herbst 1941 beginnt er das Studium an der Wiener Akademie der Bildenden Künste, 1947 lässt sich Antonovici in Paris nieder, wo er den Bildhauer Constantin Brâncuşi kennenlernt. Der junge Künstler verbringt vier Jahre als Lehrling des berühmten rumänischen Bildhauers. 1951 wandert er nach Kanada aus und lässt sich 3 Jahre später in New York nieder. 1959 erhält er die amerikanische Staatsbürgerschaft. Antonovici hat als Nachwuchs-Bildhauer die Chance genossen, berühmte Künstler kennenzulernen. Der Kunstkritiker Mihai Plămădeală über die Kunst von Constantin Antonovici:
Das Motiv der Eule kommt immer wieder in den Werken von Antonovici vor. Nicht zufällig wurde er als »Bildhauer der Eulen« bekannt. Die vier Jahre, die er neben Brâncuşi, dem Vater der modernen Bildhauerei, verbrachte, haben seine künstlerische Auffassung deutlich beeinflusst. Wie einmal Brâncuşi sagte: Es wächst nichts im Schatten großer Bäume. Die Urkunde, die Constantin Brâncuşi am 9. Mai 1951 unterschrieb und in der folgendes steht: ‚Ich, der Unterzeichnende, bestätige hiermit, dass Herr Constantin Antonovici ein äußerst begabter Bildhauer ist und sehr eifrig dabei arbeitet‘ — ist eher untypisch für den berühmten Bildhauer und kann doch nicht als Anerkennung betrachtet werden. Ansonsten ist meiner Ansicht nach nichts aus der Denkweise von Brâncuşi in den Werken von Antonovici wiederzufinden. Antonovici ist ein Tierbildhauer. Er ist zudem ein Bildhauer, der seine Meister suchte, und in den Werkstätten, die er besuchte, wollte er ständig etwas Neues lernen, verschiede Sachen selber herausfinden und sich vervollständigen. Er hat Brâncuşi nicht nachgeahmt und das ist ein guter Beweis für seinen gesunden Menschenverstand und seine Bescheidenheit.“
Unser Gesprächspartner wirft im Folgenden einen Blick auf die wichtigsten Ausstellungen und Werke von Constantin Antonovici:
Große Ausstellungen von Constantin Antonovici finden in einigen Pariser Galerien statt. Ich erwähne zudem die Ausstellung in der Galerie Corcoran Arts in New York, seine Werke wurden auch in Philadelphia ausgestellt. Er wurde mit dem Preis der italienischen Kunstakademie Accademia Italia geehrt. Eines seiner Werke ist die monumentale Skulptur, die er fürs Grab des Erzbischofs William T. Manning schuf. In Rumänien hatte er die Büste Voltaires und den Altar der Kathedrale in Jimbolia (Hatzfeld) geschaffen. Einen Großteil seiner Werke sind in privaten Ausstellungen zu finden, einige werden in den USA auch in Galerien ausgestellt.“
Die Schriftstellerin Doina Uricariu hat in Zusammenarbeit mit Vladimir Bulat ein Katalogbuch verfasst, das die Leser in die künstlerische Welt von Constantin Antonovici einführt. Der zweisprachige Band Antonovici: 1911-2002: Sculptor on Two Continents /Sculptor pe două continente“ (Bildhauer auf zwei Kontinenten) erschien im US-amerikanischen Verlag Universalia Publishers. Dazu der Kunstkritiker Mihai Plămădeală:
Ich finde es lobenswert, dass die von Doina Uricariu und Vladimir Bulat mit Hilfe von Steven Benedict verfasste Monographie sich zum Ziel setzt, einen internationalen Bildhauer rumänischer Herkunft nach Hause zu bringen. Constantin Antonovici ist dem rumänischen Publikum wenig bekannt. Das Buch ist ein sogenannter Catalogue raisonné, ein Verzeichnis der Werke des Bildhauers, erstellt nach wissenschaftlichen Standards, das den rumänischen und amerikanischen Lesern das Leben und die Schöpfung des bildenden Künstlers nahe bringt. Constantin Antonivici verdient einen besonderen Platz in der rumänischen Kunst. Das Buch vermittelt wichtige Informationen über Constantin Antonovici — aus drei Perspektiven: die künstlerische Biographie, die Präsentation seiner Werke und schließlich der rumänische Bildhauer im Verhältnis zu berühmten Künstlern und großen Kunstströmungen. Ob die Eulen Antonovicis mit den Eulen Picassos, Henry Moores oder Juan Miros in Verbindung gebracht werden können, ist fraglich. Antonovici bleibt ohnehin einer der Bildhauer, die eine besondere Anerkennung und einen besonderen Platz in der rumänischen Kunst verdienen.“
Selbst wenn die Eule das zentrale Motiv seiner Kunst war und sie in verschiedenen Abbildungen vorkommt, hat sich Constantin Antononici auch einer anderen Kategorie von Skulpturen gewidmet, einige davon seien hier noch erwähnt: das zwei Meter hohe Steinkreuz, das auf der Nordfassade der New Yorker Kathedrale St. John The Divine auf der Amsterdam Avenue steht. Constantin Antonovici hat auch die Büste des US-Präsidenten Dwight Eisenhower geschaffen, die im Weißen Haus ausgestellt ist.