Bucharest Fringe: Festival des unabhängigen Theaters bei 9. Auflage
Bucharest Fringe, das Marathonfestival des Freien Theaters, findet dieses Jahr bereits zum neunten Mal statt. Die Festspiele unterstützen das freie Theater, das in Rumänien mit einem geringen Budget auskommen muss.
Corina Sabău, 19.10.2019, 17:30
Bucharest Fringe, das Marathonfestival des Freien Theaters findet zwischen dem 11. und dem 20. Oktober 2019 auf zahlreichen Bühnen und in unkonventionellen Räumen der Stadt statt. Aufgeführt wird eine Auswahl der besten Produktionen des freien Theaters des letzten Jahres. Dieses Jahr finden die Festspiele bereits zum achten Mal statt, im Laufe der Jahre hat das Festival rund 200 unabhängige Künstler unterstützt und für rund 20.000 Zuschauer 200 Aufführungen auf die Bühne gebracht.
Dieses Jahr mussten die Organisatoren unter 50 Produktionen auswählen und trotz der finanziellen Schwierigkeiten, mit denen das freie Theater in Rumänien konfrontiert wird, steht eine vielfältige Auswahl an Veranstaltungen auf dem Programm. Der Intendant des Festivals, Radu Popescu, erläutert, wie es den Organisatoren gelungen ist, einen passenden Rahmen für das freie Theater zu schaffen:
Die Preise, die wir jedes Jahr verleihen, haben zahleiche Darsteller, Theatermacher, Drehbuchautoren, Bühnenbildner in die Aufmerksamkeit der Kulturpresse gebracht. Ich erinnere jetzt nur an einige der Preisträger: die Regisseure Horia Suru, Bobi Pricop und Andrei Măjeri, die Darstellerinnen Nicoleta Lefter, Ana Ularu und Florina Gleznea, die Bühnenbildner Tudor Prodan und Vladimir Turturică. Einige von ihnen haben sich als erstes einen Namen im Bereich des freien Theaters gemacht. Am Anfang des Projektes haben wir sogar acht Preise bei jeder Ausgabe verliehen. Diese Anerkennung ist sehr wichtig für jeden Theatermacher, aber es handelt sich auch um die Anerkennung der Räume, wo die Produktionen aufgeführt wurden. Unter den diesjährigen Umständen mussten wir das ganze Festival im Theater »Apropo« veranstalten, aber im Laufe der Jahre war das Festival für kleine und unkonventionelle Räume wie frische Luft. Das war leider nicht genug, selbst wenn wir mit diesem Festival auch die unkonventionellen und freie Theaterräume zu fördern versuchten, heißt es bei weitem nicht, dass sie mit ihrem geringen Budget auskommen konnten, um zu überleben. Die freien Theater in Bukarest befinden sich leider in einer kritischen Phase, es gibt einige Räume, wo Aufführungen für eine Zeit stattfanden, sie wurden aber geschlossen.“
Dieses Jahr stehen zwei Premieren und eine Uraufführung auf dem Programm. Eine der Premieren ist die Performance Das Shakespeare-Experiment“ von Andreea Radu, mit Raisa Ane und Teodor Ghiță, eine Aufführung, die das Publikum in den Vordergrund bringt, ein unkonventionelles Konzept verfolgt und den Zuschauer neben den Darstellern auf die Bühne bringt. Die zweite Premiere, die dieses Jahr auf dem Programm steht, ist LO-LI-TA, a LO-VE Story“, eine Aufführung von Monica Pop. Auf dem Programm steht auch die Uraufführung Die Kreise des Vertrauens“ des Regisseurs Radu Popescu. Eine der Aufführungen auf dem Programm des neunten Bucharest Fringe Festivals des Freien Theaters ist Über das Gerüst geklettert“, in der Regie von Robert Bălan, mit Virgil Aioanei, Nicușor Rotaru und Robert Bălan. Die Aufführung thematisiert die Selbstbeobachtung und die Rolle des Vaters aus Sicht der heutigen Gesellschaft. Der Regisseur Robert Bălan:
Mit dieser Aufführung hatte ich nichts Genaues vor. Jetzt würde ich sagen, im Mittelpunkt der Aufführung stehen die Geschlechterrollen in einer Familie, die Wichtigkeit der Väter in der Erziehung, wie sich die Rollenverteilung in der Familie in den letzten 10 Jahren verändert hat. Ursprünglich wollte ich den Frust der Männer in den Vordergrund bringen. Nachdem die Aufführung ein paar Mal auf die Bühne gebracht wurde, stellte ich fest, dass das Wort Frust zu oft vorkam. Ich hatte die Absicht, unangenehme Aspekte zu thematisieren, die die Männer meistens nicht zum Ausdruck bringen: Misserfolge, Momente, in denen es ihnen schlecht ging, sie kein Geld hatten und es trotzdem nicht gestehen wollten. Das war die Linie, die ich verfolgen wollte, und viele Frauen haben mir gesagt, dass es nicht mit dem Geschlecht zu tun hat, dass meine Aufführung auch eine Aufführung über Mütter sein konnte, und nicht aus der Sicht eines Mannes gesehen werden kann.“
2019 ist das Jahr des Buches, das diesjährige Festival widmet auch der Literatur einige seiner Veranstaltungen: die Performance von Nicoleta Lefter — An-Tan-Tina“ — nach einem Buch von Ana Blandiana und A(m) iubi(t) iubirea“ (Ich habe die Liebe geliebt”) — ein Gedicht- und Prosavortrag aus den Werken Nina Cassians, Treffen mit rumänischen Schriftstellern.