„Between Revolutions“ – Vlad Petris Werk für die Berlinale ausgewählt
Der Film, der auf der Grundlage von Archivmaterial gedreht wurde, stellt das Leben und die Schicksale zweier Frauen gegenüber, Maria und Zahra, die eine aus Rumänien, die andere aus dem Iran.
Corina Sabău, 03.03.2023, 21:47
Die beiden Hauptdarstellerinnen sind Freundinnen und Kommilitoninnen an der Medizinischen Universität in Bukarest in den 1970er Jahren. 1979, als die Möglichkeit eines politischen Wandels im Iran zur Gewissheit wird, kehrt Zahra in ihr Land zurück und nimmt dort an der Revolution teil, fernab von ihrer Freundin. In den nächsten 10 Jahren kommunizieren die beiden nur über Briefe. Umrahmt von zwei Revolutionen beschreiben ihre Worte den Kampf der Frauen um Gehör, Gesellschaften im Umbruch und eine Freundschaft, die nicht zerbrechen kann.
Regisseur Vlad Petri verwendete Archivmaterial und Dokumente sowie fiktionale Elemente und schuf so einen hybriden Spielfilm, in dem sich Dokumentarisches und Fiktionales miteinander verbinden. Für mich ist es ein Film über die jüngste Vergangenheit, der sehr stark an die unmittelbare Realität anknüpft. Es ist ein Film, der eine subjektive, weibliche Geschichte von zwei Ländern und Gesellschaften zeigt, die Tausende von Kilometern voneinander entfernt sind und die beispiellose politische Systeme erlebt haben, in denen die Menschen nach und nach von repressiven politischen Apparaten unterdrückt wurden. Es ist ein zeitgenössischer Film, der im Dialog mit den Protesten der letzten Monate im Iran steht, wo die Frauen für ihre Rechte kämpfen und eine gerechte Gesellschaft anstreben, so wie sie es 1979 taten“, sagt Regisseur Vlad Petri.
Ich würde mit dem beginnen, was ich über die aktuellen Proteste im Iran gesagt habe. Ich habe vor drei Jahren mit der Arbeit an diesem Film begonnen, zu einer Zeit, als es noch nicht viele Protestaktionen gab. Es ist ein Zufall, dass jetzt, wo wir den Film starten, die vielleicht eindrucksvollsten Proteste im Iran seit der Islamischen Revolution von 1979 stattfinden, vielleicht die eindrucksvollsten Proteste im gesamten Nahen Osten. Ich beziehe mich auch auf die Tatsache, dass im Iran gerade die erste von Frauen geführte Revolution stattfindet, was für die Region unglaublich ist. Was mein Interesse an politischen Themen angeht, so stimmt es, dass ich mich für Osteuropa und den Nahen Osten begeistere. Ich bin auch in den Iran und andere Länder der Region gereist, und der Film ist auf diese Weise entstanden, aus mehreren Richtungen.
Eine wichtige Rolle spielten auch die Gespräche mit meiner Mutter, die Medizin studierte und mir von Studierenden aus dem Orient erzählte, die in Rumänien studieren wollten. Ich wurde 1979 geboren, im Jahr der Islamischen Revolution. Irgendwie war diese Geschichte auf mehreren Ebenen aufgebaut, und ich fand Verbindungen, Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede zwischen der Islamischen Revolution und der antikommunistischen Revolution, die 1989 in Rumänien stattfand. Und ich fand es irgendwie interessant, dieses Terrain zu testen und über Hoffnungen, Optimismus und den Wunsch nach radikalen Veränderungen zu diskutieren. Denn beide Revolutionen führten zu radikalen Veränderungen, und ich halte sie immer noch für die vielleicht wichtigsten Revolutionen des letzten Jahrhunderts.
Die Briefe im Film wurden von Lavinia Braniște geschrieben und sind inspiriert von Briefen aus den Securitate-Archiven und den Gedichten zweier bedeutender Schriftstellerinnen aus Rumänien und dem Iran: Nina Cassian und Forugh Farrokhzad. Die Autorin Lavinia Braniște zu ihrer Erfahrung:
Als ich mit der Arbeit an dem Projekt begann, hatte Vlad die Geschichte, die einen Briefwechsel zwischen den beiden Figuren vorsah, schon ziemlich genau im Kopf, so dass er mir viele Infos geben konnte. Wir kannten uns nicht, daher kam sein Vorschlag für mich völlig überraschend. Es war etwas, das mich aus meiner Komfortzone herausholte, wie man so schön sagt, denn ich hatte noch nie an einem Projekt wie diesem gearbeitet. Ich fühlte mich geschmeichelt und gleichzeitig erschrocken über diesen Vorschlag, aber ich habe ihn mit großer, großer Freude angenommen. Ich musste ziemlich lange recherchieren, bevor ich mit dem Schreiben beginnen konnte, denn die islamische Revolution war ein Thema, über das ich fast nichts wusste.
Ich stand ständig im Kontakt zu Vlad und wir berieten uns in allen Phasen des Projekts intensiv. Zufälligerweise hat auch meine Mutter Ende der 70er Jahre ihr Studium abgeschlossen, so dass ich einige Geschichten von ihr über diese Zeit hatte. Und ich habe noch einige eigene Erinnerungen aus den 80er Jahren, so dass ich eine gewisse Gemeinsamkeit mit Vlad hatte und wir gemeinsam diese Geschichte aufbauten, von der am Ende ein großer Teil des Textes übrig blieb. Aber insgesamt war die Arbeit an dem Film ein kontinuierlicher Prozess und eine sehr interessante Erfahrung für mich.
Der rumänische Spielfilm Zwischen Revolutionen“ ist einer von 28 Titeln, die aus über 2.000 Filmen aus der ganzen Welt für das Hauptprogramm der Sektion Forum der Internationalen Filmfestspiele in Berlin ausgewählt wurden. Sebastian Mihăilescus abendfüllendes Spielfilmdebüt Mammalia wurde ebenfalls in der gleichen Sektion ausgewählt. Überhaupt nehmen viele weitere rumänische Filmemacher und Projekte an der diesjährigen Berlinale teil.
Die Schauspielerin Judith State wurde für das europäische Shooting-Stars-Programm ausgewählt und der Berlinale Talents Workshop, der jedes Jahr während des Festivals stattfindet, hat vier junge Filmemacher und eine junge Filmemacherin aus Rumänien zu Gast: die Regisseurin und Schauspielerin Alina Șerban, die Schauspielerin Ioana Chițu, die Verleiherin Oana Furdea, die Filmkritikerin Dora Leu und der Soundkünstler Marian Bălan. Außerdem ist das Projekt Export Only der Produzentinnen Ada Solomon und Carla Fotea auf dem Berlinale-Markt vertreten, Spy/Master, eine HBO-Serie von Adina Sădeanu, wurde in das neue Berlinale-Serienprogramm aufgenommen, der Filmeditor Cătălin Cristuțiu sitzt in der Kurzfilmjury und Radu Jude in der Jury des offiziellen Wettbewerbs.