Bogdan Dumitrache: Der Mann fürs Vielschichtige
Der Filmschauspieler Bogdan Dumitrache ist als einer der talentiertesten und preisgekröntesten der schon nicht mehr so neuen rumänischen Welle gerade in zwei Filmen zu sehen: In "Gute Jungs kommen in den Himmel" (Regie: Radu Potcoavă) und in "Drei Kilometer bis ans Ende der Welt" (Regie: Emanuel Pârvu): Die Produktionen könnten kaum unterschiedlicher sein. Anlass für unsere Autorin, sich mit ihm zu unterhalten.
Corina Sabău, 01.06.2024, 10:49
„Drei Kilometer bis ans Ende der Welt“ ist zuletzt bei den Filmfestspielen von Cannes mit dem Queer Palm Award ausgezeichnet worden. Und seit ihrer Gründung im Jahr 2010 zeichnet die Queer Palm unvergessliche Filme aus, die die Vielfalt und Bedeutung der LGBT-Themen widerspiegeln. Der Preis wurde Regisseur Pârvu vom Filmemacher Lukas Dhont überreicht, der auch die Begründung der Jury verlas: „Ein System der Gewalt kommt hier schonungslos unter das Seziermesser. Die Perspektive enthüllt langsam die patriarchalische Welt, in der unsere Figuren aufgewachsen sind, in der der eigene Existenzraum durch tief verwurzelte Gedankenstrukturen unmöglich gemacht wird. In diesem faszinierenden Film scheinen die Menschen von Fäden gehalten zu werden, die sie vom Licht wegziehen, bis einige von ihnen beginnen, sich zu befreien“, begeisterte sich die Filmwelt.
Dem gegenüber ist „Gute Jungs kommen in den Himmel“ eine leichte romantische Komödie, in der Bogdan Dumitrache die Rolle eines Mannes spielt, der stirbt und im Paradies an einem einsamen Strand landet, wo er Laura trifft, das Mädchen, in das er als Gymnasiast verliebt war.
Ausgehend von diesen beiden jüngsten Filmen, in denen er der Protagonist ist, hat unsere Autorin mit Bogdan Dumitrache über seine Filmkarriere gesprochen und ihn gefragt, wie er die Rollen ausgewählt hat und welche Spuren die rumänische Neue Welle bei ihm hinterlassen hat.
„»Gute Jungs kommen in den Himmel« stellt das Publikum auf einfache Weise vor einige Fragen, aber er spart auch keine Tiefen aus. Gleichzeitig ist es ein Film, der versucht, das Publikum zurück in die Kinos zu bringen und es zu einer Flucht aus unserer Realität einzuladen, die uns ja oft nicht passt. Es ist kein Film nach einem amerikanischen Rezept, das er einem rumänischen Kontext aufzudrücken sucht. Radu Potcoavă ist ein Künstler, und sein Film ist ein ehrlicher Versuch, mit filmischer Sprache ein unbequemes und unangenehmes Problem wie den Tod auf angenehme Weise anzusprechen. Bei der Auswahl des Parts ist die erste Lesung des Drehbuchs wichtig, denn ich lasse die Geschichte durch meine eigene Persönlichkeitslinse filtern. So erkenne ich, ob es Probleme gibt, ob der Charakter schlüssig ist und die Handlungen normal, natürlich sind. Ob ich das also auch so tun würde. Dies ist der erste Filter, den ich anwende. Als ich das Drehbuch zu Radu Potcoavăs Film las, gefiel mir genau diese Logik der Figur, die so lebendig und menschlich ist. Der Mann will nicht akzeptieren, dass er tot ist, und außerdem kann er nicht glauben, dass er in einer anderen Welt angekommen ist, die der Welt, die er gerade verlassen hat, so ähnlich ist. Selbst die kleinen Fehler, die man dort macht, wie man sich arrangiert, um Zigaretten und Drinks zu bekommen.
Dieser Film ist also geeignet, um das Publikum wieder in die Kinos zu kriegen, und ich bin darauf gern eingegangen. Ich denke, dass die Präsenz dieser neuen Art von Produktion, die bei uns wieder auf dem Markt erschienen ist – der Publikumsfilm, wie wir ihn nennen – es geschafft hat, die Leute wieder in die Säle zu bringen, und ich denke, das ist eine sehr gute Sache. Es ist wunderbar, dass dies gelungen ist, dass die Leute kommen, um rumänische Filme zu sehen, es ist auch eine sehr angenehme Art, Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen, ich hoffe, dass ich dazu beitragen kann, diesen gesellschaftlichen Brauch, ins Kino zu gehen, wiederbeleben kann.“
Bogdan Dumitrache ist Gewinner von drei Gopo-Trophäen der rumänischen Filmindustrie: 2011 für „Das Porträt des Kämpfers in seinen jungen Jahren“ von Constantin Popescu), der über den antikommunistischen Widerstand in den Karpaten handelt. Dann 2012 für „Aus Liebe mit den besten Absichten“ von Adrian Sitaru, wo Dumitrache einen Sohn spielt, der seiner Mutter helfen will, sich während ihres chaotischen Krankenhausaufenthalts nach einem Schlaganfall durchzuschlagen. Und 2019 wurde er für „Pororoca“ ausgezeichnet, in dem er erneut mit Constantin Popescu als Regisseur arbeitete. Für „Pororoca“, in dem er einen Mann spielt, der an der Entführung seiner Tochter zerbricht, gewann der Schauspieler auch den Preis für den besten Darsteller beim Filmfestival von San Sebastian.
Von den über 30 Rollen hat Bogdan Dumitrache der Part in Constantin Popescus „Porträt des Kämpfers in seinen jungen Jahren“ eigenen Worten nach am meisten geprägt. Er schätzt sich glücklich, an der neuen Welle des rumänischen Kinos angefangen mit den Nuller Jahren mitgewirkt zu haben.
„Ich finde diese Rolle wesentlich, auch weil es mir vor allem um die jeweiligen Zeiträume meiner Laufbahn geht und weniger um die Parts selbst. Zehn Jahre nach der Uni begann ich richtig mit der Schauspielerei und in diesem Film hatte ich meine erste längere Rolle. Und obwohl es nur eine Nebenrolle war, gelang es mir, eine lebendige und authentische Figur zu schaffen. Es war auch die Rolle, für die ich meinen ersten Preis gewann, und nach meiner Leistung in diesem Film tauchten andere Rollen und Gelegenheiten auf, mich schauspielerisch zu entwickeln, um anderen zu zeigen, was ich kann. Was die Neue Welle im rumänischen Kino betrifft, so schätze ich mich glücklich, als Schauspieler zusammen mit dieser Bewegung gewachsen zu sein, das Glück zu haben, Filme zu machen, als Cristi Puius Roadmovie »Die Ware und das Geld« erschien. Ich war damals sehr froh, dass mein Freund, der Schauspieler Dragoș Bucur, mitspielte und sich in dieser neuen Bewegung engagierte, die Dinge verändern wollte und sich sogar selbst veränderte. Ich bin aufgeregt und froh, dabei zu sein, und dankbar.“
Bogdan Dumitrache ist auch abseits vom Kino engagiert. Er ist einer der Gründer des Apollo 111 Independent Theatre und spielte auch in den HBO-Fernsehproduktionen „Drifting“ von 2010 und „Ruxx“ von 2022 mit.