Welttag der Umwelt: „Menschheit muss von der Autobahn zur Klimahölle herunter“
Der Mensch als Verursacher der globalen Erwärmung stellt für unseren Planeten die gleiche Gefahr dar wie der „Meteorit, der die Dinosaurier ausgelöscht hat“. Diese Einschätzung gab UN-Generalsekretär Antonio Guterres in einer Rede zum Welttag der Umwelt in New York ab.
Corina Cristea und Sorin Georgescu, 14.06.2024, 17:30
Der Mensch als Verursacher der globalen Erwärmung stellt für unseren Planeten die gleiche Gefahr dar wie der „Meteorit, der die Dinosaurier ausgelöscht hat“. Diese Einschätzung gab UN-Generalsekretär Antonio Guterres in einer Rede zum Welttag der Umwelt in New York ab. „Was das Klima betrifft, sind wir Menschen nicht die Dinosaurier. Wir sind der Meteorit. Wir sind nicht nur in Gefahr, wir sind die Gefahr selbst“, betonte Guterres und kritisierte vor allem den Sektor der fossilen Brennstoffe (Kohle, Erdöl, Gas), die er als „Paten des Klimachaos“ bezeichnete. Er wiederholte seine Forderung, die Gewinne dieses Sektors zu besteuern, um den Kampf gegen die globale Erwärmung zu finanzieren, und schlug sogar ein Werbeverbot für die Unternehmen vor, die fossile Treibstoffe produzieren. „Dies ist ein kritischer Moment für das Klima“, betonte Antonio Guterres und forderte die Menschheit auf, „die Ausfahrt von der Autobahn zur Hölle anzusteuern“.
„Wir spielen russisches Roulette mit unserem Planeten. Aber wir müssen von diesem Highway in die Klimahölle herunterkommen. Und die Wahrheit ist, dass wir die Kontrolle darüber haben. Die 1,5-Grad-Celsius-Grenze ist immer noch erreichbar.“
Der Kampf um einen lebendigen Planeten werde in diesem Jahrzehnt gewonnen oder verloren, so Guterres, der die Staats- und Regierungschefs der Welt zu sofortigem Handeln aufforderte, u. a. zu einer drastischen Verringerung der Umweltverschmutzung und zu einem sofortigen Stopp aller neuen Kohleprojekte. Außerdem forderte er die reichen Länder auf, sich zu verpflichten, bis 2030 aus der Kohleverbrennung auszusteigen, den Öl- und Gasverbrauch bis 2035 um 60 % zu senken und die Finanzmittel für die ärmsten und am stärksten vom Klimawandel bedrohten Länder zu erhöhen. „Wir können keine Zukunft akzeptieren, in der die Reichen in klimatisierten Blasen geschützt sind, während der Rest der Menschheit von tödlichem Wetter in unbewohnbaren Gebieten heimgesucht wird“, fügte er hinzu.
Die Äußerungen von Guterres werden durch Statistiken untermauert: Im vergangenen Jahr starben in Europa mehr als 60 000 Menschen an hitzebedingten Krankheiten, und Forscher warnen, dass die Zahl der Todesopfer bis 2040 auf 100 000 steigen könnte, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden. In einem Interview mit Euronews warnte Carlo Buontempo, Direktor von Copernicus, dem Klimabeobachtungsdienst der EU, ebenfalls vor den Extremen:
„Die Zahl der hitzebedingten Todesfälle in Europa ist in den letzten 20 Jahren um 30 % gestiegen. Und das hängt mit den steigenden Temperaturen und den immer häufiger auftretenden Hitzewellen zusammen. Diese Hitzewellen werden immer intensiver und dauern länger. Wir sollten mit einem Anstieg der Temperaturen rechnen. In den nächsten fünf Jahren werden die Temperaturen definitiv steigen.“
Wie Copernicus im Juni mitteilte, hat die beschleunigte globale Erwärmung einen Rekord aufgestellt – es gab 12 aufeinanderfolgende Monate mit Rekord-Durchschnittstemperaturen. Die einjährige Hitzewelle sei angesichts des vom Menschen verursachten Klimawandels „schockierend, aber nicht überraschend“ gewesen, sagte Carlo Buontempo, der davor warnte, dass noch Schlimmeres bevorstehe. Es sei denn, die Verschmutzung durch fossile Brennstoffe werde reduziert. Die Copernicus-Daten zeigen, dass jeder Monat seit Juli 2023 um mindestens 1,5 Grad wärmer war als die Temperaturen vor der Industrialisierung, als die Menschen noch nicht große Mengen fossiler Brennstoffe verwendeten.
Die Kohlendioxidemissionen aus der Verbrennung dieser Treibstoffe, die als Hauptursache für den Klimawandel gelten, haben im vergangenen Jahr einen Rekordwert erreicht – trotz weltweiter Vereinbarungen zur Begrenzung ihrer Freisetzung und eines raschen Ausbaus der erneuerbaren Energien. Der Planet erwärmt sich, und die Hitze führt zu mehr Niederschlägen und zum Schmelzen des Meereises, was zu extremen Wetterbedingungen führt, die Probleme in der Landwirtschaft, Massenmigration und schädliche gesundheitliche Folgen verursachen können, erklären Experten. Sie weisen darauf hin, dass die Welt nach den neuesten Klimadaten „weit entfernt“ von ihrem Ziel sei, die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen – dem Hauptziel des globalen Pariser Abkommens von 2015.
Die Erde erwärmt sich in einem noch nie dagewesenen Tempo, und die Temperaturen haben außergewöhnliche Werte erreicht, warnen Wissenschaftler, die eine neue Studie über Hitzewellen im Jahr 2023 durchgeführt haben. Extreme Wetterereignisse werden häufiger auftreten und ganze Tier- und Pflanzenarten gefährden. Dennoch bestehe immer noch die Möglichkeit, den Temperaturanstieg zu stoppen: „Die 1,5°C-Klimagrenze ist nicht wie ein Lichtschalter, der alle möglichen Klimakatastrophen auslöst. Aber mit jeder kleinen zusätzlichen Erwärmung nimmt das Risiko negativer Auswirkungen zu“, heißt es auf der Website der Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde der USA.