Weltklimagipfel in Bonn: Experten empfehlen gemeinsamen Aktionsplan
Ende November waren in Bonn 19.000 Teilnehmer bei der UN-Weltklimakonferenz zusammengekommen. Die anwesenden Wissenschaftler kündigten einen erneuten Anstieg der globalen Abgas-Emissionen nach vier Jahren an.
Corina Cristea, 08.12.2017, 17:53
Als Hauptursache für die Zunahme der globalen CO2-Emissionen um geschätzte 2% gilt die intensivere Kohlennutzung in China. Derweil sollen die verzeichneten Dürrezeiten und die Abnahme der Flusspegel sowie die anschließende verringerte Stromproduktion aus Wasserkraft auch dazu beigetragen haben. Jedoch hätten auch die Vereinigten Staaten und die EU in dem Bereich schlechter abgeschnitten als in den vergangenen Jahren, behaupteten Experten. In den USA ist der Kohleverbrauch aufgrund der Preiserhöhung bei Erdgas zum ersten Mal in fünf Jahren wieder angestiegen.
Damit wurden also zum ersten Mal nach drei Jahren der Stagnation wieder erhöhte Emissionswerte gemessen. Vor 2014 waren die Kohlendioxid-Emissionen über ein Jahrzehnt hinweg jedes Jahr um 3% gestiegen. Ferner wurde auch diesmal über den engen Zusammenhang zwischen den Emissionen und den Anstieg der durchschnittlichen Temperaturen gesprochen. Laut einem Bericht der Weltwetterorganisation könnte 2017 als Jahr mit den höchsten jemals gemessenen Temperaturen in die Geschichte eingehen. Wetterstatistiken zeigen überdies, dass die letzten zehn Jahre die wärmsten in der Geschichte der weltweiten wissenschaftlich erhobenen Temperaturdaten waren. Die Anzahl der Naturkatastrophen sei um ein Fünffaches gegenüber den Werten von vor 40 Jahren gestiegen.
Die negativen Nachrichten setzten die internationale Gemeinschaft unter Druck: Die Staaten sehen sich gezwungen, gemeinsam für die Emissionsreduzierung und damit die Mäßigung des Klimawandels zu agieren. Professor Mircea Mircea Duţu, Vorsitzender der Universität für Ökologie in Bukarest, erklärte im Interview mit Radio Rumänien, was man genau unter Klimawandel eigentlich verstehen sollte.
Darunter versteht man Klimaveränderungen, die direkt oder indirekt auf eine menschliche Tätigkeit zurückgeführt werden können, eine Tätigkeit die die Zusammensetzung der Erdatmosphäre verändert und die zusätzlich zu den natürlichen Schwankungen während eines Vergleichszeitraums wirken. Es gibt also auch natürliche Schwankungen, das bedeutet, dass ein Teil der Klimaveränderungen auf einer natürlichen und normalen Entwicklung basiert, etwa der Tätigkeit der Sonne oder der Pole usw. Wenn wir aber von Klimawandel sprechen, meinen wir die von menschlicher Tätigkeit verursachten Änderungen. Was bedeutet das? Etwa die Folge der Emission von Treibhausgasen, wie etwa Kohlendioxid, Methangas, Wasserdampf usw. Der Treibhauseffekt ist eigentlich ein natürliches Phänomen, ohne das die Durchschnittstemperaturen an der Erdoberfläche –18 Grad Celsius betragen könnten, was das Leben auf dem Planeten unmöglich machen würde. Aber infolge der Verschmutzung wird dieser Effekt vervielfältigt und dann tritt der Klimawandel ein.“
Die allgemeine Schlussfolgerung ist, dass die Anstrengungen zur Eindämmung der globalen Erderwärmung einen unumgänglichen gemeinsamen Aktionsplan beinhalten müssen. Wie schwer ist es aber, einen derartigen Plan zu vereinbaren — fragten wir die Abteilungsleiterin für Klimawissenschaften bei der Nationalen Wetterverwaltung, Frau Dr. Roxana Bojariu.
Ich würde sagen, dass es nicht leicht ist. Es gibt jedoch Wege und es ist absolut notwendig, die Emissionen zu drosseln. Es geht darum, uns Zeit zu kaufen, denn wir haben bereits das Klimasystem verändert und erleben bereits den Wandel — 2017 wird das wärmste Jahr der Geschichte sein, wahrscheinlich auf Platz 3. Und wir verzeichnen einen Rekord nach dem anderen, nicht nur, was die schrittweise Erderwärmung anbelangt, sondern auch in der Statistik der extremen Phänomene. Diese globalen Erkenntnisse für die Reduzierung der Emissionen helfen uns, Zeit zu gewinnen, das heißt, wir werden uns in einem Zeitrahmen anpassen können, in dem wir die Dinge noch unter Kontrolle haben. Denn sonst, wenn die Änderungen noch schneller eintreten, mit Emissionen, die über unsere Prognosewerte hinausschießen, dann werden wir mit dem Wandel nicht mehr Schritt halten können. Der Klimawandel ist ohnehin sehr schnell eingetreten, wenn man den Vergleich mit der geologischen Geschichte des Planeten herstellt. Praktisch könnten wir innerhalb von nur gut 200 Jahren einen Anstieg der Temperaturen um einige Grad Celsius erleben, eine Entwicklung, die der zwischen dem letzten Rekordhoch der Eiszeit und der Zwischeneiszeit nahe kommt — also einem Zeitraum von mehr als 10.000 Jahren. Und das zeigt, dass wir aus der geologischen Spirale raus sind und irgendwie die Emissionen drastisch kürzen müssen.“
Immerhin gibt es auch eine gute Nachricht: In den letzten Jahren ließ sich eine gewisse Deckelung der Emissionen feststellen. Das belegt, dass eine emissionsarme Wirtschaftsentwicklung möglich ist. Denn schließlich müsse der Klimawandel auch aus der Perspektive der Folgen für die Gesundheit betrachtet werden, sagt Mircea Duţu von der Universität für Ökologie:
Laut einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation vom 31. Oktober 2017 hat der Klimawandel bereits einen konkreten Einfluss auf die Gesundheit. Die Hitzewellen erzeugen einen thermischen Stress und wirken sich erschwerend auf Herzversagen aus, gleichzeitig erhöhen sie das Risiko für Nierenbeschwerden aufgrund von Dehydratation. Das Dokument hat folgende Schlussfolgerung — die Symptome infolge der erhöhten Durchschnittstemperaturen und der Vermehrung der extremen Wettererscheinungen sind seit einigen Jahr klar ersichtlich und deren Auswirkungen auf die Gesundheit sind viel schlimmer als angenommen.“
Die UN-Weltklimakonferenz in Bonn war der erste wichtige Klimagipfel nach dem von Präsident Donald Trump angekündigten Ausstieg der USA aus dem Pariser Klima-Abkommen.