Rumänien beteiligt sich an internationalen Weltraumfahrtprojekten
Anfang des Monats haben in Luxemburg die Vertreter der Mitgliedsländer der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) eine sogenannte historische Vereinbarung“ über den Bau einer neuen Ariane-6-Rakete getroffen.
Corina Cristea, 19.12.2014, 19:14
Anfang des Monats haben in Luxemburg die Vertreter der Mitgliedsländer der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) eine sogenannte historische Vereinbarung“ über den Bau einer neuen Ariane-6-Rakete getroffen. Es handelt sich um ein wettbewerbsfähigeres Raumfahrzeug als die bisherigen, das 2020 lanciert werden soll. Die Mission beinhaltet die Beförderung wissenschaftlicher Satelliten und Raumsonden sowie die Platzierung von Kommunikations- und Fernsehsatelliten auf die Erdumlaufbahn. Dafür hat Europa eine Finanzierung von 4 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. In dieser Summe sind auch der Bau einer neuen Startanlage in Französisch-Guyana und die Entwicklung einer kleineren Startrampe inbegriffen. Insgesamt hat die Europäische Union ein globales Budget für seine Raketenstartanlagen in Höhe von 8 Milliarden Dollar für die nächsten zehn Jahre. Das Ziel ist einem immer stärkeren Wettbewerb auf dem internationalen Satellitenbeförderungsmarkt standzuhalten.
Zurzeit startet die amerikanische Privatgesellschaft SpaceX Satelliten mithilfe der Falcon-9-Raketen zu Preisen zwischen 49 und 68 Millionen Euro. Darüber hinaus werden China und Indien zu wichtigen Wettbewerbern im kommenden Jahrzehnt. China hat es geschafft, mit dem Jadehasen auf dem Mond zu Landen. Indien hat seine Raumsonde Mangalyaan auf die Umlaufbahn des Mars gebracht, und das zu Preisen, die 10mal niedriger sind als die von der NASA für die Mission MAVEN.
Es ist ein großer Erfolg“, erklärte Jean-Jacques Dordain, Generalleiter der Europäischen Raumfahrtagentur. Er erinnerte daran, dass die Vereinbarung nach mehrmonatigen Verhandlungen im Rahmen der ESA, insbesondere zwischen Frankreich und Deutschland, den Hauptbeitragenden des Projekts, getroffen wurde. Paris verpflichtete sich, 52% und Deutschland 22% der Kosten der Ariane 6 zu tragen. Die aktuelle Rakete, Ariane 5, wurde 1996 in Betrieb genommen. Sie schaffte es, 50% des Marktes im Bereich der Satellitenbeförderung zu gewinnen, und brachte 62 Missionen erfolgreich zu Ende. Ariane 6 soll mehrere Technologien einschließen, die von den europäischen Partnern entwickelt wurden. Hauptziel wird die Entwicklung einer modularen Rakete sein, die entsprechend den Anforderungen der jeweiligen Mission konfiguriert werden soll.
Zu diesen Partnern zählt auch Rumänien, das 1992 das erste Abkommen mit der Europäischen Raumfahrtagentur geschlossen hat. Seit 2011 ist Rumänien Mitglied der ESA. Die besagte Organisation hat ihren Sitz in Paris und zählt 20 Mitgliedsländer — Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Luxemburg, Norwegen, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Spanien, Schweden, die Schweiz und Tschechien. Neben der Beteiligung an der Entwicklung der Ariane 6 Rakete, ist Rumänien beim neuesten Treffen in Luxemburg, durch den Beitritt zu diesem Programm auch zum Miteigentümer der Station, gemeinsam mit anderen 11 europäischen Ländern und den internationalen Partnern — USA, Kanada, Russland und Japan. Laut dem delegierten Minister für Forschung, Mihnea Costoiu, bietet dieses Programm eine Chance für die rumänische Raumfahrtindustrie. Der ehemalige Kosmonaut Dumitru Prunariu, zurzeit Mitglied des Verwaltungsrates der Rumänischen Raumfahrtagentur, erklärte für Radio Rumänien die Bedeutung dieses Ereignisses:
Der Vorteil ist, eigene Experimente durchführen zu können, die europaweit ausgeschöpft werden können. Diese können nicht nur wissenschaftliche, sondern eines Tages sogar für Rumänien bedeutende monetäre Vorteile bringen. Durch unsere Anwesenheit dort, treten wir einem Klub bei, der Entscheidungen über die Zukunft der internationalen Raumstation trifft.“
Die Beteiligung Rumäniens an diesen Programmen ist der Beweis dafür, dass das rumänische Potential im Bereich Forschung und Entwicklung bereits konkrete Ergebnisse liefert und dass die Investitionen, die hier getätigt werden, legitim und gerechtfertigt sind“, so die rumänischen Vertreter. Laut dem Präsidenten der Rumänischen Raumfahrtagentur, Marius-Ioan Piso, wird die internationale Raumstation ein exzellentes Labor darstellen, um Technologien für Weltraummissionen auf niedrigem Orbit, aber auch für Erkundungsmissionen des Sonnensystems zu testen. Welche sind die nächsten Projekte der ESA, an denen sich Rumänien beteiligen wird? Marius-Ioan Piso:
Es wird einige Missionen geben. Es handelt sich um Missionen wie Proba-3, bei der man im Weltraum ein 144 m langes Teleskop bauen wird. Dieses soll dazu verwendet werden, um die möglichen gefährlichen Gegenstände, die von der Sonne kommen, zu erkennen. Dieses Projekt soll also die Sonne unter Beobachtung halten. Es gibt ein weiteres Projekt, das in der Umlaufbahn eines Doppelasteroiden abgewickelt werden soll. Ein Teil des Asteroiden soll umgelenkt werden. Dabei wird Rumänien einen beträchtlichen Beitrag von 40-45% des Aufwandes leisten.“
Rumänien kann ein wichtiger Spieler auf dem Markt der kommerziellen Nanosatelliten werden, die eine immer wichtigere Rolle für Raum- und Landanwendungen spielen. Das erste Raumfahrtexperiment mit rumänischer Beteiligung fand 1972 im Rahmen des Programms Intercosmos statt. Am 14. Mai 1981 entsandte Rumänien seinen ersten Kosmonauten, Dumitru Prunariu, in den Weltraum. Es wurde somit zum 11. Land der Welt, das diese Leistung geschafft hat.