Rumänien auf dem Kapitalmarkt: Rating vom Grenzmarkt zum Schwellenmarkt aufgewertet
Jährlich führt die Rumänische Nationalbank Untersuchungen zur Dynamik ausländischer Direktinvestitionen durch. Die jüngste Analyse ergab einen Investitionsfluss von 5,26 Milliarden Euro im Jahr 2018.
Corina Cristea, 04.10.2019, 17:30
Dies ist der höchste Stand, der seit 2008 verzeichnet wurde, obwohl der damalige Rekordwert von 9,5 Milliarden Euro nicht mehr erreicht wurde. 2018 konzentrierten sich die ausländischen Netto-Direktinvestitionen hauptsächlich auf den Handel, gefolgt von der verarbeitenden Industrie, dem Finanzhandel und den Versicherungen sowie dem Bau- und Immobiliensektor. Die Länderstruktur des Saldos der ausländischen Direktinvestitionen zeigt, dass die Niederlande weiterhin an erster Stelle stehen, gefolgt von Deutschland, Österreich, Italien, Zypern, Frankreich und der Schweiz. Der Wachstumstrend der Auslandsinvestitionen sei ermutigend, sagte Wirtschaftsanalytiker Aurelian Dochia bei Radio Rumänien. Bezogen auf die Einwohnerzahl befindet sich der Wert dieser Investitionen in Rumänien jedoch hinter Ländern wie Ungarn, Polen oder der Tschechischen Republik. Aurelian Dochia:
Der Zufluss von Direktinvestitionen ist für Rumänien äußerst wichtig. Natürlich ist es eine Quelle der Entwicklung, aber gleichzeitig muss es aus der Perspektive des Defizits betrachtet werden, das wir in der Handelsbilanz haben. Alle sind besorgt über dieses Defizit der Handelsbilanz, aber solange das Defizit durch Kapitalströme wie ausländische Direktinvestitionen gedeckt ist, sollten wir es als positiven Faktor betrachten, der für die Entwicklung Rumäniens von Vorteil ist. Dies insbesondere wenn sich die Investitionsströme auf Wirtschaftszweige richten, die Aussichten haben, in Zukunft mehr zu produzieren und insbesondere einen höheren Mehrwert zu schaffen. Unter diesem Gesichtspunkt zeigen jedoch die statistischen Daten, die wir jetzt bezüglich ausländischer Direktinvestitionen haben, dass ein Großteil davon in Bereiche wie den Handel floss. Dabei handelt es sich offensichtlich um einen Bereich, der mit dem inländischen Markt zusammenhängt, und dieser wird in Zukunft kein Produktionswachstum anbieten, das zur Rückzahlung dieser Kredite und zum Ausgleich der Kapitalströme führt. Für die rumänische Wirtschaft sind diese Investitionsströme jedoch äußerst wichtig. Die Attraktivität Rumäniens bleibt für ausländische Investoren von Bedeutung, da in vielen Branchen erhebliche Rückstände hinsichtlich der Deckung der internen Nachfrage besteht. Wir haben weiterhin niedrigere Arbeitskosten, obwohl sie in den letzten Jahren sehr schnell gestiegen sind, aber sie bleiben auf einem viel niedrigeren Niveau als auf Märkten wie Deutschland oder Frankreich. Der Prozess einer sehr starken Integration mit den Märkten der Europäischen Union macht Rumänien offensichtlich zum attraktiven Ort, um hier ausländische Investitionen zu tätigen.“
Die ausländischen Direktinvestitionen werden vor Herausforderungen stehen — insbesondere die Spannungen auf dem Arbeitsmarkt und die Verschärfung der Zwillingsdefizite: Haushalts- und Leistungsbilanzdefizit. Experten gehen jedoch davon aus, dass mittelfristig weiterhin erhebliche ausländische Direktinvestitionen nach Rumänien fließen werden, vor dem Hintergrund der erheblichen Rückstände, verglichen mit dem europäischen Durchschnitt in Bezug auf die Infrastruktur und des hohen Entwicklungspotenzials der Gesamtproduktivität der Produktionsfaktoren in Rumänien sowie im Vergleich zu den Ländern der Region.
Das Vertrauen, das die rumänische Wirtschaft unter den Investoren genießt, spiegelt sich andererseits in der jüngsten Entscheidung einer der größten Börsen-Ratingagenturen, FTSE Russel, wider, die die Bukarester Börse vom Status eines Grenzmarktes zum sekundären Schwellenmarkt aufwertete. Durch dieses Rating hat Rumänien nun Zugang zu dreißigfach höheren Investmentfonds als bisher. Laut Lucian Anghel, dem Vorsitzenden des Verwaltungsrates der Bukarester Börse, ist dies keine politische Entscheidung, sondern eine Entscheidung einiger Gremien, an denen internationale Investoren, Treuhandbanken, große internationale Broker beteiligt sind, die Hunderte Milliarden von Euro verwalten. Grundsätzlich, so Lucian Anghel, haben diese Investoren vereinbart, dass sie am rumänischen Kapitalmarkt investieren wollen:
Laut WOOD & Company ist der Wert internationaler Investmentfonds, die in Schwellenländern investieren können, 128-mal höher als der Wert der Fonds, die in Grenzmärkten investieren können. Offensichtlich sind sie nicht verpflichtet, in Rumänien zu investieren, aber zumindest bis jetzt durften sie laut Prospekt nicht in Rumänien investieren. Wir steigen als Kapitalmarkt in eine andere Liga.“
Es ist der Beginn einer schönen Reise, sagen die Fachleute, aber die Bemühungen um die Modernisierung und Entwicklung der rumänischen Börsen, um den neu erlangten Status zu festigen und sogar weitere Fortschritte zu erzielen, müssen fortgesetzt werden.