Printmedien zwischen Überlebenskampf und Boulevardisierung
Die geschriebene Presse in Rumänien ist zum Kollateral-Opfer der seit 2010 stark verspürten Wirtschaftskrise geworden. Jetzt ist sie scheinbar an einem Wendepunkt angelangt.
Florentin Căpitănescu, 02.08.2013, 13:05
Die geschriebene Presse in Rumänien ist zum Kollateral-Opfer der seit 2010 stark verspürten Wirtschaftskrise geworden. Jetzt ist sie scheinbar an einem Wendepunkt angelangt. Ganz anders die Entwicklung des Fernsehmarktes, der offenbar seine Blütezeit nach dem Untergang des Kommunismus jetzt erlebt. Die geschriebene Presse, vor allem die gedruckten Medien, sind mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert. In den vergangenen Jahren mussten viele Zeitungen ihre gedruckten Ausgaben einstellen und die Redaktionen schließen oder mit einem erheblich geschrumpften Notkontingent an Journalisten auskommen. Die natürliche Folge davon: die rumänischen Printmedien haben sich auf einem steilen Abwärtstrend bewegt, der vor 10 oder 15 Jahren nicht vorherzusehen war.
Die wenigen seriösen Zeitungen die es noch gibt, haben Mühe, ihre gedruckten Ausgaben zu halten. Der Markt wird von Nischenpublikationen dominiert, das sind in der Regel die Sport-, Wirtschafts- und die Boulevardzeitungen. Die Tabloide sind inzwischen auch die auflagenstärksten Printmedien — was auch einiges über die Entwicklung der Geschmäcker unter den rumänischen Presse-Konsumenten aussagt.
Einen ähnlichen Überlebenskampf führen auch die virtuellen, oder einfach gesagt, die neuen Medien. Dazu gehören auch einige der früheren seriösen Printmedien. Der Bekanntheitsgrad wird nicht mehr anhand der Auflage gemessen, sondern an der Anzahl der Klicks, Likes oder Kommentare — Begriffe, die sich in der Online-Welt behauptet haben.
Unabhängig von dem Format, das den Verbraucher erreicht, ob es gedruckt oder online ist, weist die rumänische Presse einige typische Merkmale auf. Vor allem die Politisierung und Tabloidisierung des Journalismus fallen auch einem Gelegenheitskunden auf — es sind in der rumänischen Presse weit verbreitete Phänomene. In vielen Fällen ist der vermeintliche Wachhund der Demokratie entweder nur ein Pudel der Politiker oder ein Spürhund, der eifrig nach lächerlichen Themen schnüffelt, die fern von dem öffentlichen Interesse stehen. Indes wird dasselbe öffentliche Interesse oftmals von dem Interesse des Pressekonzerns oder des einzelnen Journalisten ersetzt. Die verrufenen Presseartikel auf Befehl” machen sich hier bemerkbar.
Über all diese Phänomene sprachen wir in der Sendung mit der Online-Journalistin Cristina Casapu.
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