Bis Ende Mai werden im Rahmen von Steadfast Defender Planspiele durchgeführt, die die Stärkung der verbündeten Streitkräfte in Europa demonstrieren sollen.
Das Großmanöver Steadfast Defender 24 besteht aus einer Reihe von einzelnen Militärübungen, an denen insgesamt 50 Marineschiffe, 80 Flugzeuge und über 1100 Kampffahrzeuge beteiligt sind. Es ist die größte Militärübung seit dem Ende des Kalten Krieges. Die vom Nordatlantischen Bündnis im Januar eingeleitete Übung wird zeigen, dass die NATO in der Lage ist, komplexe Operationen über mehrere Monate hinweg unter allen Bedingungen und über Tausende von Kilometern vom Nordatlantik bis nach Mittel- und Osteuropa durchzuführen und aufrechtzuerhalten“, heißt es in einer Pressemitteilung des Bündnisses.
Bis Ende Mai werden im Rahmen von Steadfast Defender 24 Planspiele durchgeführt, die die Stärkung der verbündeten Streitkräfte in Europa demonstrieren sollen. An den Manövern nehmen 90.000 Soldaten aus allen 31 NATO-Mitgliedstaaten und dem Beitrittsland Schweden teil, sagte US-General Christopher Cavoli, Oberster Alliierter Befehlshaber Europa: „Das Bündnis wird seine Fähigkeit demonstrieren, den euro-atlantischen Raum durch den Einsatz von Truppen aus Nordamerika zu stärken. Diese Konsolidierung wird in einem neuen Konfliktszenario stattfinden, das gegen einen benachbarten Gegner simuliert wird“, fügte General Cavoli hinzu. Die Übung ist in der Tat die erste militärische Anwendung des neuen regionalen Verteidigungsplans und Streitkräftekonzepts der NATO, das im vergangenen Jahr verabschiedet wurde, erklärte der politisch-militärische Analyst Claudiu Degeratu gegenüber Radio Rumänien:
„Aus den Erklärungen geht hervor, dass der Schwerpunkt hauptsächlich auf der Nordflanke liegen wird, aber die Besonderheit im Vergleich zu den letzten 20 Jahren besteht darin, dass die NATO in diesem Moment, selbst wenn sie, sagen wir, in einem fiktiven Szenario eine militärische Operation an der Nordflanke durchführen muss, auch die anderen Segmente sichern muss. Deshalb sind alle Bündnispartner in unterschiedlichem Maße beteiligt, denn das Prinzip, mit dem sich die NATO in den letzten zwei Jahren befasst hat, besteht darin, in der Lage zu sein, auf jede Herausforderung an der gesamten NATO-Grenze oder in allen Kontaktbereichen mit, sagen wir mal, wichtigen Gebieten als Quellen von Risiken und Bedrohungen zu reagieren. Es gibt das Konzept der 360-Grad-Verteidigung, d.h. die Mobilisierung erfolgt auf allen Ebenen – zu Lande, zu Wasser und zur See – und darüber hinaus wird der Mehrbereichsansatz eingeführt, d.h. die Integration verschiedener Bereiche, einschließlich der Cyberverteidigung, wird bei dieser Gelegenheit getestet. Im letzten Jahr hat man sich sehr darum bemüht, nicht nur die, sagen wir, konventionelle militärische Seite zu entwickeln, sondern auch die fortschrittliche, die Weltraum- und die Cyber-Seite. Ich denke, der Cyber-Bereich wird im Vordergrund stehen, und wahrscheinlich werden bestimmte Verbündete, die über Weltraumkapazitäten verfügen – ich beziehe mich dabei insbesondere auf die Amerikaner, aber nicht nur -, speziell in diesem Bereich einen Beitrag leisten, ebenso wie das Vereinigte Königreich, wahrscheinlich Italien und Frankreich.“
Brauchte die NATO eine solche Übung, neue Aktionspläne im aktuellen geostrategischen Kontext? Natürlich ist es eine Kontinuität, sagt Hari Bucur Marcu, Experte für Sicherheitspolitik: Beim letzten NATO-Gipfel, hat General Cavoli in einem tausendseitigem Dokument genau dargelegt, wie die auf dem Gipfel gefassten Beschlüsse in militärische Macht und vor allem in militärische Handlungsfähigkeit umgewandelt werden könnten, wenn Russland seine kriegerische Haltung gegenüber Europa im Allgemeinen fortsetzt. Die Übung ist eine natürliche Fortsetzung der Verfahren, die von der politischen Entscheidung zur militärischen Planung und dann zur Ausbildung militärischer Fähigkeiten führen, so dass die politische Entscheidung durch militärische Macht garantiert werden kann, meint der Analyst. Obwohl Russland in den Übungsunterlagen nicht namentlich erwähnt wird, kommt Steadfast Defender nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine zu einem wichtigen Zeitpunkt, wie Analysten anmerken, unter ihnen auch Hari Bucur Marcu: „Russland wird in der Übung nicht erwähnt, weil es sich um ein Szenario handelt, in dem kein konkreter Feind genannt wird. Ess ist ein fiktiver Feind, von dem dieses Szenario ausgeht. Aber es ist kein Geheimnis, dass bei dieser Übung zum ersten Mal zwei Kommandos in komplexer Form durchgespielt werden, die explizit für die Jahre 2018 und 2019 eingerichtet wurden, um mit der zunehmend aggressiven Haltung Russlands umzugehen. Das heißt, man hat nicht bis Februar 2022 gewartet, um gegen die aggressive Haltung Russlands vorzugehen. Seit der Zeit Trumps wurden sehr ernsthafte Schritte unternommen, um Russland sehr deutlich zu machen, dass das, was es 2014 mit der Krim getan hat, inakzeptabel war und dass es so nicht weitermachen kann. Die Fähigkeit der Zweiten US-Flotte wurde als Folge der aggressiven Haltung Russlands vor vier oder fünf Jahren wiederhergestellt wurde. Geübt wird also die Fähigkeit dieser Flotte, eine Überquerung des Atlantiks zu organisieren, nach Europa zu gelangen und von dort aus Kräfte genau dorthin zu schicken, wo sie gebraucht werden. Es ist eine Simulation des Krieges selbst, viel mehr als eine Krisensituation, es ist eine militärische Konfliktsituation, die diese Übung simuliert, in der es Kommandos gibt, die seit mehreren Jahren trainiert haben, um diese Manöver durchführen zu können, und gleichzeitig sehen wir auch ein Problem der Integration. Wir sprechen von fünf Umgebungen für Kampfhandlungen, es geht auch um den Kosmos, es geht auch um die Cyber-Umgebung, nicht nur um die klassischen Umgebungen, Land, Wasser und Luft“. Das hat es so noch nie gegeben, sagt Hari Bucur Marcu.