Nach Impfstart: Wie lange dauert noch die Pandemie?
Die Corona-Pandemie hat Forscher weltweit vor eine Kraftprobe gestellt – in Rekordzeit einen Impfstoff zu finden. In diesem Beitrag untersuchen wir, was an der Immunisierungsfront passiert.
Corina Cristea, 15.01.2021, 17:30
In weniger als einem Jahr hat die Pharmaindustrie mehrere Impfstoffe entwickelt, der erste davon entstand in den Laboren des Konsortiums bestehend aus dem US-Unternehmen Pfizer und der deutschen Firma BioNTech. Der zweite zugelassene ist Moderna, aber die Warteliste ist länger. Ab jetzt stehen laut Experten nur die Zweifel der Menschen und die Versorgungsengpässe im Wege der Immunisierung. Es stellt sich nun die Frage, wann die Pandemie zu Ende sein wird. Der Arzt Emilian Popovici, Vizepräsident der rumänischen Epidemiologiegesellschaft, sprach bei Radio Rumänien über den Anteil der Bevölkerung, der sich für die sogenannte Herdenimmunität impfen lassen muss:
Die aktuelle Empfehlung an alle Länder ist, dass sich innerhalb von maximal einem Jahr mindestens 60% der Bevölkerung immunisiert und dass gleichzeitig die Maßnahmen getroffen werden, um die Inzidenz so niedrig wie möglich zu halten, damit das Virus weniger Möglichkeiten hat, zu mutieren. Je mehr Menschen infiziert werden, desto höher seine Chance oder unser Pech, dass es zu Mutationen kommt, wie zum Beispiel der britischen Variante.“
Die renommierte Fachzeitschrift Science“ schrieb, dass die beschleunigte Entwicklung eines Vakzins gegen das Coronavirus die größte wissenschaftliche Leistung des Jahres 2020 ist. Dr. Marius Geantă, Präsident des Zentrums für Innovation in der Medizin, weiß, warum es diesmal so viel schneller ging als mit anderen Impfstoffen:
Erstens wurden Technologien zur Gensequenzierung innovativer eingesetzt. Da diese Technik und die Datenauswertung ausgereift sind, konnten wir das Virus sehr schnell identifizieren, 30 Tage nach dem ersten gemeldeten Fall. Das ist sechsmal schneller, als wir es bei Viren gewohnt waren. Das Virengenom wurde am 10. Januar 2020 veröffentlicht und wir — also die Forschungsgemeinschaft — konnten am Design des Impfstoffs und der klinischen Studien bereits im Januar arbeiten und nicht erst im Juni oder Juli. Zweitens würde ich dann die RNA-Botentechnik nennen, die vielleicht noch nicht als ausgereift gilt, aber doch durchgestartet ist. Das ist die Grundlage für das erste Pfizer-BioNTech-Vakzin, das bedingt in der EU zugelassen ist. Diese Technologie begann vor 30–40 Jahren entwickelt zu werden, es gab mehr als 1.000 registrierte klinische Studien, die diese Methode in den USA einsetzten. Das Interesse war jetzt verständlicherweise größer. Und damit sind wir beim dritten Faktor — der Innovation auf Systemniveau. Gewöhnlich hätte sich die Einbeziehung von 44 Tausend Personen, wie in der Studie von Pfizer-BioNTech, länger verzögert, und auch die Mittel für die Studie wären über einen längeren Zeitraum gestaffelt worden, um das finanzielle Risiko zu minimieren. Jetzt bewegte sich das schneller, die Zahl ist signifikant, die Innovation besteht gerade in diesem Risiko und in der Zusammenarbeit von privaten Unternehmen und Regulierungsbehörden. Viertens war innovativ, wie sich diese Regulierungsbehörden verhielten — und hier entstanden Best Practices, die bleiben müssen — nämlich dass bürokratische Hürden, die die Zulassung verzögerten, beseitigt wurden.“
Wie der Arzt weiter ausführt, heißt es jedoch nicht, dass aufgrund der Rekordzeit, in der der Impfstoff entwickelt wurde, er weniger sicher ist. Die Idee, mit Volldampf zu impfen und die Ansteckungen zu begrenzen, ist der Ansatz, der gerade in Israel gefahren wird, berichtet unser Kollege Dragoş Ciocîrlan aus dem Nahostland:
Die Bevölkerung war aufgeschlossen und hat verstanden, dass das Impfprogramm zweckdienlich ist. Der Epidemie Einhalt zu gebieten, heißt, die Wirtschaft bis Ostern wieder zu öffnen. Es wird davon ausgegangen, dass bis März quasi die gesamte Bevölkerung geimpft sein kann. Anders betrachtet ist es hier auch eine Frage der nationalem Sicherheit — öffentliche Gesundheit ist ein wichtiger Punkt in der Sicherheitsstrategie. Neulich begann auch die Impfaktion in den Streitkräften. Zahlen sind nicht bekannt, aber die Einheiten müssen einsatzbereit sein und sind es auch, wenn man die Fronten im Norden, Süden, Osten und dem Mittelmeer berücksichtigt. Die Leute drängen sich nicht vor, bei den Immunisierungsstellen läuft alles präzise ab — man prüft die Papiere, wird einer Impfungslinie zugeteilt, wo der Mitarbeiter zuerst ein Onlineformular ausfüllt und dann die Spritze setzt.“