Nach Brexit: Was kommt auf EU-Bürger in Großbritannien zu?
Der Brexit hat unklare Folgen für die Menschen in Großbritannien – nicht nur für die Briten selbst, sondern auch für EU-Bürger, die im Land leben und sich nun auf die neue Situation einstellen müssen.
Corina Cristea, 13.03.2020, 16:47
Ungefähr 500.000 Rumänen in Großbritannien haben den Aufenthaltsstatus innerhalb des Registrierungssystems beantragt, den die britischen Behörden den europäischen Bürgern zur Verfügung stellen, die im Vereinigten Königreich nach dem 31. Dezember 2020 leben möchten — denn an diesem Tag endet die Übergangsfrist laut Brexit-Verhandlungen.
Höchstwahrscheinlich wird die Zahl aber höher ausfallen, da die Antragsfrist für europäische Bürger, die sich bis zum 31. Dezember 2020 im Vereinigten Königreich aufhalten, erst am 30. Juni 2021 endet. Der Koordinator der Konsularabteilung der rumänischen Botschaft in London, Robert Marin, der auch die Brexit-Abteilung leitet, weiß mehr:
Bis zum Ende dieses Zeitraums können sie vorerst unter den gleichen Bedingungen wie zuvor hier arbeiten. Die einzige Bedingung ist, dass sich rumänische Staatsbürger im Hoheitsgebiet Großbritanniens mit dem neuen Status registrieren, der durch das Rückzugsabkommen Großbritanniens aus der Europäischen Union geregelt wird. Grundsätzlich muss eine Reihe von Schritten durchlaufen werden, die die Überprüfung der Identität, die Überprüfung des derzeitigen Wohnsitzes und die Überprüfung der Vorstrafen umfassen. Somit erlangen EU-Bürger entweder den sogenannten Settlement-Status einer Person, die im Hoheitsgebiet des Vereinigten Königreichs ansässig ist, wenn sie sich 5 Jahre oder länger ununterbrochenen in Großbritannien aufgehalten hat, oder sie können den Status eines Presettlements bekommen, wenn sie diesen Zeitraum von fünf Jahren noch nicht voll haben. Anschließend sind sie in der Lage, diesen Zeitraum auf fünf Jahre zu ergänzen, und so den Presettlement-Status in den Status des Settlement umwandeln.“
Nach mehreren Verzögerungen verließ das Vereinigte Königreich die Europäische Union Ende Januar und beendete die 47-jährige Mitgliedschaft im EU-Block. Sobald die Würfel gefallen waren, hat London beschlossen, seine Standards für diejenigen zu überdenken, die in seinem Hoheitsgebiet arbeiten möchten und nicht in einer der erwähnten Situationen sind. Unter anderem müssen sie nach dem Plan der britischen Regierung feste Arbeitsangebote nachweisen. Was bedeutet das? Robert Marin, Koordinator der Konsularabteilung der rumänischen Botschaft in London erklärt:
Feste Stellenangebote britischer Arbeitgeber sind nötig — denn im Grunde genommen haben die europäischen Bürger keine Möglichkeit mehr, nach dem 1. Januar 2021, dem Ende der Übergangszeit, nach Großbritannien zu reisen und aktiv nach einem Job zu suchen, in dem Sinne, dass man auf die Straße geht und ein Geschäft sieht, das einen Mitarbeiter benötigt, und sich auf diesen Job bewerben könnte. Dieses Stellenangebot muss vor der Ankunft in Großbritannien vorliegen. Wir müssen allerdings zwischen der Übergangszeit, in der wir uns gegenwärtig befinden, bzw. der Zeit danach, also nach dem 1. Januar 2021 unterscheiden. Im Moment sind die Rechte der europäischen Bürger, einschließlich der rumänischen Bürger, einschließlich des Rechts, in Großbritannien zu arbeiten, noch die gleichen wie damals, als das Vereinigte Königreich Teil der EU war. Während dieser Übergangszeit können alle rumänischen Staatsbürger, die sich im Vereinigten Königreich befinden, bzw. diejenigen, die bis zum Ende der Übergangszeit bzw. am 1. Januar 2021 hier ankommen, mit den gleichen Rechten weiterarbeiten.“
Zusätzlich zu festen Stellenangeboten müssten diejenigen, die in Großbritannien leben und arbeiten möchten, bestimmte Lohnanforderungen erfüllen und Englisch sprechen. Unser neues Einwanderungssystem wird den Hahn für billige, gering qualifizierte Arbeitskräfte zudrehen. Ab dem nächsten Jahr müssen alle Facharbeiter genug Punkte vorweisen, um in Großbritannien arbeiten zu können“, sagte die britische Innenministerin Priti Patel der Zeitung The Sun“. Der Einwanderungsreformplan ist angelehnt an das australische Punktesystem. Punkte gibt es für ein festes Stellenangebot bei entsprechender Qualifikation des Arbeitnehmers, für ein Jahresgehalt von mindestens 25.600 Pfund und für gute Englischkenntnisse. Personen mit Gehältern zwischen 23.000 und 25.600 Pfund können unter bestimmten Bedingungen Punkte erhalten; Personen, die in Sektoren mit Arbeitskräftemangel arbeiten, erhalten doppelt so viele Punkte; und Bewerber mit einem hohen Bildungsniveau erhalten ebenfalls zusätzliche Punkte.
Europäische Bürger, die den Status settled“ oder presettled“ erhalten haben, können nach Ablauf der Übergangszeit auf der Grundlage des Reisepasses und des Personalausweises in Großbritannien bleiben — laut Brexit-Vereinbarung kann der Personalausweis für weitere 5 Jahre verwendet werden. Für alle anderen wurde seit den Verhandlungen auf EU-Ebene eine Verordnung verabschiedet, die auf gegenseitiger Basis die visumfreie Einreise in die EU und in das Vereinigte Königreich für einen Zeitraum von maximal drei Monaten ermöglicht.