Nach Anschlag in Istanbul: Kommt der Terror verstärkt nach Europa?
Das Attentat am Atatürk-Flughafen in Istanbul war der sechste Terroranschlag in der Türkei in diesem Jahr. Die blutige Terrorbilanz lautet dutzende Tote und hunderte Verletzte.
Corina Cristea, 08.07.2016, 17:45
Der türkische Botschafter in Bukarest, Osman Koray Ertaş, erklärte: Wir geben nicht nach, wir werden uns weiter als ein starkes, demokratisches und wirtschaftlich prosperierendes Land entwickeln.“ Er fügte hinzu, die radikale Bewegung, die für den Angriff auf den Atatürk-Airport in Istanbul verantwortlich ist, habe zum Ziel, die modernen Werte zu zerstören, die das Land zusammen mit den europäischen Partnern teile. Osman Koray Ertaş erinnerte daran, dass die Türkei während der Zeit das Ziel mehrerer terroristischen Organisationen gewesen sei: Das Jahr 2015 war für unsere Nation ein sehr schwieriges, weil wir ein Ziel für terroristische Gruppierungen, die aus unterschiedlichen Gründen gehandelt haben, gewesen waren. Das schließt auch den Terrorismus der PKK ein, gegen den wir seit Jahrzehnten kämpfen. Wir kämpfen ebenfalls gegen den neuen Daesh-Terrorismus.“
Der Angriff beweist, dass der Terrorismus keine Religion hat, erklärte weiter der türkische Botschafter in Bukarest, Osman Koray Ertaş, und erwähnte die Tatsache, dass die meisten Tote auf dem Atatürk-Flughafen Muslime seien. Deshalb sei es falsch, den Terrorismus einer Religion zuzuordnen. Ausdrücke wie islamischer Terrorismus“ oder radikaler islamischer Terrorismus“ würden nur der Propaganda der radikalen Gruppierungen helfen. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan sagte über den Angriff auf den Atatürk-Airport folgendes: Ich hoffe, dass der Anschlag am Atatürk-Flughafen ein Wendepunkt für die Welt, vor allem für die westlichen Staaten ist, gemeinsam gegen den Terror zu kämpfen.“ Die Sicherheitsmaßnahmen wurden wie nach jedem Terror-Angriff verstärkt. Experten zufolge können nur politische Lösungen, die für die Konfliktzonen wie Syrien und Irak verhandelt wurden, eine Änderung in der Bekämpfung des Terrorismus bringen. Der rumänische Europarlamentarier Ioan Mircea Paşcu, ehemaliger Verteidigungsminister, erklärte für Radio Rumänien, warum die Türkei unter derartigen Angriffen leidet:
Die Türkei liegt viel näher dran an dem, was in Syrien passiert, und viel näher am Schauplatz lokaler Konflikte. Deswegen ist die Türkei ein Ziel. Es geht auch um einfachere Aktionsmöglichkeiten derjenigen, die aus der Gegend kommen, die sonst einen ganzen Erdteil überqueren müssten. Es ist nicht das erste Attentat dieser Art. Die Verantwortung der Attentate wurde nicht nur von den Kurden, sondern auch von den Extremisten der Terrormiliz Daesh für sich beansprucht.“
Der Terrorismus bedroht konstant auch den Westen Europas. Die Fußball-EM 2016 steht im Schatten der Angst vor dem Terror. Kann Frankreich die Sicherheit der 10 Millionen Touristen sichern? Frankreich befindet sich seit mehr als einem Jahr in Alarmbereitschaft und hat mehrere Lösungen erarbeitet, damit keine tragischen Vorfälle auf den Straßen oder in den Stadien passieren. Rund 100 Tausend Polizisten, Militärs und private Sicherheitsfirmen sorgen für die Ordnung während der Europameisterschaft. Man spricht von Null-Toleranz gegenüber jedweder Person oder verdächtigten Geste, zum Einsatz kommen Körperdurchsuchungen und Anti-Drohnen-Technik. All diese Sicherheitsmaßnahmen sind die Folgen der Attentate in Frankreich im vergangenen Jahr.
Frankreich müsse seine Nachrichtendienste neu organisieren, so eine parlamentarische Untersuchungskommission, die sich sechs Monate lang mit der Untersuchung der Attentate beschäftigt hat. Die Antiterroreinheiten seien unkoordiniert vorgegangen und hätten sich zum Teil gegenseitig behindert. 147 Tote und über 500 Verletzte war die blutige Bilanz. In Frankreich schlagen die Autoren des Untersuchungsberichts die Bildung einer übergeordneten Nationalen Agentur der Terrorbekämpfung (ANLA) vor. Sie soll die diversen Einzelkompetenzen anderer Organisationen gerade auch im Hinblick auf zukünftige Terroranschläge bündeln und Ordnung in deren bürokratisches Dickicht bringen und nach dem amerikanischen Modell des Nationalen Antiterrorzentrums arbeiten, das nach dem 11. September gegründet wurde.
Der deutsche Bundesminister des Innern Thomas de Maizière erklärte nach den Terror-Angriffen in Brüssel, die europäischen Länder müssen über eine bessere Konnexion und einen besseren Austausch der Informationen aus den jeweiligen Ländern verfügen. Laut dem Bundesinnenminister stelle Europa und Deutschland ein Ziel für die Terroristen dar. Einige meinten, dass die Drohungen sich im Kontext der militärischen Erfolge in Syrien und Irak mildern werden. Nach Thomas de Maizière stehen die Sachen gar nicht so. Er meint, es gehe um einen asymmetrischen Effekt: Wenn die Terrororganisation Islamischer Staat geschwächt ist, wird sie versuchen, den Konflikt ins Ausland zu versetzen.