Minister Burduja: Gas-Pipeline Neptun Deep macht Rumänien zum wichtigen Energieversorger Europas
Mit der neuen Gaspipeline soll Rumänien eine wichtige regionale Rolle spielen könnenn, denn die Nachbarstaaten sollen ebenfalls Gas aus dieser neuen Quelle beziehen.

Corina Cristea, 11.04.2025, 15:06
„Wir sind dabei, Geschichte zu schreiben. Un das gegen alle Hindernisse und Drohungen einiger Akteuere, die alles tun würden, um Rumänien daran zu hindern, ein Anbieter von Energiesicherheit für Europa zu werden. Wir haben versprochen, dass wir nicht aufhören werden, und das tun wir auch: bis zum Ende, für ein unabhängiges und starkes Rumänien“ – so lautet die Botschaft des Ressortministers Sebastian Burduja, nachdem im März die Bohrungen im Perimeter Neptun Deep, 160 Kilometer von der Küste, begonnen hatten. Gas aus dem Schwarzen Meer bedeute für Rumänien mehr als 20 Milliarden Euro, so Burduja, aber auch „das Durchbrechen der Ketten, mit denen Russland Europa von seinem Gas abhängig gemacht hat“. Um das Projekt zu entwickeln, investieren OMV Petrom – der größte integrierte Energieproduzent in Südosteuropa – und Romgaz – Rumäniens größter Produzent und Hauptlieferant von Erdgas, an dem der rumänische Staat mit 70 % der Anteile der Hauptaktionär ist – gemeinsam bis zu 4 Mrd. EUR.
„Diese Tiefsee-Gasreserven im Schwarzen Meer wurden schon vor 1989 entdeckt. Später hat Rumänien versucht, Investoren anzuziehen”, erinnert Sebastian Burduja: „Es gab eine ganze Geschichte mit dem Offshore-Gasgesetz, nachdem das große amerikanische Unternehmen, das an dem Projekt beteiligt war, Exxon, seinen Anteil verkaufen wollte. Romgaz übernahm diesen Kauf und der rumänische Staat verpflichtete sich, sich am Projekt zu beteiligen, und zwar durch dieses große rumänische Unternehmen, das damals eine Milliarde Dollar investierte und den Anteil von Exxon kaufte. Zusammen mit OMV Petrom, einem Unternehmen, an dem der rumänische Staat noch immer mehr als 20 Prozent der Anteile hält, begann er mit den Investitionen. Im Jahr 2027, zu Beginn des Jahres, wenn nicht sogar noch früher, werden wir die ersten Moleküle rumänischen Gases aus dem Schwarzen Meer im nationalen Transportsystem haben. Das bedeutet, dass erstens eine Menge Geld in den Haushalt fließt, so dass bei einer Investition des rumänischen Staates in Höhe von mehreren Milliarden Euro die Rendite dieser Investition wahrscheinlich mehr als zehnmal so hoch sein wird. Zweitens sind wir Lieferanten von Energiesicherheit für die gesamte Region, wir verdoppeln unsere Gasproduktion, wir sind praktisch schon der führende Gasproduzent in der EU, aber in nur wenigen Jahren werden wir in der Lage sein, unsere Produktion zu verdoppeln, und wir werden auch in der Lage sein, den Inlandsverbrauch zu decken, Industrien, die Gas verbrauchen, wiederzubeleben, zum Beispiel die Produktion von chemischen Düngemitteln, aber auch zusätzliche Mengen zu haben, um sie zu einem guten Preis in andere Länder der Region zu exportieren, die heute aus Russland importieren.“
Inwieweit wird die Neptun Deep Pipeline den europäischen Energiemarkt beeinflussen? Zunächst einmal wird das Gas von dort viel für den rumänischen Markt bedeuten, sagt auch Eugenia Gusilov, Gründerin und Direktorin der Forschungs- und Analysegruppe Romania Energy Center (track): “Im Grunde genommen werden wir keine Gas-Importeure mehr sein. Im Gegenteil, es kann sein, dass wir noch etwas für den Export übrig haben. Das bedeutet, dass wir eine regionale Rolle spielen können. Das bedeutet auch, dass einige, wenn nicht alle unsere Nachbarstaaten Gas aus dieser neuen Quelle, der Neptun-Deep Pipeline, beziehen können. Die Produktion geht derzeit in Europa zurück und der Gasverbrauch sinkt tendenziell, so daß uns dieses große Projekt in eine etwas vorteilhafte Situation setzt.“ Schätzungen gehen davon aus, dass die Pipeline Neptun Deep, nachdem sie das Produktionsplateau erreicht, jährlich etwa 8 Milliarden Kubikmeter Gas zur rumänischen Gasproduktion beitragen wird. Mihnea Cătuți, Direktor für Forschung und Entwicklung bei Energy Policy Group sagte seinerseits: „Diese Lagerstätte ist für die regionale Wirtschaft sehr wichtig.
Das liegt daran, dass wir auf dem westlichen Balkan von einem ziemlich starken russischen Einfluss sprechen, dem man begegnen kann, indem man den Gasverbrauch in dieser Region teilweise ersetzt. Ich denke, das sollte das Hauptziel für das Gas sein, das dort gefördert wird, denn wir können nicht die gesamte industrielle Entwicklung darauf aufbauen, wie wir in letzter Zeit immer wieder hören. Das liegt daran, dass der Schwerpunkt in Europa derzeit auf der Senkung des Gasverbrauchs liegt, denn Europa importiert heute etwa 90 % des von ihm verbrauchten Gases. Ähnlich geht es angesichts der Ölproduktion und des Ölverbrauchs. Die EU ist also strategisch verwundbar, wenn es um Kohlenwasserstoffimporte geht, und die Förderung von 8-10 Milliarden Kubikmetern pro Jahr aus der Neptun-Tiefe ändert dieses Bild nicht grundlegend. Europa verbraucht etwa 330-350 Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Aus diesem Grund werden die Gaspreise wahrscheinlich auch nicht sehr stark sinken“. Wir sollten, so Mihnea Cătuți, „den strategischen und sicherheitstechnischen Nutzen auf regionaler Ebene betrachten und weniger die Idee, gasintensive Industrien neu zu erfinden, da diese Vorkommen nicht versprechen, die negative Handelsbilanz Europas in Bezug auf Erdgas zu ändern“.