Laser-Projekt ELI setzt Rumänien auf Weltkarte der Wissenschaft
Südwestlich von Bukarest wird der größte Laser der Welt gebaut. Das ELI-Projekt soll unter anderem Forschern helfen, Krebs ohne Nebenwirkungen zu behandeln und die Entstehung vieler Elemente des Periodensystems zu verstehen.
Corina Cristea, 21.08.2015, 19:39
In der Nähe von Bukarest, in Măgurele, entsteht ein weltweit riesiges Laserforschungsprojekt. Der hiesige Laser soll zur Behandlung von Krebs beitragen und bei der Identifizierung von radioaktiven Stoffen helfen. Weiter sollen mit Hilfe des Lasers elektonische Satelliten-Schaltungen getestet werden und Experimente betreffend die Entstehung der Elemente des Universums durchgeführt werden. Nicolae Zamfir, Direktor des Atomphysik-Instituts in Măgurele und Chef des Laserforschungasprojekts ELI (Extreme Light Infrastructure — Nuclear Physics) erklärte in einem Interview mit Radio Rumänien International:
Die Idee des ELI-Projekts entstand vor 9 Jahren, im Jahr 2006. Damals hat eine Gruppe europäischer Forscher und Physiker aus dem Laser-Bereich unter der Leitung des Professors Gerard Mourou — ein Franzose, der mehr als 20 Jahren in den USA verbracht hatte — diese Ideen und Bemühungen der europäischen Forscher zusammen gebracht. Das ELI-Projekt wurde auf die Liste europäischer Megaprojekte gesetzt. Das sind die großen Projekte in Europa der nächsten 20-30 Jahre. Die Liste enthält 36 Projekte, eines davon sah den Bau eines Lasers, der 1000 Mal stärker sein sollte als alle bisherigen. Kurz danach hat die EU-Kommission die erste Phase finanziert. Es handelte sich um die Vorbereitungsphase, in der die europäische Forschergemeinde die Details bestimmen musste — wie und wo der Laser gebaut werden soll. Der Vorschlag wurde anschließend von den Forschungsministern der EU im Jahr 2009 genehmigt.“
Kein Staat, sei dieser auch entwickelt, kann sich leisten, etwas zu bauen, das Milliarden Euro kostet. Man hat entschieden, Elemente des ELI-Projekts in drei osteuropäischen Ländern, die Stukturfonds bekommen können, zu bauen, diese sind Tschechien, Ungarn und Rumänien. Laut Spezialisten, gab es drei Hauptgründe, dieses große Projekt auf der Platform in Măgurele zu implementieren. Der erste Grund ist die lange technische und wissenschaftliche Tradition in Măgurele, 60 Jahre Physik. Der zweite Grund betrifft die vielen Forschungsinstitute vor Ort: Das Institut für Atom-Physik und Ingenieurwissenschaft, das Institut für Laser-Physik, Plasma und Strahlung, das Institut für Materialphysik, das Institut für Optoelektronik, das Institut für Physik der Erde und die Physik-Fakultät der Bukarester Universität. Der dritte Grund war die Tatsache, dass Rumänien Anfang der 1960er Jahre das vierte Land weltweit war, das einen Laser gebaut hat. Dieser wurde beim Institut für Atomphysik in Măgurele gebaut. Das Prestige Rumäniens im wissenschaftlichen Bereich habe eine sehr große Rolle gespielt, sagt Nicolae Zamfir. Rumänien spiele in der ersten Liga der wissenschaftlichen Forschung:
Das ELI-Projekt ist sehr wichtig, sowohl für uns rumänische Physiker in Măgurele als auch auf europäischer Ebene und weltweit. Es ist ein Projekt, das uns akademisch in eine privilegierte Position bringt, denn alle schauen auf Măgurele. Es ist ein völlig neues Instrument, die Erwartungen sind sehr groß. Wenn man über ein solch starkes Instrument verfügt, mit solch guten Leistungen, erwartet man völlig neue Ergebnisse. Neues bedeutet in der Physik neue Gesetze, neue Studien, neue Anwendungsbereiche, es ist nicht zu vernachlässigen. Das ELI-Projekt stellt Rumänien auf eine prestigevolle Karte und hilft uns bei der Integration in dieses globale Netz.“
Die Krebs-Behandlung ohne die Nebenwirkungen der Chemoterapie oder der Scanner für radioaktive Abfälle sind zwei der Anwendungen, die die in Măgurele arbeitenden Forscher in 10-20 Jahren voraussehen. Zudem wird es möglich sein, die elektronischen Satelliten-Schaltungen zu testen. Weiter soll der Laser den Forschern ermöglichen, mehr über die Entstehung der Elemente des Universums zu verstehen. Die Wissenschaftler wissen jetzt, wie die Elemente des Periodensystems bis Eisen entstanden. Man weiß aber nicht, wie sich die anderen gebildet haben. 250 neue Jobs werden zudem entstehen. 60 wurden bis jetzt besetzt. Nicolae Zamfir dazu:
Wir verfügen über Forscher, die für jedwelches Institut oder jedwelche Universität weltweit geeignet sind. Es gibt drei Kategorien — es sind ein paar Forscher aus den rumänischen Instituten, sehr wenige, nicht weil sie sich das nicht wünschen würden oder die geforderten Standards nicht einhalten würden. Viele arbeiten schon als Forscher und sind mit ihrer Stelle zufrieden. Die zweite Kategorie sind die fremden Forscher, Polen, Bulgaren, Franzosen, Italiener, Engländer. Es gibt auch jeweils einen aus den USA, aus China, Indien, Japan. Insgesamt sind es etwa 30. Es gibt weiter mehr als 20 rumänische Forscher, die aus dem Ausland zurück gekommen sind und sich in unterschiedlichen Etappen ihrer Karriere befinden. Manche haben promoviert, manche haben ihre Habilitation abgeschlossen, manche sind Forscher an Universitäten, andere kommen aus dem privaten Sektor. Aus den USA haben wir ein paar ausgezeichnete Ingenieure, die dort knapp 20 Jahre lang gearbeitet haben.“
Das Laserforschungsprojekt ELI-NP soll im Jahr 2018 in Betrieb genommen werden.