Klimawandel: globale Erwärmung um mehr als 1,5 °C
Laut Experten könnte die Erwärmung um 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau mehrere Kipppunkte auslösen.
Corina Cristea, 16.02.2024, 21:41
Die Europäische Union hat sich verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu werden, und hat für 2030 ein erstes Zwischenziel festgelegt: Die Treibhausgasemissionen sollen um 55 % im Vergleich zu 1990 gesenkt werden. Für das nächste Etappenziel — 2040 — strebt die Europäische Kommission eine Nettoreduktion von 90 % an. All dies geschieht in einer Zeit, in der Extremereignisse wie Überschwemmungen, Dürren, Erdrutsche und Hitzewellen keine Ausnahme mehr sind. Wir erleben sie immer häufiger und intensiver, und sie halten immer länger an.
Die von Wissenschaftlern erhobenen Daten zeigen, dass die letzten neun Jahre die wärmsten waren, seit die Aufzeichnung von Wetterschwankungen gemessen werden. Der Klimanotstand ist somit offiziell verkündet worden, er wird von vielen Wissenschaftlern bestätigt und von der Zivilgesellschaft zunehmend akzeptiert, sagt Universitätsprofessor Mircea Duțu, Präsident der Ökologischen Universität, einer privaten Hochschule in Bukarest. Es sei jetzt an der Zeit, zu handeln, solange wir noch eine ausreichende Anpassungsfähigkeit haben. Sonst könnte der Klimawandel schwerwiegende Folgen für die heutigen und nächsten Generationen haben und sogar die Zukunft der Menschheit und alle Lebensformen bedrohen, die derzeit auf unserem Planeten existieren, so Professor Mircea Duțu:
Kürzlich hat die Weltorganisation für Meteorologie auf der Grundlage der Ergebnisse der wichtigsten Wetter- und Klimainstitute der Welt offiziell bestätigt, dass 2023 das mit Abstand wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen war, mit einer globalen Durchschnittstemperatur, die um 1,45 Grad Celsius höher lag als in der vorindustriellen Zeit. In der Tat kann das vergangene Jahr als Vorahnung der Katastrophen gesehen werden, die uns erwarten, wenn wir nicht sofort, entschlossen und konsequent handeln. Der Rekord des Jahres 2023 ist auf mehreren Ebenen feststellbar — der Durchschnitt der 12 Monate liegt weit über den vorherigen Rekordjahren 2016 und 2020, in denen die Temperaturen mit 1,29 Grad bzw. 1,27 Grad Celsius bereits über dem vorindustriellen Durchschnitt lagen. Jeder Monat von Juni bis Dezember 2023 brach absolute Welttemperaturrekorde, und die Messlatte von plus 1,5 Grad Celsius wurde im Dezember mit 1,78 Grad Celsius mehr gegenüber der vorindustriellen Ära übertroffen.“
Die Staats- und Regierungschefs der Welt haben sich 2015 im Rahmen des Pariser Abkommens verpflichtet, den langfristigen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen — die Schwelle, die als entscheidend für die Vermeidung einer Klimakatastrophe gilt. Doch nach der Rekordwärme im Jahr 2023 beginnt das Jahr 2024 pessimistisch: Noch nie war ein Januar so warm, und zum ersten Mal hat der Planet im Vergleich zur vorindustriellen Ära die 1,5-Grad-Wärmeschwelle in zwölf aufeinanderfolgenden Monaten überschritten. Nach den Daten der Europäischen Kopernikus-Sternwarte war die globale Lufttemperatur von Februar 2023 bis Januar 2024 um 1,52 °C wärmer als von 1850 bis 1900. Dies bedeute allerdings nicht, dass wir den 2015 in Paris festgelegten Schwellenwert von 1,5 °C überschritten haben. Dazu müsste dieser Grenzwert über mehrere Jahrzehnte hinweg konstant überschritten werden, sagte Richard Betts, Direktor für Studien zu den Auswirkungen des Klimawandels beim britischen National Met Office. Dennoch sei die derzeitige Entwicklung besorgniserregend. Was würde es für die Menschheit tatsächlich bedeuten, diese 1,5-Grad-Grenze zu überschreiten, und welche Auswirkungen könnte das haben? Professor Mircea Duțu von der Ökologie-Universität in Bukarest dazu:
Die Erwärmung um 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau könnte mehrere Kipppunkte auslösen, d. h. irreversible Veränderungen im Zustand des Klimasystems bewirken, die kaskadenartige Auswirkungen haben würden. Solche Meilensteine sind in einigen Teilen der Welt bereits überschritten worden und werden auch weltweit überschritten werden, wenn wir den Temperaturanstieg nicht auf das in den Bewertungen des Weltklimarates IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) vorhergesagte und im Pariser Abkommen offiziell verankerte Niveau bringen. Was die konkreten Folgen betrifft, so würde dies ein kettenartiges Artensterben, die Erschöpfung der Grundwasserbestände, ein beschleunigtes Abschmelzen der Gletscher und unerträgliche Hitzewellen bewirken. Dies käme einer Verringerung der Gebiete gleich, in denen Menschen normal leben können. Wenn Ernährungssicherheit nicht mehr gewährleistet ist und extreme Wetterphänomene zum Dauerzustand werden, sind die Folgen dramatisch. Nach Angaben der US-Weltraumagentur NASA könnten weite Gebiete im Iran, in Ägypten, im Jemen und in Saudi-Arabien bis 2050 für Menschen unbewohnbar werden.“
Die Schlussfolgerung von Professor Mircea Duțu klingt zwar dramatisch, ist aber nicht aus der Luft gegriffen. Bei den zitierten Messungen wurde sowohl der Lufttemperaturindex als auch der so genannte Index des nassen Thermometers berücksichtigt. Der letztere zeigt, dass eine hohe Luftfeuchtigkeit den Körper daran hindert, zu schwitzen, um sich abzukühlen. Bei über 35 Grad Celsius und hoher Feuchtigkeit kann es für empfindliche und ältere Menschen fatal sein.