Kapitalmärkte: Aufstrebender Sekundärmarkt Rumänien erlangt mehr Sichtbarkeit
Vor einem Jahr gab die Rating-Agentur FTSE Russell bekannt, dass sie den rumänischen Kapitalmarkt von einem marginalen Markt zu einem aufstrebenden Sekundärmarkt befördert habe.
Corina Cristea, 02.10.2020, 17:30
Der Termin für die Umsetzung war der September 2020. Die Entscheidung wurde nach drei Jahren der Überwachung getroffen. Dies sei ein Fortschritt für alle Unternehmen in Rumänien, so Radu Hanga, Chef der Bukarester Börse, der darauf hinweisen wollte, dass es hier nicht nur um den Kapitalmarkt gehe, sondern um Rumänien als aufstrebendes Land insgesamt:
Dies ist ein historischer Moment für uns als Land. Im Grunde wird damit unser Ranking weltweit angehoben. Indem wir es in die Rangliste der Schwellenländer geschafft haben, haben wir Zugang zu einem höheren Rang globaler Investoren, die viel wichtigere Finanzierungen verwalten und nach Investitionsmöglichkeiten suchen. Wir brauchen weiterhin starke rumänische Unternehmen, die an der heimischen Börse notiert sind. Wir haben bereits große Marken an der Börse notiert und wir möchten, dass mehr rumänische Unternehmen die Börse als Finanzierungsplattform nutzen, und wir brauchen mehr Investoren.“
Die Konsolidierung dieses neuen Status kann nur durch eine Erhöhung der Zahl rumänischer Unternehmen auf dem Markt erreicht werden, was bedeutet, dass rumänische Unternehmen an Wert und Stärke gewinnen und die rumänische Wirtschaft stärken werden. Zunächst werden drei der 370 in Bukarest notierten rumänischen Unternehmen als Akteure der aufstrebenden Märkte indexiert. Nuclearelectrica mit mehrheitlich staatlicher Beteiligung, und Banca Transilvania, das am meisten gehandelte Unternehmen an der Börse, sind zwei der wirtschaftliche Akteure, die für die Berechnung der Indices der aufstrebenden Märkte herangezogen wurden, während Teraplast Bistriţa in der Kategorie der Mikrounternehmen als relevant zählt. Dies sei ein großer Fortschritt für die gesamte rumänische Geschäftswelt, so Radu Hanga:
Dies ist ein großer Sprung, nicht nur für uns, die Bukarester Börse, sondern für das gesamte rumänische Ökosystem. Wir können sagen, dass eine Autobahn für uns geöffnet wurde, eine finanzielle Autobahn, die uns Zugang zu weltweit zirkulierendem Kapital verschafft, Kapital, das rumänischen Unternehmen, die unsere Börse nutzen, zur Verfügung stehen wird.“
Dieser neue Status bietet neue Möglichkeiten für Investitionen, und Experten sagen, dass dies in der gesamten rumänischen Wirtschaft zu spüren sein wird. Wirtschaftsanalyst Aurelian Dochia sagt, dass die Auswirkungen dieses Aufwärtstrends sowohl unmittelbar als auch langfristig, und zwar in dreifacher Hinsicht, spürbar sein werden:
Die direktesten und sichtbarsten Auswirkungen werden die Unternehmen selbst haben, sie werden höchstwahrscheinlich für ausländische Investoren sichtbarer sein, ihr Aktienkurs wird steigen und sie werden mehr Liquidität haben können. Ein zweiter Effekt wird, so glaube ich, allgemein auf die Börse selbst einwirken, weil dadurch die Aufmerksamkeit der Investoren auf den rumänischen Kapitalmarkt gelenkt wird. Eine dritte Ebene, glaube ich, sind die Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft Rumäniens, die in der Welt immer deutlicher sichtbar wird.“
Die Beförderung Rumäniens zum Status des aufstrebenden Marktes kann als Äquivalent zum EU-Beitritt gesehen werden, sagt Finanzminister Florin Cîţu, eine plötzliche Öffnung gegenüber einem viel breiteren Markt. In die FTSE-Russell-Liste aufgenommen zu werden, bedeutet, dass der rumänische Markt nur noch einen Schritt von Investitionen in Milliardenhöhe entfernt ist. Investoren suchen ständig Märkte, um Geld zu platzieren, es sind Milliarden im Umlauf, und Rumänien ist jetzt viel näher dran. Der Kapitalmarkt sollte ein Motor der Wirtschaft sein, der auch Versicherungsgesellschaften und Rentenfonds Ressourcen bietet. Nicu Marcu, Leiter der Finanzaufsichtsbehörde, sagte, dass der Finanzmarkt seine Rolle auf regionaler Ebene ausbauen sollte:
Die Bukarester Börse sollte zu einer regionalen Drehscheibe für die anderen südosteuropäischen Länder werden. Wenn sie dieses Ziel erreicht, könnte sie mit voller Kapazität an der wirtschaftlichen Entwicklung teilhaben, aber das erfordert mehr Liquidität, was wiederum bedeutet, bessere Vermögenswerte und mehr Sicherheit für die Marktteilnehmer anzubieten.“
Dies eröffne der Börse weitreichende neue Perspektiven und eine größere Sichtbarkeit, so der Finanzexperte.