Europäischer Gesundheitsdatenraum: Medizin der Zukunft
Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, dass aktualisierte Gesundheitsdaten für die Krisenbewältigung unerlässlich sind. Das gilt auch für die Wirksamkeit von Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Gleichzeitig hat die Pandemie zu einer beschleunigten Einführung digitaler Instrumente geführt. Dennoch gibt es nach wie vor komplexe Herausforderungen.
Corina Cristea, 22.11.2024, 13:18
Nach Aussage der unmittelbar Beteiligten bestehen weiterhin komplexe Hindernisse, die eine Auschöpfung des Potenzials digitaler Gesundheitsdaten erschweren.
Der Europäische Gesundheitsdatenraum wird ein wesentlicher Pfeiler der Gesundheitspolitik in der EU sein. Er soll existierende Hindernisse überwinden. Der Datenraum bietet den Rahmen für den Austausch gesundheitsspezifischer Daten. Die Nutzer sind Patienten und Ärzte, Forscher, aber auch politische Entscheidungsträger.
Cristina Berteanu hat einen Doktortitel in Gesundheitswissenschaften. Sie spricht von wesentlichen Fortschritten für die Gesundheit.
„Es ist der erste europäische Datenraum, der bei der Gesundheit ansetzt und das Paradigma völlig verändert – der Patient kann mit anderen Patienten in den Mitgliedstaaten, aber auch mit Ärzten in Rumänien und in der EU in Verbindung treten. Der Zugang zu diesen Daten durch Forscher oder politische Entscheidungsträger ist dann innerhalb eines rechtlichen Rahmens sehr gut geregelt.
Der Datenraum wird wichtige Fortschritte bei der Entdeckung neuer Moleküle, der Entwicklung von Strategien, einschließlich der Prävention und der personalisierten Medizin, bringen. Denn der Zugang zu anonymisierten Daten wird es ermöglichen, gezielte Behandlungen viel präziser und einfacher zu entwickeln.
Der europäische Datenraum muss bis 2025 funktionsfähig sein, die Arbeiten daran sind bereits im Gange. Dies wird eine umfassende Digitalisierung in allen Mitgliedstaaten voraussetzen. 207 Krankenhäuser in Rumänien haben Zugang zu Fördermitteln aus dem Aufbauplan für die Digitalisierung, hier hoffen wir Fortschritte zu erzielen.”
Zum einen wird es für Patienten einfacher, auf die Daten zuzugreifen und sie weiterzugeben. Zum anderen wird die Arbeit der Ärzte einfacher und effizienter – sie können in der Datenbank die Krankengeschichte des Patienten lesen. Diagnose- und Behandlungsentscheidungen werden dadurch fundierter getroffen, auch wenn sich die Patientendaten in einem anderen EU-Land befinden.
Durch die Unterstützung des Datenaustauschs werden Gesundheitsdienstleister außerdem überflüssige Untersuchungen vermeiden. Das ist nicht nur positiv für den Patienten, sondern auch billiger. Forscher werden effizienten Zugang zu größeren Mengen repräsentativer Daten bekommen. Dabei sorgt eine eigenständige Datenschutzorganisation für die Vertraulichkeit der Patientendaten.
Das gleiche gilt für Regulierungsbehörden und Entscheidungsträger. Sie werden anhand konkreter Daten die Gesundheitspolitik besser gestalten können. In Brüssel freut man sich schon auf verbesserte Gesundheitssysteme.
Elektronische Patientenakten, intelligente Krankenhäuser, Big-Data-Konzepte und der Einsatz von künstlicher Intelligenz sind Teil der Medizin der Zukunft. Und einige davon gibt es bereits in Rumänien. Das erste intelligente Krankenhaus in Rumänien – ein Pilotprojekt, das zur Digitalisierung des gesamten Gesundheitssystems beitragen soll – soll im siebenbürgischen Neumarkt entstehen. Was beinhaltet ein intelligentes Krankenhaus? -fragten wir die Gesundheitsexpertin Cristina Berteanu.
„Die elektronische Patientenakte, Telemedizin, Cybersicherheit, Einsatz von Robotern in der Chirurgie. Außerdem die Nutzung der virtuellen Realität zur Schulung von medizinischem Personal und Ärzten, das Konzept von Big Data und die Entwicklung von Algorithmen der künstlichen Intelligenz. Die Big Data stützen sich auf die Künstliche Intelligenz in verschiedenen Bereichen der Prävention, der Gesundheitsstrategie, der Qualität, der Genauigkeit und der Schnelligkeit der Ergebnisfindung.”
In Rumänien sind revolutionäre Technologien und künstliche Intelligenz in vielen Bereichen spürbar: in der Radiologie, der Bildgebung, der Strahlentherapie und der Datenerfassung. Die neuen Technologien helfen bei der Frühdiagnose von Krankheiten, der personalisierten Behandlung und der Entdeckung des molekularen Charakters von bösartigen Tumoren, erklärt Cristina Berteanu.