Emissionsreduzierung: Rumänien setzt weiterhin auf Erdgas
Die Netto-Treibhausgasemissionen der EU liegen um ein gutes Drittel unter dem Niveau von 1990. Das BIP ist im gleichen Zeitraum um zwei Drittel gestiegen. Dies zeigt, dass die Emissionen immer mehr vom Wirtschaftswachstum entkoppelt sind, so die Entscheidungsträger in Brüssel. Die grüne Energie kann allerdings noch nicht die hohe Nachfrage befriedigen.
Corina Cristea, 08.11.2024, 17:27
Im vergangenen Jahr hat die EU in Sachen Emissionsreduzierung einen Rekord verzeichnet: Die Emissionen sind um 8,3% gegenüber dem Vorjahr gesunken. Die Zahlen zeigen, dass die EU als Vorreiter der Energiewende derzeit für 6% der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Ihr Ziel ist es, die Emissionen um mindestens 55% bis 2030 zu reduzieren.
Im vergangenen Jahr wurde weltweit eine Rekordmenge an grüner Energie in Betrieb genommen, darunter mehr als 560 Gigawatt an erneuerbaren Energiekapazitäten, wie die Internationale Energieagentur mitteilte. Allerdings kann die saubere Energie die immer höhere Stromnachfrage nicht kompensieren, warnt die Agentur. Auch die Preise schwanken aufgrund geopolitischer Unsicherheiten, was die Anfälligkeit der Versorgung in Europa verdeutlicht.
In diesem Zusammenhang kann sich Rumänien als privilegiert betrachten – es verfügt über große Energieressourcen, einschließlich im Schwarzen Meer. Mit einer Produktion von 2,3 Milliarden Kubikmetern Gas im zweiten Quartal hat Rumänien die Niederlande überholt und ist nun der größte Gasproduzent in der Europäischen Union. George Niculescu, Vorsitzender der Nationalen Energieaufsichtsbehörde, lobt dabei die Anstrengungen der Erdgasproduzenten. Diese hätten es geschafft, den natürlichen Rückgang der Ressourcen durch Investitionen zu minimieren. Neben der staatlichen Gesellschaft Romgaz, hätten auch private Konzerne in die Erschließung von Ölfeldern investiert.
„Wir dürfen nicht vergessen, dass ab Juni 2022 eine zusätzliche Milliarde Kubikmeter in das nationale Fernleitungsnetz fließt. Das ist dank Black Sea Oil&Gas möglich geworden, einem Unternehmen, das Gas aus dem Schwarzen Meer fördert. Was bedeutet das für uns? In erster Linie unsere Position als regionaler Marktführer, als größter Erdgasproduzent in der EU.”
Dieser Status würde der rumänischen Energiepolitik ermöglichen, Einfluss auf die Region zu nehmen, sagt Niculescu, der Vorsitzende der Aufsichtsbehörde im Energiebereich. Rumäniens Stimme könne sich in Brüssel deutlich hörbar machen. Dadurch könnten die Bedürfnisse der rumänischen Wirtschaft und der Verbraucher in Rumänien besser erfüllt werden.
Aus einem Bericht der Europäischen Kommission ging kürzlich hervor, dass die Abhängigkeit der Union von russischem Gas deutlich gesunken ist. Lag diese im Jahr 2021 bei 45% der Gesamtproduktion, belief sie sich 2023 auf nur noch 15%. Das bedeutet, dass Europa jetzt etwa 12 Milliarden Kubikmeter russisches Gas pro Jahr erhält, während es vor 2-3 Jahren noch 155 Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland bezog. Und der Abwärtstrend in der Abhängigkeit hält an, behauptet Niculescu von der Aufsichtsbehörde im Energiebereich.
„Wir haben gesehen, wie schädlich diese Beziehung zwischen dem russischen Erdgas und den europäischen Volkswirtschaften ist bzw. war. Das sollte uns zu denken geben, wir müssen aus der jüngsten Geschichte lernen. Rumänien hat die Chance, zu 100% unabhängig von jeder Art von importiertem Erdgas zu sein. Ich bin sicher, dass wir im Jahr 2027 Erdgas aus der Lagerstätte Neptun Deep in das nationale Transportsystem einspeisen werden.”
Rumänien verfügt über Verbindungsleitungen zu all seinen Nachbarn. Die Kapazitäten belaufen sich auf 3.300 MW beim Export und 2.900 MW beim Import, erklärt George Niculescu. Damit die Energie jedoch ungehindert von der günstigsten Erzeugungsquelle bis zum Verbrauch fließen kann, müssten alle Länder der Region ihre Anstrengungen intensivieren.