ELI-Laseranlage bei Bukarest: Forschung und Regionalentwicklung sollen profitieren
Die größte Laseranlage der Welt wird in Măgurele bei Bukarest gebaut. Sie wird Forschungszwecken dienen und ist von großem Interesse für die Europäische Union, aber auch für den Rest der Welt.
Corina Cristea, 21.10.2016, 18:08
Der größte Laser der Welt, der sich auf der Măgurele-Plattform bei Bukarest im Bau befindet, muss bis 2019 fertig sein. Erwartet werden große Vorteile für Bereiche wie Medizin, Pharmaindustrie, Astrophysik oder Atomphysik. 310 Mio. Euro stehen für dieses Vorhaben im Spiel. Die Europäische Union sowie der Rest der Welt, woher die Forscher kommen, die auf der Plattform arbeiten werden, erwarten die Fertigstellung der Anlage mit großem Interesse. 50 Wissenschaftler wurden bis dato in Rumänien und aus dem Ausland kooptiert, um an diesem Projekt zu arbeiten. Das ist eines der Vorhaben, die für mich die Strategie der weltoffenen Wissenschaften definieren. Ich habe meine Karriere als Ingenieur gestartet, also kling dieses Projekt wie Musik in meinen Ohren“, erklärte der Europäische Kommissar für Forschung, Wissenschaft und Innovation Carlos Moedas neulich bei seinem Besuch der Anlage in Măgurele. Wichtig ist, dass die Informationen Menschen in ihrer einfachsten Form erreichen und sie unterstützen, sagte der Kommissar noch. Er sprach über eine Verkettung von wissenschaftlichen Entdeckungen. Wie viele von uns erinnern sich noch daran, dass die Entdeckung der Antimaterie zur Krebsdiagnose geführt hat oder dass wir heute alle GPS-Geräte in der Tasche haben, weil Einstein 1915 die Relativitätstheorie entdeckt hat.“ Carlos Moedas setzte sich für eine bessere Förderung des Vorhabens der stärksten Laseranlage der Welt ein. Diese betrachtet er als ein Bindeglied zwischen Wissenschaften und als einen Magneten für die Forscher:
Ich glaube, dass es ein sehr guter Anfang ist, denn es ist ein einzigartiges Vorhaben in Europa. Es ist ein Projekt für Europa und ich bewerte es als eines der bedeutendsten von denen, die wir auf dem Kontinent haben. Es ist eine Gelegenheit für Europa, sich als Wissenschaftsplattform zu etablieren. Das ELI-Projekt wird die Wissenschaft mit dem Alltag der Menschen verbinden. Wir müssen in Europa und weltweit mehr darüber sprechen, um möglichst viele Menschen anzuziehen, die hier Versuche durchführen. Wir müssen zeigen, wie wichtig es ist, die unsichtbare Welt ans Licht zu bringen.“
Der Komplex in Măgurele wird den Atomphysik-Teil des ELI-Projekts beherbergen. Das Kürzel ELI steht für Extreme Light Infrastructure (zu deutsch: Extreme Lichtinfrastruktur). Der rumänische Teil wird die anderen zwei Bestandteile ergänzen: die Strahlenwissenschaft mit hoher Energie in Prag und die Laserwissenschaft auf Attosekunden-Ebene (10-18 Sek.), also für sehr kurze Zeitspannen, die im ungarischen Szeged untergebracht werden soll. Die Anlage in Rumänien soll der tiefgründigen Erforschung der ultraintensiven, sichtbaren Strahlen, der Laserstrahlen und der unsichtbaren Gammastrahlen dienen. Die Stärke der Laser wird beeindruckend sein — jeweils 10 Millionen Milliarden Watt — oder umgerechnet die Leistung von 100.000 Milliarden 100-W-Birnen. Wenn der Laserpuls von einer solchen Stärke eine Sekunde dauern würde, dann würde man die ganze Energie benötigen, die weltweit während zwei Wochen erzeugt wird, um diesen zu versorgen. Das heißt über 1000mal mehr als die Nennleistung aller Kraftwerke der Welt. Da aber die Dauer des Laserpulses extrem kurz ist (einige Dutzend Femtosekunden, also Millionstel Milliardstel Sekunden), ist auch der durchschnittliche Energieverbrauch während des Betriebs vernünftig“, erklären die Fachleute. Das Vorhaben in Măgurele stellt ein Beispiel aus wissenschaftlicher und finanzieller sich dar, meint auch der Leiter des Instituts für Atomphysik, der sich auf derselben Plattform befindet, Nicolae Zamfir
Es ist wie ein Symbolvorhaben für die Europäische Kommission, es ist die erste Forschungsgroßinfrastruktur, die aus Fonds für Regionalentwicklung finanziert wird. Es ist eines der in Brüssel meistgeschätzten europäischen Projekte.“
Anwesend an einem Treffen zur Entwicklung dieses Vorhabens, war Premierminister Dacian Cioloş der Meinung, dass eine Involvierung der Lokalbehörden und der Geschäftswelt notwendig sei, um alle möglichen Vorteile des Lasers in Măgurele auszunutzen:
Dieses Forschungsvorhaben kann die Entwicklung der Technik bewirken, die Entwicklung des Hochschulwesens, einen Universitätscampus, die Einbeziehung von Startups und KMUs aus verschiedenen Bereichen, die die Technologie und die Möglichkeiten dieses Lasers ausnutzen werden. Es besteht bereits eine Architektur- und Städtebaustudie zur Entwicklung der betreffenden Zone. Wir haben auch eine Studie des wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungspotentials in der Region. Das Ziel ist, in einigen Monaten bis Mitte Dezember ein Führungskonzept dieses ganzen Projekts der Territorialentwicklung zu haben.“
Über sechs hundert Millionen Euro jährlich und rund sieben tausend Arbeitsplätze könnte die Investition in den Laser von Măgurele laut dem Premierminister auf lokaler Ebene bringen. In Rumänien möchte man über die Forschung und sogar über die angewandte Forschung hinausgehen, um diese Laseranlage auch als Quelle der Lokalentwicklung zu nutzen, so Dacian Cioloş. Ein Beispiel in diesem Sinne ist auch der Wettbewerb von Städtebauplänen, wodurch man den Neubau der Stadt Măgurele, um den großen Laser herum, anstrebt. Vier Studentinnen von der Bukarester Architekturuniversität haben den ersten Preis mit dem Entwurf Sun Valley gewonnen, der Straßen, Plätze und Parks beinhaltet und ein Gleichgewicht zwischen Technologie, öffentlichem Verkehr und Bürogebäuden herstellt.