Der Rückgang seit der letzten Volkszählung beträgt 1,1 Millionen Menschen, und seit 1990 hat das Defizit 4 Millionen Einwohner erreicht. Die Hauptursachen sind die Auswanderung in den Westen und die stetig sinkende Geburtenrate. Die trockenen Zahlen zeigen, dass die Bevölkerung Rumäniens seit 2011 um mehr als 5 % und seit 2002 um mehr als 12 % zurückgegangen ist und im Jahr 2021 das gleiche Niveau wie 1966 erreichte. Dieses Phänomen gibt es nicht nur in Rumänien, sondern in vielen osteuropäischen Ländern und es ist hier ebenso besorgniserregend wie in anderen Ländern, die damit konfrontiert sind. Auf Einladung von Radio Rumänien analysierte Tudorel Andrei, Präsident des Nationalen Instituts für Statistik INS, die Ergebnisse der Volkszählung und zeigte auf, dass sie das Phänomen des Rückgangs und der Überalterung der rumänischen Wohnbevölkerung verstärken: „Der Rückgang der Wohnbevölkerung ist kein Phänomen, das wir nur in Rumänien, sondern in den meisten osteuropäischen Ländern und, warum nicht, auch in entwickelten westlichen Ländern finden. Leider ist der Bevölkerungsrückgang in Rumänien, Bulgarien und Kroatien tatsächlich viel größer als in den übrigen Ländern des östlichen Kontinents. Die Ursachen sind vielfältig, und wir sollten sie in den verschiedenen Phasen der Transformation nach der Wende suchen. Die erste ist, dass wir in der ersten Phase eine starke Migration hatten. Im zweiten Teil, ab 2012-2013, ist das zurückgegangen, aber wir haben auch die andere Entwicklung im Zusammenhang mit Geburten und Sterbefällen. Vergessen wir nicht, dass Geburten- und Sterberaten zwei sehr komplexe Phänomene sind, die eine Trägheit haben, sich nur sehr langsam verändern und in der Regel eine zeitliche Verzögerung aufweisen. Was in der ersten Phase geschah, ernten wir, wenn ich so sagen darf, in dieser Phase. Dies sind also die beiden wichtigsten Erklärungen: Migration und natürliche Faktoren. Dreißig Jahre Transformation bedeuteten auch eine Veränderung im Verhalten der Bevölkerung in Bezug auf die erste Geburt in einer Familie und in Bezug auf die Anzahl der in einer Familie geborenen Kinder”, gibt INS-Chef Tudorel Andrei zu bedenken.
Für viele Frauen ist die Karriere heute wichtiger als noch vor zwei oder drei Jahrzehnten: Die Bildungs- und Berufschancen haben sich verbessert, und es wird mehr Zeit für die Ausbildung aufgewendet, so dass sich die Frauen später im Leben für die Mutterschaft entscheiden. In In der Familie hat ein hohes Einkommen einen größeren Einfluss auf die Entscheidung für ein Kind, und gut bezahlte berufliche Positionen sind oft mit Einbußen an Zeit und Energie verbunden. So entscheidet sich mehr als die Hälfte der rumänischen Paare für ein einziges Kind. Was mir auffällt, sagt Tudorel Andrei, ist der Rückgang der Wohnbevölkerung in der Altersgruppe der 15- bis 64-Jährigen. Der Anteil dieser Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung ist von 68 % im Jahr 2011 auf 64 % gesunken, was einem Rückgang um mehr als 1,4 Millionen entspricht. Dies ist meiner Meinung nach die wichtigste Information, die wir aus dieser Volkszählung mitnehmen, findet der Statistiker. Was kann aber getan werden, um diesen Prozess zu stoppen oder sogar umzukehren? „Wenn wir nur die internationale Migration betrachten, hat sie in der Tat stark abgenommen, ich könnte sagen, in den letzten fünf bis sechs Jahren sehr stark. Während wir nach dem Beitritt und in den ersten Jahren, 2007, 2008, sehr hohe Migrationszahlen hatten, sogar mehr als eine halbe Million Menschen in einem Jahr, ist die internationale Migration heute nicht so hoch. Doch leider hat der natürliche Faktor, zumindest auf der Ebene des Jahres 2021, den größten Anteil am Rückgang der Wohnbevölkerung. Wir sollten also nicht vergessen, dass sowohl Geburtenrate als auch Sterblichkeit zwei sehr komplexe Phänomene sind, die wir nicht von heute auf morgen ändern können. Wir müssen geduldig sein. Wenn wir in der nächsten Zeit Veränderungen im Verhalten der Bevölkerung erreichen wollen, müssen wir die Ergebnisse vielleicht in 10 oder 20 Jahren abwarten, aber wir sollten diese plötzlichen Veränderungen nicht über Nacht herbeiführen. Das ist in der Geschichte Rumäniens nämlich schon einmal passiert, 1967 — damals war es möglich, weil wir uns in einer totalitären Gesellschaft befanden. Die Ergebnisse sahen wir dann um 2006 – 2007, als die 1967, 68, 69 Geborenen in großem Umfang in die Länder im Westen des Kontinents auswanderten”, sagt Tudorel Andrei.
Der Verlust von 4 Millionen Bürgern in drei Jahrzehnten fordert bereits seinen Tribut auf dem Arbeitsmarkt, wo in bestimmten Sektoren wie der Gastronomie und dem Baugewerbe ein Mangel an Arbeitskräften herrscht. Auch das Rentensystem ist betroffen, denn Rumänien ist weit von dem idealen und nachhaltigen Verhältnis von vier Erwerbstätigen zu einem Rentner entfernt: In Rumänien kommen auf zehn Erwerbstätige neun Rentner. Was wird passieren, wenn die Entwicklung so weitergeht wie bisher? Was die Renten anbelangt, so wird ihr Etat bis 2030 nicht mehr in der Lage sein, die Zahlungen an die Senioren aufrechtzuerhalten, sagen Finanzfachleute. Andererseits wird die Gesundheitskrise vorübergehen, die Wirtschaft wird sich erholen und die westlichen Industrieländer werden wieder Arbeitskräfte benötigen, die sie hauptsächlich aus Osteuropa bekommen werden. Auch im Jahr 2030 könnte die Wohnbevölkerung Rumäniens laut INS etwa 18 Millionen betragen. Rumänien würde damit einen Platz in der europäischen Rangliste verlieren: Es wäre nicht mehr auf Platz sechs, sondern würde auf Platz sieben fallen, knapp unter den Niederlanden.