Arbeitsmarkt auf ausländische Gastarbeiter und rumänische Rückkehrer angewiesen
Im vergangenen Jahr wurden mehr als 10.000 offene Stellen für Ausländer ausgeschrieben, die in Rumänien arbeiten wollten. Die meisten Arbeitsnehmer kamen aus Vietnam, der Türkei, Sri Lanka oder China.
Corina Cristea, 01.03.2019, 17:30
Während auf dem rumänischen Arbeitsmarkt die Zahl der ausländischen Arbeitnehmer steigt, versucht das rumänische Arbeitsministerium, rumänische Arbeitskräfte, die in anderen Ländern der Europäischen Union tätig sind, zurückzugewinnen, um der Arbeitsmarktkrise entgegenzuwirken. Die von der Generalinspektion für Einwanderung in Bukarest vorgelegten Daten zeigen, dass sich Ende letzten Jahres über 120.000 ausländische Staatsbürger in Rumänien aufhielten, und mehr als die Hälfte von ihnen stammte aus Nicht-EU-Ländern. Und da die Schätzungen zeigen, dass immer noch ausländische Arbeitskräfte benötigt werden, hat die Regierung in diesem Jahr eine Quote von 20.000 neu aufgenommenen Arbeitskräften auf dem rumänischen Arbeitsmarkt genehmigt. Die Sprecherin des Generalinspektorats für Immigration, Ermina Mihai, erklärt :
Beim Treffen dieser Entscheidung hat das Generalinspektorat für Immigration mehrere Aspekte berücksichtigt: Das wirtschaftliche Entwicklungspotential Rumäniens, die Notwendigkeit der Bereitstellung von Arbeitskräften in einigen Tätigkeitsbereichen oder Berufen, die nicht von rumänischen Arbeitnehmern abgedeckt werden können, und die Vorbeugung der Schwarzarbeit. Die Einwanderungspolizei hat im vergangenen Jahr mehr als 7.000 Handelsunternehmen kontrolliert und 470 ausländische Bürger entdeckt, die ohne legale Dokumente arbeiteten.“
Während auf dem rumänischen Arbeitsmarkt die Zahl der hauptsächlich vietnamesischen Arbeitskräfte steigt, versucht das rumänische Arbeitsministerium rumänische Arbeitnehmer, die in anderen Ländern der Europäischen Union tätig sind, zurückzugewinnen, um der von der Auswanderung der Rumänen verursachten Arbeitsmarktkrise entgegenzuwirken. Die Ministerin für die Auslands-Rumänen, Natalia Intotero, weiß dazu mehr:
Infolge der Angaben aus den Ländern, wo rumänische Staatsbürger leben und arbeiten, wurde im Jahr 2017 durch einen Regierungsbeschluss die Strategie für die Auslands-Rumänen angenommen. Die Zahl der rumänischen Bürger, die im Ausland leben, wird auf etwa 10 Millionen eingeschätzt. Etwa 4 Millionen der im Ausland lebenden Rumänen gehören den historischen ethnischen Gemeinschaften an; der Unterschied macht die Diaspora aus. Wir wissen, dass die größte rumänische Gemeinde sich in Italien befindet — mehr als 1,2 Millionen angemeldete rumänische Bürger. In Spanien leben laut offiziellen Angaben etwa 1 Million Rumänen. Sehr viel gewachsen ist auch die Zahl der Rumänen, die in Großbritannien leben — über 410.000 angemeldete rumänische Bürger, fast so viele wie in Frankreich. Auch in Deutschland, Österreich, und in den skandinavischen Ländern haben wir beträchtliche rumänische Gemeinschaften.“
Warum gehen die Rumänen ins Ausland? Hauptsächlich aus wirtschaftlichen Gründen. Professor Daniel David von der Babeş-Bolyai-Universität in Cluj (Klausenburg):
Natürlich verlassen die Menschen ein Land, in diesem Fall Rumänien, in der Hoffnung, ein besseres Leben zu führen. Was bedeutet aber ein besseres Leben? Viele Menschen leben in Rumänien an der Armutsgrenze, sie sind verzweifelt und hoffen, im Westen ein normales Leben führen zu können. Es gibt aber auch Bürger, die auf ein relatives Wohlbefinden in Rumänien verzichten, weil sie mehr wollen; sie erhoffen sich ein höheres Maß an Lebensqualität, sie wollen höhere Lebensstandards. Viele junge Rumänen studieren im Ausland und bleiben dann in den Ländern, in denen sie studiert haben. Natürlich sind die Ursachen unterschiedlich und vielfältig. Und abhängig von den Ursachen können wir darüber nachdenken, was wir in den Bereichen Sozialpolitik und Arbeitspolitik tun können oder worauf wir hoffen können. Wenn die Menschen ihre Heimat aus Verzweiflung verlassen haben, oder auf der Suche nach einem mindestens anständigen Lebensniveau ins Ausland gegangen sind, so könnten sie durch eine kluge Arbeits- und Sozialpolitik überzeugt werden, zurückzukehren. Wenn aber die Rumänen auf einen relativen Wohlstand verzichtet haben, um im Ausland ein noch besseres Leben zu führen, oder wenn sie im Ausland studieren, würden viele von ihnen niemals nach Rumänien zurückkehren.“
Über die Grundbedürfnisse hinaus wollen die Rumänen sich bei den Behörden Gehör verschaffen, respektiert werden und qualitativ hochwertige Dienstleistungen bekommen. Die Ministerin für die Auslands-Rumänen, Natalia Intotero:
Wir können nicht sagen, dass in den letzten Jahren in Rumänien nichts unternommen wurde. Natürlich hat man etwas unternommen in dieser Hinsicht; man versucht, alle rumänische Bürger zu unterstützen, sowohl in Rumänien, um diesen Exodus zu stoppen, und auch, um die Rückkehr der im Ausland lebenden Rumänen durch verschiedene Projekte und Programme zu fördern. Es gibt auch Rumänen — eine genaue Zahl haben wir nicht –, die derzeit beschließen, für ein paar Monate, für einen gewissen Zeitraum, als Saisonarbeiter oder auf längere Zeit im Ausland zu arbeiten. Aber wir haben auch Bürger, die nach 10 oder sogar 14 Jahren nach Rumänien zurückgekehrt sind. Es gibt auch viele Rumänen, die nicht in die Heimat zurückkehren würden, aber bereit sind, mit ihren im Ausland gewonnenen Kenntnissen und ihrer Erfahrung zur Entwicklung Rumäniens beizutragen, und das ist sehr erfreulich.“