Anti-Aging-Medizin: Welche Faktoren beeinflussen das Altern?
„Jugend ist Optimismus, Wohlbefinden und ein Ziel, nach dem man strebt“ – dieses Credo liegt der Arbeit von Ana Aslan zugrunde, einer der weltweit bekanntesten Medizinerinnen und Pionierin der Langlebigkeitsforschung und der Alternswissenschaft. Bekannt für ihre Entdeckungen auf dem Gebiet der Anti-Aging-Medizin, darunter das revolutionäre Präparat Gerovital H3, hat Ana Aslan stets die Bedeutung des gesunden Alterns betont und dabei den Schwerpunkt auf Prävention und innovative Behandlungen gelegt.
Corina Cristea und Sorin Georgescu, 11.10.2024, 15:01
In den 1950er Jahren gründete Ana Aslan das Nationale Institut für Geriatrie und Gerontologie, das heute ihren Namen trägt. Es war das erste seiner Art in der Welt und entwickelte sich schnell zu einem Kompetenzzentrum. In den 1960er und 1970er Jahren kamen zahlreiche internationale Stars nach Rumänien und ließen sich Verjüngungskuren unterziehen, Staatsoberhäupter und anderen Prominente ließen sich die Präparate aus Bukarest zukommen. Der Schwerpunkt der Forschung von Ana Aslan lag auf Prävention, Anti-Aging-Behandlungen und gesunder Lebensweise – Konzepte, die auch heute noch gültig sind. Das Vermächtnis der rumänischen Medizinerin inspiriert weiterhin neue Generationen von Forschern und Klinikern, die nach Lösungen suchen, um die Gesundheit und Vitalität der Menschen im Alter zu erhalten.
Die Ärztin und Universitätsdozentin Luiza Spiru ist Präsidentin der Ana Aslan International Foundation und Mitglied einer WHO-Sachverständigengruppe, die an einer Neudefinition des Konzepts des aktiven Alterns arbeitet. Nach internationalen Normen kann das Altern nach dem 65. Lebensjahr beginnen, aber die Realität sieht ganz anders aus, sagt Luiza Spiru – Menschen können schneller altern als ihr chronologisches Alter. Und heute stünden wir vor einer weltweiten Pandemie der vorzeitigen Hirnalterung aufgrund von chronischem Stress, Angst und Depression. Mangelnde zerebrale und intellektuelle Betätigung sowie negative Gefühle wie Hass oder Egoismus führen zu einem frühzeitigen Ausbruch neurodegenerativer Erkrankungen, erläutertdie Medizinerin Luiza Spiru und weist darauf hin, dass immer mehr junge Menschen vorzeitig altern:
„Wir haben das Konzept des gesunden, personenzentrierten Alterns neu definiert. Der einzelne Mensch lebt nicht selbstständig, sondern ist in einem Ökosystem eingebettet und von allerhand Stressfaktoren umgeben. Das Leben, das ein Mensch führt, bestimmt, wie er altert. Und so wird diese Form des individuellen, personalisierten, ganzheitlichen Ansatzes mit individuellen Lösungen im Grunde zu der neuen Philosophie und dem neuen Konzept, das von der Weltgesundheitsorganisation in Angriff genommen und weltweit umgesetzt wird. Und jetzt hat auch Rumänien die Möglichkeit, von der Prävention chronischer Krankheiten zu profitieren, denn hier sind wir immer noch schlecht dran. Rumänien hat noch vieles nachzuholen in diesem Bereich, und zwar nicht nur bei der Ausbildung der medizinischen Teams und der Umsetzung dieser Politik für aktives und gesundes Altern, sondern auch bei der Bildung der Empfänger von Gesundheitsleistungen. Ein Land, dessen Bevölkerung in dieser Hinsicht ungebildet ist, kann sich keiner guten Gesundheit erfreuen.“
In einer Gesellschaft, die von Stressfaktoren überflutet wird, ist Bildung unerlässlich, betont die Forscherin Luiza Spiru. Heute gibt es Bluttests, die verschiedene Marker des biologischen Alterns messen und Aufschluss darüber geben, wie schnell eine Person altert oder ob sie ein höheres Risiko hat, eine chronische Krankheit zu entwickeln. Die Ärztin spricht im Folgenden über die Schlüsselfaktoren der Langlebigkeit:
„Menschen sind in erster Linie so, wie sie ihr alltägliches Leben führen. Auf individueller Ebene bedeutet es, sich um sich selbst zu kümmern, sich selbst zu lieben. Viele Menschen sagen, warum sollte ich mich selbst lieben, das ist doch purer Egoismus. Und ich sage: Doch, man kann im positivsten Sinne egoistisch sein. Es bedeutet, auf sich selbst zu achten, es bedeutet, nicht nur dann zum Arzt zu gehen, wenn man schwerkrank ist. Das hängt von jedem einzelnen von uns ab, und ich werde nie müde zu sagen, dass unsere Gesundheit von unserem Lebensstil bestimmt wird. Ich würde mir wünschen, dass Rumänien verstärkt auf der Weltkarte der sogenannte »blauen Zonen« erscheint. Das sind Regionen der Welt, in denen Menschen laut Forschern viel länger als der Durchschnitt leben. Im Jahr 2021 habe ich mit einem rumänischen TV-Sender für Dokus einen Film gedreht, in dem ich einige der blauen Zonen Rumäniens bereiste und Hundertjährige traf, Menschen, die über 99 Jahre alt sind und deren Lebensgeschichten für die heutige Jugend schwer nachzuvollziehen sind. Die jungen Generationen leben in einer Welt, die von der Informationstechnologie durchdrungen ist. Diese Hundertjährigen, die den Krieg erlebt haben, die alle möglichen materiellen Entbehrungen in Kauf nehmen mussten, sind im Angesicht des Lebens nie wankend geworden. Und sie knüpfen im hohen Alter immer noch soziale Kontakte, sie sind intellektuell aktiv und üben ihr Gehirn, auch wenn ihnen nicht bewusst ist, dass sie es tun. Sie ernähren sich gesund, genießen das Leben so, wie es ist, auch wenn sie auf ihrem Weg durch diese Welt geliebte Menschen verloren haben. Und sie haben immer noch Freude an allem, was sie tun. Sie freuen sich, wenn sie morgens aufwachen, freuen sich darüber, dass sie noch laufen können, dass sie sonntags in die Kirche gehen können und dass sie ihr ganzes Leben lang Verantwortung getragen und ohne mit der Wimper zu zucken Verantwortung übernommen und erfüllt haben. Verantwortung ist eine der großen Qualitäten der Menschen, die die Chance haben, aktiv und gesund zu altern.“
Die gute Nachricht ist, dass die durchschnittliche Lebenserwartung auch in Rumänien kontinuierlich steigt. Es sei jedoch wichtig, das Altern nicht dem Zufall zu überlassen, sagte noch die Medizinerin Luiza Spiru. Ihr Motto lautet: „Wir wollen lange und gut leben, in jeder Hinsicht unabhängig sein und im Alter nicht in eine graue Existenz schlittern.“