WM-Bronze: Handballerinnen holen nach zehn Jahren wieder Medaille
Rumäniens Handball-Damen haben sich bei der WM in Dänemark mit dem Gewinn der Bronzemedaille getröstet. Der letzte Medaillengewinn bei einer Weltmeisterschaft liegt genau zehn Jahre zurück.
Florin Orban, 21.12.2015, 18:35
Den größten Erfolg in einem Mannschaftssport aus rumänischer Sicht hatte 2005 ebenfalls die Handballmannschaft der Frauen erzielt. Bei der WM in Sankt Petersburg vor einem Jahrzehnt bezwangen sie in einem dramatischen Halbfinale den Erzrivalen Ungarn, um schließlich im Endspiel gegen den Gastgeber Russland deutlich zu verlieren Bereits damals waren drei Spielerinnen im rumänischen Kader, die auch bei der diesjährigen WM das kleine Finale um Platz drei bestreiten sollten: die Rückraummitte Aurelia Brădeanu, Torfrau Paula Ungureanu (damals Rădulescu) und Linksaußen Valentina Elisei.
Nach dem dramatischen Halbfinal-Aus in der Verlängerung gegen den späteren Weltmeister Norwegen, trat das Team des Schweden Tomas Ryde am Sonntagnachmittag noch einmal konzentriert auf. Im Spiel um Platz Drei ließen sie dem Gegner Polen so gut wie keine Chance. Das Endergebnis von 31:22 ist aussagekräftig genug. Beste Spielerin der rumänischen Mannschaft war während des gesamten Turniers die in ihrer Karriere immer wieder von Verletzungen geplagte Cristina Neagu. Sie war auch die Torschützenkönigin der WM mit 63 Treffern, davon 15 allein im Viertelfinale gegen den Gastgeber Dänemark. Erwartungsgemäß wurde Neagu außerdem zur besten Handballerin des Turniers gekürt. Dementsprechend gut gelaunt zeigte sich die Spielerin im Interview mit einem Privatsender.
Ich denke, das war eine große Leistung für den rumänischen Handballsport. Nach zehn Jahren haben wir erneut eine WM-Medaille erobert, auch wenn es diesmal nur für Bronze gereicht hat und nicht für Silber wie vor zehn Jahren. Ich danke all den Fans, die uns heute in der Halle angefeuert haben, den Fernsehzuschauern, die uns zu Hause die Daumen drücken und denjenigen, die uns immer unterstützen, unabhängig von unseren Ergebnissen.“
Eine der Leistungsträgerinnen der Nationalmannschaft war Torfrau Paula Ungureanu. Deren Paraden in den entscheidenden Spielmomenten trieben die ein oder andere Gegnerin zur Verzweiflung. Für die 35-jährige Ungureanu sei es der größte Erfolg ihrer Karriere, erklärte sie im Interview nach dem kleinen Endspiel.
Dafür habe ich Jahr für Jahr und Tag für Tag trainiert. Das ist der Traum eines jeden Sportlers, einmal in einem Endspiel zu stehen. Ich habe immer daran geglaubt und bin so stolz auf all das was wir hier erreicht haben. Niemand räumte uns echte Chancen ein und wir haben bewiesen, dass wir eine echte Mannschaft sind.“
Rumänien hätte bei dieser WM fast den Einzug ins große Finale geschafft. Am Freitag unterlagen Rydes Schülerinnen im Halbfinale Norwegen mit 33:35 nach Verlängerung. Beim Stande von 27:27 vergab Elisei in den Schlusssekunden der regulären Spielzeit aus einer aussichtsreicher Position den Treffer, der das Endspielticket gelöst hätte. Norwegen sollte schließlich am Sonntagabend das Finale gegen die Niederlande deutlich mit 31:23 für sich entscheiden. Der bittere Nachgeschmack ist auch bei Rumäniens Co-Trainer Costicǎ Buceschi geblieben.
Wir hätten das andere Finale bestreiten müssen. Das haben wir vor allem nach der Gruppenphase bewiesen, wir haben gezeigt, dass wir sehr gut spielen können, sowohl in der Abwehr als auch im Angriff. Wenn wir Norwegen geschlagen hätten, hätten wir heute eine große Chance auf die Goldmedaille gehabt, glaube ich. Aber wir sind mit unserer Leistung zufrieden. Das kleine Finale haben wir sehr gut gespielt, die Mädchen waren hervorragend, sie konnten sich wieder motivieren, zudem ist die WM-Bronze auf jeden Fall beachtlich. Die rumänische Mannschaft hat vor allem im mentalen Bereich große Fortschritte erzielt. Das war bislang das Problem, denke ich. Denn alle haben immer gesagt, dass wir über sehr gute Spielerinnen verfügen, aber dass es uns nicht gelingt, eine Mannschaft zu bilden.“
Das nächste Ziel für die Mannschaft sind die Olympischen Spiele in Rio. Der dritte WM-Platz berechtigt zur Teilnahme an einem der Qualifikationsturniere. Zusätzlich könnte Rumänien dabei Heimrecht genießen, was die Chancen auf die Olympia-Teilnahme positiv beinflussen würde.