Trotz Finalniederlage in Peking: Halep neue Nummer eins der Welt
Es ist ein historischer Moment für den rumänischen Tennissport: Trotz ihrer Finalniederlage in Peking wird Simona Halep am Montag zum ersten Mal als Nummer eins der Tennis-Welt geführt. Bereits nach ihrem Erfolg im Halbfinale war dies klargeworden.
Alex Sterescu, 08.10.2017, 18:54
Simona Halep ist die 25. Weltranglistenerste der Tennis-Geschichte. Bereits am Samstag stand mit dem Einzug ins Finale des Premier Mandatory-Turniers in Peking fest: Die Rumänin übernimmt ab Montag die Führung des Rankings und löst damit die Wimbledon-Siegerin aus Spanien Garbine Muguruza ab.
Halep, zuletzt an Position zwei geführt, schlug im Halbfinale von Peking am Samstagvormittag rumänischer Zeit die Lettin Jelena Ostapenko deutlich mit 6:2 und 6:4. Sie revanchierte sich damit für die überraschende Finalniederlage bei den French Open im Juni. Damals hatte Halep nicht nur ihren ersten Grand Slam-Erfolg sondern auch die Führung in der Weltrangliste verpasst. Letzteres holte die Rechtshänderin nun nach.
Und das sollte ihr nach einem Match gelingen, in dem sie mit der Ausnahme eines eigenen Aufschlagsspiels stets konzentriert und inspiriert aufspielte. Die Spielerin aus Constanţa ließ sich nie von ihrer starken Gegnerin dominieren. Auch wenn Ostapenko erneut spektakuläre Gewinnschläge hervorzauberte: Diesmal hatte Simona oftmals die richtige Antwort parat und übte bei jeder Gelegenheit Druck auf den zweiten Aufschlag der Lettin aus. Zudem schlug sie im Vergleich zum verlorenen French-Open-Finale selbst viel besser auf.
Laut Experten sei Haleps Aufschlag auch bei ihrem ersten Sieg über die Russin Maria Scharapowa zwei Runden zuvor der Schlüssel gewesen. Beim 6:2 und 6:2 im Achtelfinale hatte die Rumänin 74 Prozent ihrer ersten Aufschläge ins Feld gebracht und auch zum Ende hin die Nerven behalten. Schließlich hatte sie in sieben Anläufen gegen die Russin bislang immer den Kürzeren gezogen. Überhaupt sollten der 26-Jährigen unter der Woche mehrere Revanchen gelingen. Auch im Viertelfinale rächte sie sich für die bittere Niederlage gegen die junge Hoffnungsträgerin der Russen Darja Kassatkina in Wuhan die Woche zuvor. Hatte Halep dort noch mit 2:6 und 1:6 gegen die 20-Jährige verloren, entschied sie die Begegnung in Peking mit dem selben Ergebnis für sich.
Mein Traum ist wahr geworden“, sagte die sichtlich aufgewühlte Halep am Samstag: Im ersten Moment konnte ich es noch gar nicht zu hundert Prozent glauben, daher kamen mir die Tränen. Das ist der beste Augenblick in meinem Leben, den möchte ich am liebsten behalten. Aber ich habe noch mehr Träume für meine Karriere.“ Einer davon sei ein Triumph bei einem Grand Slam. Bislang stand Halep zweimal im Endspiel von Roland Garros (2014, 2017).
Ein kleiner Wermutstropfen für die neue Nummer eins der Welt folgte bereits am Sonntag: Die Rumänin musste sich im Endspiel des WTA-Turniers in Peking der Französin Caroline Garcia mit 4:6, 6:7 (3:7) geschlagen geben. Dabei zeigte sie dennoch eine solide Leistung, allein die wichtigen Punkte entschied die Gegnerin zu ihren Gunsten. Vorwerfen könnte sich Halep vielleicht die neun verpassten Breakchancen beim Stande von 3:3 im zweiten Satz. Garcia feierte dagegen ihren zweiten Turniererfolg innerhalb von acht Tagen. In Wuhan hatte sich die Französin im Finale gegen die Australierin Ashleigh Barty behauptet.
Halep wird indes also zum ersten Mal in ihrer Karriere an der Spitze des Rankings stehen und ist bereits die fünfte Nummer eins im Jahr 2017. Zuvor standen im Kalenderjahr neben Angelique Kerber (derzeit auf Position zwölf bestplatzierte Deutsche) auch Serena Williams (USA), Karolina Pliskova (Tschechien) und zuletzt die Spanierin Muguruza an der Spitze der Tennis-Welt. Es ist das erste Mal seit Einführung der Weltrangliste im Jahr 1975, dass innerhalb einer Saison fünf verschiedene Spielerinnen die Nummer eins innehatten.