Nach Endspiel-Pleite in Cincinnati: Halep erneut nicht Weltranglistenerste
Die Zwangsvorstellung von der Weltranglistenführung scheint Tennisprofi Simona Halep zu überwältigen. Jedesmal wenn sie einen Steinwurf von diesem Ziel entfernt ist, spielt sie plötzlich ängstlich und nur noch sichere Schläge. So auch in Cincinnati.
Alex Sterescu, 21.08.2017, 17:19
Simona Halep hat im Endspiel des WTA-Turniers von Cincinnati eine herbe Niederlage hinnehmen müssen: Gegen die Spanierin Garbine Muguruza unterlag sie nach nur 56 Minuten mit 1:6 und 0:6. Damit verpasst die Rumänin zum bereits dritten Mal in diesem Jahr die Chance, die Führung der Weltrangliste zu übernehmen. Hätte das Endspiel in Cincinnati für sich entschieden, wäre sie am heutigen Montag an der Tschechin Karoline Pliskova vorbei an die Spitze vorgerückt.
Doch nach der Leistung vom Sonntag hätte selbst Halep womöglich keine Ansprüche auf die Weltranglistenführung gestellt. Sie beendete das Match mit 18 unerzwungenen Fehlern, davon 11 mit der Vorhand. Das sollte ihr auch zum Verhängnis werden. Wenn die Rumänin ausnahmsweise den Ball nicht ins Aus oder ins Netz beförderte, landete er viel zu früh und zu mittig – das wusste die Wimbledon-Siegerin aus Spanien auszunutzen. Ideenlos und vielleicht einmal mehr von der Bedeutung des Moments erdrückt, gelang es Halep nicht das äußerst kompakte Gegenspiel Muguruzas zu kontrahieren. Wenig halfen ihr diesmal die Returns entlang der Linien, darüber hinaus stand sie bei ihrem zweiten Aufschlag stets unter Druck. Simona fand erst beim Stande von 0:3 im zweiten Satz zurück zu ihrer üblichen Form, die Spanierin brachte ihren Aufschlag erst nach 12 Minuten durch. Dabei wehrte sie auch die einzigen zwei Breakbälle ab, die Halep während des gesamten Spiels hatte.
Für Muguruza ist der Titel in Cincinnati eine weitere Bestätigung ihres Wimbledon-Triumphs, nach einer hervorragenden Woche, in der sie Siege gegen Madison Keys nach drei abgewehrten Matchbällen und gegen die Weltranglistenerste Pliskova feiern konnte. Jetzt ist die Spanierin in den Kampf um die Weltranglistenspitze mit eingestiegen, neben Pliskova, Simona und Svitolina. Bei den anstehenden US-Open hätten gleich sieben Spielerinnen die Chance auf den ersten Platz der Rankings, berichteten mehrere Tennisblogger auf Twitter. Dazu gehören, außer den genannten vier noch Caroline Wozniacki, Johanna Konta und Swetlana Kusnezowa. Als Kuriosum: das zweite Jahr hintereinander hat eine Spielerin mit dem Sieg in Cincinnati die Chance gehabt, die Weltranglistenspitze zu erobern. 2016 war die Deutsche Angelique Kerber im Finale an Pliskova gescheitert (3:6, 1:6), doch dann revanchierte sie sich mit dem Gewinn der US Open und wurde so zur Nummer 1. der Welt.
Bei der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Muguruza, war Halep einmal mehr sehr direkt und offen bei ihren Antworten, sie stand zu ihrer Niederlage:
Sie hat vor allem sehr gut gespielt. Sie hat den Ball sehr hart getroffen, nach einigen Spielen war auch mein Selbstvertrauen dahin. Ich habe mich bemüht, den Ball härter zu treffen, aber das ist mir nicht gelungen. Dann habe ich versucht, einen Schritt nach hinten zu gehen, was aber auch nicht geholfen hat. Ich habe keine Ahnung, was ich heute hätte besser machen können, ich glaube, sie war einfach zu gut. Es war anders als letzte Woche in Toronto, wo ich im Halbfinale den Ball gar nicht richtig gefühlt habe. Heute fühlte ich den Ball, aber ich konnte dem Tempo im Spiel nicht gerecht werden. Auch habe ich versucht, ihr Spiel zu spielen, also die Bälle zu hart zu treffen. Ich weiß nicht genau, was nicht funktioniert hat, aber ich weiß, dass ich das Spiel abhaken und weiter gehen muss, denn nächste Woche beginnt ein wichtiges Turnier. Ich will mich also nicht allzu sehr zurücklehnen und analysieren. Ich hatte ein schlechtes Gefühl auf dem Platz, einen schlechten Tag, aber das ist nur dieser eine Tag.“
Am 28. August beginnt in New York das letzte Grand Slam des Jahres, die US Open. Halep unterlag letztes Jahr im Viertelfinale in einem Dreisatzmatch an Serena Williams. Die beste Leistung der 25-Jährigen in Flushing Meadows stammt aus dem Jahr 2015, als sie an der späteren Gewinnerin Flavia Penetta aus Italien scheiterte.