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Handball-WM: Die „rumänische Art“ zu verlieren

Rumäniens Handball-Frauen waren eigentlich mit großen Hoffnungen zur WM nach Serbien gereist. Doch am Ende war alles wie gehabt, Rumänien scheiterte kläglich im Achtelfinale.Die Zeitungen schreiben erneut von der rumänischen Art“ zu verlieren.

Handball-WM: Die „rumänische Art“ zu verlieren
Handball-WM: Die „rumänische Art“ zu verlieren

, 21.12.2013, 10:00

Die ersten beiden Gruppenspiele waren ideal für das Aufwärmen. Im serbischen Novi-Sad gewannen die Schützlinge von Trainer Gheorghe Tadici im Schongang: zunächst gegen Tunesien mit 27:17, die zweite Partie gegen Australien erwartungsgemä‎ß noch deutlicher (32:13). Doch im dritten Spiel folgte die erste Feuerprobe gegen Deutschland und die erste Niederlage, die eigentlich einen Warnschuss hätte darstellen müssen. Gegen die starken deutschen Rückraumspielerinnen war kein Kraut gewachsen, die meisten Gegentore kassierte Rumänien aus der Distanz. Allein Susann Müller traf 11 Mal und auf der anderen Seite konnten die Abwehrschwächen der Deutschen nicht ausgenutzt werden. Zudem vergaben die Osteuropäerinnen nicht weniger als sechs Sieben-Meter-Würfe, das Endergebnis von 23:26 war die logische Folge davon.



Die ersten Zeichen von Unruhe machten sich im rumänischen Kader breit, denn schlie‎ßlich wollte man unbedingt den vierten Gruppenplatz und damit die als übermächtig geltenden Norwegerinnen im Achtelfinale vermeiden. Es folgte die einzige starke Leistung der Mannschaft bei dieser Weltmeisterschaft, ausgerechnet gegen den Gruppenfavoriten und Erzrivalen aus Ungarn. Mit einem geschlossenen Mannschaftsauftritt und vor allem einer aufmerksamen Verteidigung wurde der Gegner um Weltstar Anita Görbicz in die Knie gezwungen. Den Zwei-Tore-Rückstand zur Pause kompensierte Rumänien mit einer kampfbetonten Schlussphase, Torfrau Ungureanu war unbezwingbar und das Team setzte sich schlie‎ßlich mit 21:17 durch. Jetzt war Rumäniens Spielerinnen und Fans auf einmal in Feierlaune, man feierte bereits dem vermeintlichen Viertelfinale gegen Frankreich entgegen. Das letzte Gruppenspiel gegen Tschechien gewannen die Spielerinnen ohne sich allzu stark zu konzentrieren. Trotz einer teilweise chaotischen Vorstellung, bezwang Rumänien den Gegner mit 29:23 und wurde Gruppenzweiter.



Jetzt war klar, dass im Achtelfinale mit Polen eine lösbare Aufgabe wartete. Seit zehn Jahren hatte Rumänien gegen diese Auswahl nicht mehr verloren. Das Spielgeschehen schien die Statistik und die angebliche Überlegenheit der Mannschaft von Tadici zu bestätigen. Trotz guter Anfangsphase der Polinnen und einem 0:2 Rückstand, scheint an diesem Tag endlich die rumänische Offensive zu funktionieren. Vor allem die Welthandballerin von 2010, Cristina Neagu, die mehr als ein Jahr lang verletzt war, lief auf Hochtouren. Zwischen Minute 11. und der Pause trifft sie sechs Mal aus dem Rückraum, aus fast allen Positionen. Die zweite Halbzeit beginnt mit einem beruhigenden Vier-Tore-Vorsprung für Rumänien, der hätte höher ausfallen können, wenn die Mannschaft in Überzahl nicht zwei Gegentreffen kassiert hätte, ohne dabei selbst zum Torerfolg zu kommen. Aber egal, der Vorsprung wird so oder so ausgebaut, in der 35. Minute führt Rumänien mit 20:15. Eigentlich kein Grund zur Panik.



Dann aber zeichnet sich auf einmal die rumänische Art“ zu verlieren ab. Die Konzentration im Angriff schwindet, Kreisspielerin Grzyb erwischt einen exzellenten Tag bei den Konterangriffen. Auf einmal ist Polen nur noch zwei Tore hinter Rumänien. Einzig und allein Paula Ungureanu im Tor bringt ihre Leistung, sie wehrt einen Sieben-Meter-Wurf ab. Aber Polen gleicht aus, es ist die 54. Minute. Rumänien trifft ganze zehn Minuten nicht und auf einmal ist es zu spät, Polen gewinnt 31:29 und es ist vorbei. Warum gibt es die rumänische Art“ zu verlieren, warum gibt man hierzulande gerne sichere Siege aus der Hand? Journalisten versuchen das seit Jahren durch den fehlenden Psychologen zu erklären. Nationalcoach Tadici lehne es seit Jahren ab, einen Experten in diesem Bereich anzuheuern. Wenn die Mannschaft stark sei, dann habe sie auch eine starke Psyche, glaubt er.



Schwer zu sagen, ob ein Psychologe allein das Problem lösen würde. Die WM geht inzwischen auch ohne den Titelverteidiger Norwegen weiter, der im Viertelfinale gegen den Gastgeber Serbien 15 Minuten lang zu einem einzigen Torerfolg kam. Und der krasse Au‎ßenseiter Polen hat inzwischen mit Frankreich einen weiteren Favoriten ausgeschaltet und ist erst im Halbfinale eben gegen Serbien ausgeschieden. Zum ersten Mal in der Geschichte des Landesverbandes. Vielleicht sind spektakuläre und überraschende Siege und Niederlagen normal für den Sport allgemein und die rumänische Art“ zu verlieren gibt es nur, weil die meisten Rumänen glauben, dass es sie gibt.

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