Fedcup-Sensation: Rumänien schafft Aufstieg ohne Halep
Nach einer dramatischen Begegnung mit Kanada stehen Rumäniens Fedcup-Damen nach 24 Jahren wieder in der Elitegruppe des Wettbewerbs, der ähnlich wie der Davis-Cup der Herren zwischen Nationalmannschaften ausgetragen wird.
Alex Sterescu, 20.04.2015, 22:41
Nach einer Achterbahnfahrt im kanadischen Montreal gehört Rumäniens Fedcup-Team nach 34 Jahren wieder zu den ersten acht Mannschaften der Welt. Zuletzt war 1992 die Teilnahme an der Weltgruppe gelungen, allerdings bestand diese zu dem Zeitpunkt noch aus 16 Nationalteams. Der Erfolg ist umso höher zu bewerten, da Rumänien ohne die Weltranglistendritte Simona Halep angereist war und auf der anderen Seite die Weltranglistensiebte Eugenie Bouchard sich kurzfristig dem Kader angeschlossen hatte.
Allerdings sollten die jeweiligen Weltranglistenpositionen am Wochenende so gut wie keine Rolle spielen. Rumäniens Nummer 1, Irina Begu, die derzeit auf Platz 33. steht, galt am Samstag vor dem ersten Spiel gegen die Nummer 260. der Welt, die Teenagerin Francoise Abanda, als klare Favoritin. Zunächst schien das Auftaktmatch den erwarteten Lauf zu nehmen, die 24-jährige Begu trat routiniert auf und entschied den ersten Durchgang mit 6:4 für sich. Doch dann, vor dem Hintergrund einer Verletzung Begus, die unerwartete Wendung: Die 18-jährige Kanadierin holte die nächsten beiden Sätze und plötzlich führte Kanada mit 1:0. Dementsprechend düster die Aufstiegsperspektiven für Rumänien, denn gegen die Weltranglistensiebte Bouchard hatte man sich kaum Chancen ausgerechnet.
Doch gerade der hochgelobte Star sollte sich als Schwachstelle der kanadischen Auswahl entpuppen. In der zweiten Begegnung am Samstag, trat Alexandra Dulgheru, derzeit an Nummer 70. der Rangliste zu finden gegen Bouchard an. Dabei gab sich die 26-Jährige, die vor vier Jahren zu den ersten 30 der Welt gehört hatte, keine Blöße. Die Kanadierin war im Gegenzug nervös und zeigte sich nicht von ihrer besten Seite, sie unterlag mit 4:6 und 4:6. Rumänien hatte ausgeglichen!
Vor den Begegnungen am Sonntag hatte die Teamchefin Alina Tecşor eine schwierige Entscheidung zu treffen: Die angeschlagene Irina Begu wurde im Hinblick auf die womöglich entscheidende Doppelbegegnung geschont. Für sie rückte mit Andreea Mitu, der Nummer 104. der Welt, eine relativ unbekannte Spielerin nach. Gegen Eugenie Bouchard räumten ihr nur die wenigsten reelle Chancen ein. Doch auch diesmal wurden die Wahrscheinlichkeiten auf den Kopf gestellt: Nach anfänglichen Schwierigkeiten und dem Verlust des ersten Satzes mit 4:6 spielte sich Mitu in der Maurice Richard Arena in Montreal in einen Rausch. Die gut 300 rumänischen Fans sorgten für eine entsprechende Stimmung und die 23-jährige Mitu sorgte für ein kleines Wunder, sie gewann mit 6:4 und 6:1 die Sätze zwei und drei und brach danach in Tränen aus.
Auf einmal sah sich Rumäniens Fedcup-Team in der Favoritenrolle, ein Sieg Dulgherus gegen Abanda hätte zum Aufstieg gerreicht. Da war es nur verständlich, dass Dulgheru zu Beginn der vierten und letzten Einzelbegegnung etwas schlechter aus den Startlöchern kam. Unter dem enormen Druck und an einem Muskelkater laborierend, verlor die Rumänin den ersten Satz mit 3:6. Im zweiten Durchgang lag sie bereits mit 2:4 im Rückstand, der Gesamtsieg sollte offenbar erst im Doppel entschieden werden. Erneut wurde das Spiel jedoch zur Achterbahn, diesmal zum letzten Mal: Dulgheru änderte die Taktik, spielte überwiegend sichere Bälle und zwang die Gegnerin zu mehr Fehlern. Den dramatischen zweiten Satz gewann sie schließlich mit 7:5, der dritte Durchgang wurde am Ende zur Formalität, 6:2 aus Sicht der Rumänin und die Aufstiegsparty stieg auf dem Parkett der Halle in Montreal. Ab kommendes Jahr darf sich die rumänische Mannschaft ihre Kräfte mit Mannschaften wie Russland oder Tschechien messen.