Zentralbank senkt Leitzins auf Rekordtief ab
Die Bukarester Nationalbank hat den Leitzins auf ein neues Rekordtief abgesenkt: 1,75% pro Jahr. Die Mindestreservebelastung für Passiva auf der Nationalwährung Leu wurde ebenfalls auf 8% reduziert.
România Internațional, 07.05.2015, 13:35
Am
Mittwoch hat die rumänische Nationalbank beschlossen, den Leitzins erneut auf
das Rekordtief von 1,75% pro Jahr abzusenken. Rumänien hatte mit 2% einen der
höchsten Leitzinsen der Europäischen Union. In Polen liegt dieser Wert bei
1,5%, in Tschechien und den Euroraum-Staaten bei 0,05%. Kaum jemand hatte mit
diesem Schritt der Bukarester Nationalbank gerechnet. Finanzexperten hatten prognostiziert, dass die Zentralbank ihren Leitzins
das ganze Jahr über unverändert auf 2% beibehalten werde. Die Mindestreservebelastung für Passiva auf der Nationalwährung Leu
wurde ebenfalls von 10 auf 8% abgesenkt, während die Mindestreservebelastung
für Passiva auf Fremdwährung hingegen ab dem 24. Mai bei 14% beibehalten werden
soll.
Die Nationalbank wolle damit die Kreditvergabe wiederankurbeln-durch
Maßnahmen, die ein anhaltendes Wirtschaftswachstum
unterstützen und positive Zinsen bei Banken-Reserven
garantieren, erläutert der Chef der rumänischen Nationalbank, Mugur Isărescu. Dieser Schritt sei hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass
die Inflation auf einem äußerst niedrigen Niveau geblieben sei. Angesichts der
Absenkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel von 24% auf 9% ab dem 1. Juni sei
zudem in den nächsten 12 Monaten mit einer Inflationsrate
nahe der Null-Linie zu rechnen. Erst im letzten Jahresquartal 2016 soll
sich die Inflation erwartungsgemäß wieder innnerhalb
der von der Nationalbank angepeilten Grenzwerte bewegen.
Ob
sich dieses Szenario in der Realität verwirklicht, hängt aber auch mit den
Auswirkungen zusammen, die die Verminderung des
Mehrwertsteuersatzes von 24 auf 20% Anfang des kommenden Jahres haben wird.
Das Parlament debattiert derzeit über das Steuergesetz, das diese Maßnahme
vorsieht. Die besagten Auswirkungen werden vorerst als ‚mögliche Risiken’
abgewogen, erläutert der Chef der Nationalbank. Mugur Isărescu: Die größten
Risiken resultieren aus externen Bedingungen und den damit verbundenen
Ungewissheiten. Ich beziehe mich auf die Entwicklungen in Griechenland und im
Euroraum, auf die geopolitischen Spannungen und darauf,
dass die Leitzinspolitiken der wichtigsten Zentralbanken der Welt in
unterschiedliche Richtungen gehen.
Auf interner Ebene
wecken die konsequente Einführung der mit internationalen
Finanzinstitutionen vereinbarten makroökonomischen Politiken und die
Beschleunigung der Strukturreformen unsere Besorgnis. Gewisse Unsicherheiten
sind auch mit den erwarteten Auswirkungen verbunden, die die geplanten
Änderungen im Steuerbereich mit sich bringen werden, sowie mit den diesjährigen
Ergebnissen im Landwirtschaftsbereich. In
Rumänien kann man vorerst nicht von Deflation sprechen, fügt der Chef der rumänischen Nationalbank hinzu.
Dieses Phänomen setzte Änderungen in den Preiserwartungen und im Verbraucherverhalten voraus, so Mugur Isărescu zum
Schluß.