Wirtschaftswachstum mit 2,8% in Q1/2021 vs Q4/2020 überraschend stark
Eurostat: Rumänien ist dynamischste Wirtschaft
Roxana Vasile, 19.05.2021, 13:35
Das Nationale Institut für Statistik – kurz INS – hat am Dienstag die Expertenwelt überrascht – es gab bekannt, dass das rumänische Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2021 im Vergleich zum vierten Quartal des vergangenen Jahres um 2,8% gewachsen ist. Die gleichen Informationen wurden parallel auch von Eurostat veröffentlicht. Von dort kam die Feststellung, dass die rumänische Wirtschaft im ersten Quartal dieses Jahres die dynamischste in der Europäischen Union war. Gleichzeitig verzeichnete die rumänische Wirtschaft laut INS auf Jahresbasis, d.h. im ersten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum ersten Quartal des letzten Jahres, je nach Saisonbereinigung einen Rückgang von 0,2 % oder stagnierte sogar.
Ende April hatte die Nationale Kommission für Strategie und Prognosen ihre Schätzung für das BIP-Wachstum in diesem Jahr nach oben korrigiert, wobei optimistischere Prognosen gleichermaßen von der Europäischen Kommission und dem Internationalen Währungsfonds kamen. Nach der Bekanntgabe von INS und Eurostat am Dienstag sprach der liberale Premierminister Florin Cîțu von der schnellsten wirtschaftlichen Erholung in der Geschichte, als Antwort auf die schlimmste Krise seit hundert Jahren. Er sagte auch, dass die Mitte-Rechts-Koalitionsregierung, die er führt, neue Maßnahmen vorbereite, um die Wirtschaft nach der Pandemie stärker und wettbewerbsfähiger zu machen. Und – so Premierminister Cîțu abschließend – in den kommenden Jahren erwarte er ein Wachstum, „das alle bisherigen Schätzungen in den Schatten stellt.“ Auch der Wirtschaftsanalyst Aurelian Dochia sagt, dass die Zahlen viel besser sind als erwartet: „Schon jetzt haben wir fast das maximale Niveau erreicht, das die rumänische Wirtschaft im ersten Quartal 2020 hatte. Wir haben also alles wieder zurückgewonnen, was 2020 verloren wurde, und die Aussichten für 2021 gehen in Richtung eines Maximums der Prognosen“
Die Opposition liest die Daten anders. Der sozialdemokratische Parteichef Marcel Ciolacu warf ein, das einzig Historische sei in Wirklichkeit der galoppierende Einbruch der Kaufkraft der Rumänen. Als Beispiel nannte er 17 % höhere Energierechnungen, 9 % mehr für Sprit, „himmelhohe“ Lebensmittelpreise und eine Inflation von über 3 %, die – so sagte er – „die bereits von Premierminister Cîțu eingefrorenen Verdienste verwüstet haben“.
Auch sein Parteikollege und ehemalige Verteidigungsminister Mihai Fifor stellt in einer Stellungnahme fest, dass sich hinter dem Wirtschaftswachstum im ersten Quartal dieses Jahres, das mit dem letzten Quartal des letzten Jahres verglichen und als Sieg präsentiert wird, der wirklich relevante reale Indikator verbirgt, nämlich der Vergleich zwischen Q1 2021 und Q1 2020. Was Premierminister Florin Cîțu als Leistung sieht, ist – so Mihai Fifor – „das schlechteste Ergebnis der wirtschaftlichen Entwicklung im ersten Quartal der letzten fünf Jahre, sogar noch schlechter als im letzten Jahr, als Rumänien im Stillstand war“.
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