Wirtschaftsprognose: EBRD prognostiziert Wachstum von 7,2 % für Rumänien
Die EBRD prognostiziert für Rumäniens Wirtschaft Wachstum in diesem Jahr. Allerdings gibt es auch Risikofaktoren – dazu zählen die Entwicklung der Pandemie und die weltweit steigenden Preise für Rohstoffe.
Mihai Pelin, 05.11.2021, 17:15
Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) hat ihre Einschätzung des rumänischen Wirtschaftswachstums für 2021 deutlich verbessert und prognostiziert ein Wachstum von 7,2% gegenüber 6% im Juni, wie aus einem unlängst veröffentlichten Bericht hervorgeht. Der Wiederaufbau- und Resilienzplan könnte außerdem zu einem Anstieg der Investitionen und einer allmählichen Zunahme der Exporte führen, während der geringere private Verbrauch und die Haushaltskonsolidierung ein Wachstum des BIP von 4,4% bewirken könnten, so die Experten der Bank.
Allerdings warnt die EBRD auch vor unvorhergesehenen Risiken, die die Prognose etwas nach unten korrigieren könnten. Für Rumänien ist die weitere Entwicklung der Pandemie eine große Unbekannte, zumal das Land zu den Schlusslichtern der EU in puncto Durchimpfungsrate gehört. Die angestiegenen Preise für Erdgas und Erdöl dämpfen ihrerseits den Optimismus der Experten, denn Rumänien muss in diesem Winter — wie andere Staaten auch — den Endverbrauchern und Haushalten mit geringen Einkommen bei der Bezahlung der erhöhten Heizkosten unter die Arme greifen. Störungen in den Lieferketten und eine Entwertung der Landeswährung könnten ihrerseits den Wirtschaftsweisen einen Strich durch die Rechnung machen.
Nach Angaben der EBRD erleben Griechenland, Rumänien und Bulgarien nach dem schwierigen Jahr 2020 eine deutliche wirtschaftliche Erholung. Rumäniens wichtigster Wachstumsantrieb scheint dabei die Nachfrage auf den internen Märkten zu sein. Dennoch sei Vorsicht geboten, denn die erhöhten Preise für Rohstoffe könnten die wirtschaftliche Wiederankurbelung kompromittieren, weil insbesondere Länder, die Energie importieren, eine Beeinträchtigung ihrer Handelsbilanz in Kauf nehmen müssten. Zugleich werden die höheren Energiepreise als eine Art Test für die Akzeptanz der Unannehmlichkeiten angesehen, die mit einer grünen Umkrempelung des Energiesektors einhergehen.
Im Schnitt geht die EBRD von einem Wirtschaftswachstum in Mittelosteuropa von 5,5% im Jahr 2021 aus — das sind wiederum um 1,3 Prozent mehr als in der vorangegangenen Prognose vom Juni. 2022 werde das Wachstum dann moderater ausfallen und nur noch 3,8% erreichen.
Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) wurde 1991 ins Leben gerufen — mit dem Ziel, in den ehemaligen Ostblockstaaten zu investieren und den Übergang zur freien Marktwirtschaft zu erleichtern. In Rumänien gehört die EBRD zu den wichtigsten Investoren in den Bereichen Infrastruktur, Produktivitätssteigerung und Konsolidierung des Finanzsektors. Insgesamt 9 Mrd. Euro hat die Bank bislang in Rumänien investiert, drei Viertel der Anlagen kamen der Privatwirtschaft zugute.