Welche Auswirkungen hat die Ukraine-Krise auf Rumänien?
Im März wird ein Jahr seit dem Ausbruch in der Ukraine der schwersten europäischen Sicherheitskrise nach dem Kalten Krieg, wie diese von Analytikern eingestuft wird, verzeichnet. Bukarest ist um die dortigen Rumänischstämmigen besorgt.
Bogdan Matei, 04.02.2015, 17:17
Alle Bukarester Vertreter verurteilen scharf die Annexion der südlichen Krim Halbinsel durch Moskau und die finanzielle, logistische, politische und militärische Unterstützung der abtrünnigen, prorussischen Rebellion im Osten. Die Fachausschüsse und das Plenum des Parlaments, der gegenwärtige Präsident Klaus Iohannis und sein Vorgänger Traian Băsescu, Ministerpräsident Victor Ponta, die ehemaligen Chefs der rumänischen Diplomatie, Titus Corlăţean und Teodor Meleşcanu, sowie der aktuelle Amtsinhaber Bogdan Aurescu stuften die Handlungen Russlands als Aggression ein. Sie setzten sich außerdem für die Einhaltung der Souveränität und Bodenintegrität der Ukraine ein.
Als Mitglied der Europäischen Union und der Nato, als strategischer Partner der USA, schloss sich Rumänien vorbehaltslos allen wirtschaftlichen und politischen Sanktionen an, die in Brüssel und Washington gegen Moskau auferlegt wurden. Das Anfang 2014 an die Macht gekommene, prowestliche Kiewer Regime erfreute sich einer konsequenten Unterstützung von Seiten Rumäniens. Ukrainer, die während der blutigen, vom prorussischen ex-Präsidenten Viktor Ianukovici ausgelösten Unterdrückung verletzt wurden, sind in Bukarester Krankenhäusern behandelt worden. Im Rahmen der Nord-Atlantischen Allianz übernahm Rumänien die Verpflichtung zur Gewährleistung der Cyber-Sicherheit der Ukraine
Die konstante Sorge der Rumänen der ukrainischen Krise gegenüber hat zwei Gründe. Erstens ist die Ukraine der größte Nachbar Rumäniens, sowohl aus Sicht der Fläche, als auch der Bevölkerung. Die Länder teilen hunderte Kilometer gemeinsame Grenze. Zweitens, leben dort rund eine Halbe Million rumänischstämmige Bürger, die Mehrheit von ihnen entlang dieser Grenze. Infolge eines Ultimatums annektierte Stalin 1940 einen Teil der östlichen Territorien Rumäniens — den Norden Bukovians, den Norden und Süden Bessarabiens, das Herza Land und die Schlangeninsel. Diese kamen 1991 der Ukraine, als Nachfolgestaat der Sowjetunion zu.
Vollkommen ohne ein revisionistisches Ziel, beschränkt sich das Interesse Bukarests der dortigen Lage gegenüber, ausschließlich auf die Einhaltung der Rechte der rumänischen Gemeinde. Der rumänische Außenminister Bogdan Aurescu verkündete dem ukrainischen Botschafter in Bukarest, Teofil Bauer, den Wunsch, dass die Teilmobilisierung im Kontext des Konflikts im Osten der Ukraine keinen selektiven Charakter hat und diskriminierende Ansätze, wie Ethnizität meidet.
Die Erklärungen kommen vor dem Hintergrund einer vorwiegenden Mobilisierung der rumänischstämmigen ukrainischen Bürger und der Auferlegung von Ausreisebeschränkungen für wehrdiensttaugliche Männer. Rumänien, so Aurescu, verfolgt nah die Durchführung dieses Prozesses und befindet sich in ständigem Kontakt zu den Vertretern der rumänischen Gemeinde und der ukrainischen Zivil- und Militärbehörden. Die Rumänischstämmigen sind dem ukrainischen Staat zwar treu gegenüber, wollen aber nicht zum Kanonenfutter in einem Krieg der anderen werden.