Von Lockerung zu Impfung
Rumäniens Gesundheitsminister stellt eine Rückkehr zum Vorkrisenalltag für Ende des Sommers in Aussicht – einige Verhaltensweisen bleiben den Menschen jedoch erhalten.
Eugen Coroianu, 05.06.2020, 13:13
In normalen Umständen und unter Einhaltung der Abstandsregeln können Einkaufsmalls bald wieder öffnen, meint Gesundheitsminister Nelu Tătaru, der länger über die nächste Lockerungsphase referierte. Sportveranstaltungen finden wieder statt, wenn auch unter Publikumsausschluss — und auch Freiluftkonzerte mit bis zu 500 Zuschauern und ausreichend Abstand unter ihnen dürfen wieder veranstaltet werden. Geprüft werde außerdem, ob nicht vielleicht auch Freiluftschwimmbäder öffnen könnten. Was immer auch beschlossen wird, ausschlaggebend sei dabei die Entwicklung der Epidemie, erklärte der Minister.
Dazu sagte er, dass infizierte Personen ohne Symptome zukünftig nicht mehr im Krankenhaus sitzen sollten, sondern zuhause, unter Beobachtung ihrer Familienärzte — vorausgesetzt jedoch, die Gemeinschaftsübertragungsrate (GÜR) des Virus bleibt gering. Dieser Faktor spielt auch bei der Aufrechterhaltung der Maskenpflicht eine Rolle, erläuterte der Minister: „Wenn auf nationaler Ebene die Gemeinschaftsübertragung gegen Null tendiert, wenn es keine Seuchenherde in Krankenhäusern oder Seniorenheimen oder psychiatrischen Einrichtungen mehr gibt, dann können wir auch an eine Aufhebung der Maskenpflicht denken”, sagte Tătaru. Solange sich das Virus über die Atemwege überträgt, seien Masken in geschlossenen Räumen sinnvoll, fügte er hinzu.
Im Moment laufe die Ausschreibung für die Masken, die an die Bürger verteilt werden sollen. Rund 115 Millionen solcher Masken sollen an 2,3 Millionen Menschen gehen, die sie sich nicht leisten können. Für die Zukunft rechnet der Minister mit einem Zusammenleben mit dem Virus, mit einer sehr geringen GÜR. Wir sammeln noch Erkenntnisse auch zur sogenannten Seroprävalenz, sagte der Verantwortliche — gemeint ist darunter die Dichte der Antikörper im Blut. Je mehr Menschen immun sind, desto weniger wahrscheinlich wird eine zweite Pandemiewelle.
Ein weiteres Problem ist die Behandlung chronischer Patienten, die in der Pandemie zurücktreten musste. Immer mehr Krankenhäuser werden von Notaufnahmezentren wieder ihrer ursprünglichen Behandlungsfunktion zugeführt.
Tătaru sagte auch, dass der Staat keine Impfflicht gegen SARS-COV-2 einführen könne, er lege aber eine Impfung ans Herz. Ein Impfstoff könnte gegen Mitte 2021 vorliegen, aber ohne eine Testphase von 2,3 Krankheitssaisons könne man nur schwer eine Pflicht einführen. Er sei jedoch für eine Impfpflicht mit existierenden Stoffen gegen anderen Viren. Impfungen seien unerlässlich für einen guten Gesundheitszustand der Nation — wer dagegen sei, verfolge eher Destabilisierungsinteressen, weniger wissenschaftlich belegbare medizinische Interessen, sagte der Minister.