Unterstützung für rumänsche Landwirte
Die Regierung in Bukarest hat sich dazu verpflichtet, den von der Destabilisierung des Getreidemarktes betroffenen Landwirten zu helfen.
Bogdan Matei, 21.04.2023, 11:47
An den westlichen Grenzen der Ukraine beginnen sich die Anzeichen einer „Getreide-Geopolitik“ abzuzeichnen. Die Europäische Union hat die Zölle auf alle ukrainischen Produkte für ein Jahr ausgesetzt. In den europäischen Nachbarländern kam es zu einem massiven Zustrom von Mais, Weizen und Sonnenblumen, der die Silos füllte und die Preise auf den lokalen Märkten drückte. Dagegen protestierten die Landwirte. Rumänien ist das einzige Nachbarland der Ukraine, das noch Getreide aus der Ukraine importiert. Polen und die Slowakei haben die Einfuhr von Getreide aus der Ukraine verboten, um die lokalen Erzeuger zu schützen. Bulgarien hat bereits angekündigt, dass es in wenigen Tagen eine ähnliche Maßnahme einführen wird. Laut dem Korrespondenten von Radio Rumänien in Sofia ist der Hauptgrund dafür, dass im vergangenen Jahr erhebliche Mengen an Lebensmitteln aus der Ukraine in dem Land geblieben sind und die Produktions- und Handelsketten unterbrochen haben. Ungarn, traditionell mit Russland befreundet, führt derzeit auch einen Kalten Krieg mit der Ukraine. Die ungarische Regierung untersagte zudem die Einfuhr von Honig und bestimmten Fleischprodukten aus der Ukraine bis zum 30. Juni.
Die rumänischen Landwirte, die ebenfalls protestiert haben, beziffern ihre Verluste auf mehr als 200 Millionen Euro aufgrund der Getreideeinfuhren aus dem Nachbarland, die etwa 100 € pro Tonne billiger sind. Angesichts der wachsenden Unzufriedenheit in der eigenen Bevölkerung und aus Sorge, Brüssel zu verärgern, das die polnischen, slowakischen und ungarischen Maßnahmen als inakzeptabel bezeichnet hat, verspricht die Regierung in Bukarest, einen Teil der Verluste zu übernehmen. Die Regierung hat angekündigt, dass die Landwirte, die von den billigen Getreideimporten aus der Ukraine betroffen sind, 10 Mio. € an Hilfen erhalten werden. Die Kommission hatte bisher 10 Millionen Euro bewilligt. Die Landwirte erhalten insgesamt mehr als 20 Millionen Euro für die Kosten, die ihnen durch die Lagerung der letzten Weizenernte entstanden sind. Nach Veröffentlichung der Entscheidung im Amtsblatt können die Landwirte die erforderlichen Unterlagen innerhalb von 15 Tagen einreichen. Der Sprecher der Exekutive sagte, Rumänien habe sich für die Einhaltung der europäischen Vorschriften entschieden, denn dies verschaffe dem Land eine günstige Verhandlungsposition. Währenddessen hat die Europäische Kommission ein zweites Unterstützungspaket in Höhe von 100 Millionen Euro angekündigt, das auf die fünf betroffenen Länder aufgeteilt werden soll.