Ukrainische Kinder in Rumänien eingeschult
Etwa 1.140 Kinder wollen im rumänischen Bildungssystem nach dem rumänischen Lehrplan studieren
Roxana Vasile, 28.03.2022, 16:14
Seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine ist ein Monat vergangen und es kommen weiterhin Flüchtlinge aus dem benachbarten Land an den Grenzen Rumäniens an. Bislang sind mehr als eine halbe Million Menschen aus der Ukraine nach Rumänien eingereist. Die Regierung in Bukarest hat angekündigt, dass sie 400.000 Flüchtlingen eine Unterkunft bieten kann, doch die meisten von ihnen nutzen Rumänien nur als sichere Durchgangsstation auf ihrem Weg nach Westeuropa. Nur einige Tausend haben um irgendeine Form von Schutz durch den rumänischen Staat gebeten. Auch so sorgt Rumänien, dass alle, die es wollen, hier ein möglichst normales Leben führen können. Nach Angaben von Bildungsminister Sorin Cîmpeanu sind von den fast 79.000 Flüchtlingen, die sich derzeit auf rumänischem Staatsgebiet aufhalten, mehr als 40 %, d. h. fast 34.000, minderjährig. Davon sind mehr als 24.000 im schulpflichtigen Alter. Die Befragung von Schülern und Lehrern in der Ukraine ergab, dass es zwei Arten von Kindern gibt. Etwa 1.140 Kinder wollen im rumänischen Bildungssystem nach dem rumänischen Lehrplan studieren und haben sich dafür beworben. Höchstwahrscheinlich gehören viele von ihnen der rumänischen Volksgruppe in der Ukraine an, der zweitgrößten nach den Russen. Die zweite, viel zahlreichere Art sind Flüchtlingskinder, die ihre Ausbildung nach dem ukrainischen Lehrplan fortsetzen wollen. Minister Cîmpeanu sagte, dass sie logistische Unterstützung benötigen, vor allem von den rumänischen Schulen. Mit anderen Worten: sie brauchen Räumlichkeiten und elektronische Geräte, die ihnen auch zur Verfügung gestellt werden, so der Minister. ʺEs gibt Tablets, die in den Schulen vorhanden sind, zusätzliche Bestände, die nicht verteilt wurden, weil doppelt gekauft wurde. Aus diesen zusätzlichen Beständen werden Tablets an ukrainische Kinder verteilt. Unter keinen Umständen darf einem rumänischen Kind aber ein Tablet weggenommen werden, um es anderen zu geben,ʺ stellte der Minister klar.
Gleichzeitig soll die rumänische Exekutive für ukrainische Schüler im letzten Jahr der Sekundarstufe ausnahmsweise eine Abweichung vom nationalen Bildungsgesetz genehmigen, damit sie ihre Sekundarschulausbildung in Rumänien fortsetzen können, auch wenn sie kein Rumänisch können. Derzeit können Kinder nur dann in die Sekundarstufe aufgenommen werden, wenn sie die nationale Einstufungsprüfung bestehen, die auch Tests in Mathematik und der rumänischen Sprache umfasst. In dieser Woche werden die Behörden in Bukarest auch mit Nikolas Schmidt, dem EU-Kommissar für Beschäftigung und soziale Rechte, der Rumänien einen offiziellen Besuch abstatten wird, über die Integration ukrainischer Kinder in den Schulen sprechen.