Totale Lockerung kommt nicht in Frage
Immer stärker wird der Druck für eine Rückkehr zu vorpandemischen Zuständen – die Behörden erklären jedoch, dass man auf Beschränkungen nicht total verzichten könne und das zukünftige Maßnahmen davon abhängen, was diese Woche passiert.
Eugen Coroianu, 09.06.2020, 15:32
In Bukarest hat der Chef des Notfalldezernats Raed Arafat nachdrücklich betont, dass eine totale Aufhebung der Präventionsmaßnahmen im Zusammenhang mit C19 nicht in Frage komme, da kein konstanter Rückgang neuer Erkrankungen festzustellen ist. In einem Interview im staatlichen Fernsehen wies er darauf hin, dass es noch Seuchenherde in mehreren Landesteilen gibt.: „Wer sagt, dass wir alles hinter uns haben und alles OK ist, hat die falschen Informationen. Im Moment haben wir die Lage zwar besser unter Kontrolle als bisher, aber wir können nicht behaupten, dass wir an dem Punkt sind, wo alles in Ordnung ist und es keine Personen gibt, die sich in der Gemeinschaft anstecken. Es gibt also noch Seuchenherde, zum Beispiel in Seniorenheimen, oder in Industriegebieten, oder auch in Krankenhäusern. Die Fallzahlen sind noch nicht stabil,“ sagt der Notfallarzt.
Laut Arafat müsse man in den nächsten 5-6 Tagen die Auswirkungen der Lockdown-Lockerungen vom 1. Juni im Auge behalten — je nachdem, wie sich die Lage entwickelt, müsse man neue Entscheidungen treffen. Eine Verlängerung des gegenwärtigen Warnzustands wäre eine natürliche Vorgangsweise, denn aus dieser Situation könne man schnell Maßnahmen treffen. Auch wenn alles total gelockert wird, würde er persönlich nicht ins Kino oder ins Theater gehen, da er die Risiken kennt, meinte Arafat. Wir können nach dem 15. Juni nicht zur Normalität von früher zurückkehren, befand der Arzt.
Ihm zufolge habe man in Rumänien nicht strengere Verbote als andernorts durchgesetzt, die Maßnahmen allerdings früher getroffen. Zu den Reisebeschränkungen meinte er, dass die Menschen sich auf das eigene Land besinnen sollten. Glücklicherweise haben wir hier auch Meer und Berge und sehr viele Reisemöglichkeiten, sagte Arafat im Fernsehen. In der Tat strömten die Menschen anlässlich des langen Pfingstwochenendes in die seit Monaten leergefegten Ferienorte am Schwarzen Meer und im Gebirge. Über 15.000 Touristen zog es an die Riviera, wobei die Schätzungen der Reiseveranstalter übertroffen wurden. Die etwa 100 offenen Hotels waren vom Ansturm überrascht. Doch auch so war die Zahl um ein Vierfaches geringer als der normale Pfingstbetrieb vom letzten Jahr. Tausende entschieden sich für einen Kurzurlaub im Gebirge- im Prahovatal wurd eine Schipiste eingerichtet, die Menschen unternahmen Wanderungen, fittere waren auf Mountain Bikes unterwegs. Nicht zuletzt sorgte das Wetter für gute Ferienlaune.