Tarom streicht Flüge nach London: Hat die Gesellschaft noch eine Zukunft?
Sparkurs bei Rumäniens größter Fluggesellschaft: Die TAROM hat sämtliche Flüge nach London gestrichen. Roxana Vasile stellt sich im heutigen Bericht die Frage nach der Zukunft der staatlichen Gesellschaft.
Alex Sterescu und Roxana Vasile, 21.08.2024, 15:18
Die Zahl der an den rumänischen Flughäfen registrierten Reisenden ist im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen – das zeigen Daten des Nationalverbandes der Flughäfen. Außerdem hat Rumänien das Jahr 2019, das als das beste Jahr für den Tourismus in den letzten zehn Jahren gilt, bereits übertroffen. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 reisten fast 12 Millionen Menschen über rumänische Flughäfen, um 10,5 % mehr als im gleichen Zeitraum 2019 und fast 5% mehr als in der ersten Hälfte des letzten Jahres. Steigende Flugpreise, Annullierungen und Verspätungen sowie die abnehmende Sicherheit einiger ausländischer Reiseziele bedeuteten die Umleitung eines erheblichen Anteils der Urlaubsbuchungen nach Rumänien. Es gibt allerdings eine Kehrseite: Nur 7% der Inlandsreisen passieren mit dem Flugzeug.
Unterdessen hat die nationale Fluggesellschaft TAROM vor kurzem den Verkauf von Zeitfenstern (sog. Slots) am Flughafen London Heathrow an Qatar Airways bekannt gegeben. Das Geschäft soll am 26. Oktober abgeschlossen werden. In einer Pressemitteilung bezeichnete TAROM den Verkauf als strategisch und notwendig, um die wirtschaftliche Nachhaltigkeit des Unternehmens zu gewährleisten, da die Heathrow-Strecke – so begründet TAROM seine Entscheidung – in den letzten Jahren eine der am wenigsten rentablen war. Der Verkauf der Londoner Slots werde es dem Unternehmen jedoch ermöglichen, sich auf die Optimierung seiner Flotte und seiner Strecken zu konzentrieren, und zwar im Rahmen eines umfassenden Sanierungsplans, der darauf abzielt, in den Jahren 2025 und 2026 wieder Gewinne zu erzielen.
Die TAROM – im Besitz des rumänischen Staates – kämpft schon lange ums Überleben. Allein in den letzten sechs Jahren beliefen sich die Verluste auf fast 300 Mio. EUR, was einem Minus von 55 Mio. EUR pro Jahr entspricht. Nach Angaben des Finanzministeriums wurde der letzte Gewinn im Jahr 2007 erzielt. 2023 sanken die Verluste dank Sanierungsversuchen auf 17 Millionen Euro, und für 2024 ist sogar ein Gewinn in Sicht. Ende April genehmigte die Europäische Kommission eine Beihilfe in Höhe von 95,3 Mio. EUR für TAROM zur Umstrukturierung der Fluggesellschaft.
Vorerst hat die Fluggesellschaft – so die derzeitige Geschäftsführung – keine Pläne, den Betrieb anderer Strecken in der kommenden Zeit aufzugeben, warnt aber davor, dass die unbeständige Situation auf dem Luftverkehrsmarkt zu Veränderungen führen könnte. Der amtierende Generaldirektor von TAROM, Costin Iordache, sagte, dass das Unternehmen erst nach der vollständigen Umstrukturierung, d.h. nach 2026, neue Strecken aufnehmen könnte. Bis dahin wird TAROM vier Airbus 318 verkaufen und seine Flotte mit dem Kauf einer neuen Boeing 737 MAX 8 modernisieren, die nächstes Jahr in Rumänien eintreffen sollen. Die TAROM wurde 1954 gegründet und ist seit Juni 2010 Mitglied der SkyTeam-Allianz. Seit 1993 ist das Unternehmen Mitglied der International Air Transport Association (IATA).