Südkorridor für Gas: Rumänien will sich als Sicherheitslieferant für seine Region profilieren
Ende letzter Woche fand in Baku ein Ministertreffen zum Thema Südkorridor für Erdgas statt, bei dem der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew ankündigte, dass sein Land bereit sei, die Gasproduktion zu steigern, sollte die Nachfrage seitens der EU steigen. Der rumänische Energieminister Sebastian war dabei und machte sich für die wichtiger werdende Rolle Rumäniens in der Energieversorgung der EU stark.

Ştefan Stoica und Sorin Georgescu, 07.04.2025, 14:07
Aserbaidschan beliefert die Europäische Union seit Dezember 2020 mit Erdgas und hat sich zu einer wichtigen Alternative im Zuge der Energiestrategie der EU entwickelt, insbesondere seit der energetischen Entkopplung von Russland nach Beginn des Angriffskriegs in der Ukraine im Jahr 2022. Der Südkorridor operiert derzeit mit voller Kapazität, was den Ausbau seiner Infrastruktur erforderlich macht. Der aserbaidschanische Präsident Alijew betonte, dass dafür jedoch zusätzliche Ressourcen benötigt werden. Er begrüßte zudem neue regionale Projekte, an denen auch die Türkei und Georgien beteiligt sind, wie etwa die Pipelines Baku-Tiflis-Ceyhan und Baku-Supsa.
Der Südkorridor hat den europäischen Gasmarkt erheblich verändert und zur Verringerung der Abhängigkeit von russischem Gas beigetragen. Doch der Prozess sei noch nicht abgeschlossen, wie der rumänische Energieminister Sebastian Burduja, der an der Veranstaltung in Baku teilnahm, auf Facebook schrieb. Eine Erweiterung des Korridors, besonders in Richtung Balkan und Südosteuropa, sei weiterhin notwendig. Er unterstrich, dass Energie sicher, erschwinglich und sauber sein müsse – in dieser Reihenfolge der Prioritäten, die nicht ideologisch, sondern durch Realität und gesunden Menschenverstand bestimmt seien. Ohne den Südkorridor, so Burduja, wäre Europa in den letzten Jahren in einem geopolitisch äußerst komplizierten Umfeld deutlich verletzlicher gewesen.
Er betonte, dass Rumänien bereits ein regionales Drehkreuz für Gas sei, da es funktionierende Interkonnektoren mit Nachbarländern besitze und an Projekten wie BRUA beteiligt sei, einem Gastransportprojekt zwischen Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Österreich. Auch die Pipeline Iași-Ungheni-Chișinău sei voll funktionsfähig, und der Transbalkanische Korridor sei wieder aktiv, erinnerte der rumänische Minister. Das Schwarze Meer spiele zunehmend eine strategische Rolle. Das Projekt Neptune Deep, dessen Inbetriebnahme spätestens ab 2027 erwartet wird, werde Rumänien zum größten Erdgasproduzenten der EU machen. Das geförderte Gas werde den inländischen Verbrauch vollständig decken und Exporte in benachbarte Staaten ermöglichen, sodass Rumänien auch ein Sicherheitslieferant für die Region werde, so Burduja weiter.
Rumänien unterstütze und entwickle auch gemeinsame Projekte mit Aserbaidschan. Bukarest sei Teil des Grünen Energiekorridors, durch den ein 1 195 (knapp 1 200) Kilometer langes, weltrekordverdächtiges Unterseekabel bis zu 4 GW grüner Energie von der Kaspischen See zum Schwarzen Meer transportieren werde. Rumänien habe bereits die Gesetzgebung für Offshore-Windenergie verabschiedet und arbeite an der Entwicklung erster Windparks im Schwarzen Meer. „Rumänien ist entschlossen, Teil der Lösung zu sein. Für uns, für unsere Nachbarn, für ganz Europa“, schrieb Energieminister Sebastian Burduja abschließend auf Facebook.