Streuner töten vierjähriges Kind in Bukarest
Streunende Hunde haben in der Nähe eines Bukarester Parks einen vierjährigen Jungen zerfleischt und getötet. Diese Tragödie empörte die Öffentlichkeit.
Corina Cristea, 05.09.2013, 14:40
Eine erschütternde Nachricht hat die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Problem der herrenlosen Hunde in Rumänien gelenkt. Ein vierjähriger Junge wurde am Montag in der Nähe eines Bukarester Parks von einem Rudel streunender Vierbeiner totgebissen. Der sechsjährige Bruder des Opfers kam mit Bisswunden davon. Die Hunde haben genau nach ihrem Grundinstinkt gehandelt, der ihnen sagt, dass sie töten müssen, um zu essen“, erklärte der Gerichtsmediziner nach der Obduktion. Der Leichnam des Jungen wäre von hunderten von Bisswunden übersät, die Todesursache sei die extreme Blutung gewesen. Auch sei das Opfer von den Hunden skalpiert worden.
Doch wer ist Schuld an der Tragödie? Die Behörden kennen selbst keine Antwort. Bislang wurden eher sanfte Maßnahmen getroffen. Dem Verwalter des Grundstücks, auf dem die Streuner ihr Unwesen trieben, wurde eine Strafe aufgrund des fehlenden Wachplans auferlegt. Auch gegen den Aufseher wurde eine Sanktion verhängt, da dieser über keine Bescheinigung verfügte. Der Chef der Örtlichen Polizeistelle sowie der Leiter der Generaldirektion für Sozialhilfe und Kinderschutz des zweiten Bukarester Bezirks werden ebenfalls mit ihren Ämtern für den Vorfall bezahlen müssen.
Ursprünglich hatte die Staatsanwaltschaft des Oberlandesgerichts Bukarest ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Inzwischen hat die Generalstaatsanwaltschaft die Akte übernommen, sie soll die Schuldigen festlegen. Der Bukarester Oberbürgermeister Sorin Oprescu erwägt derweil die Veranstaltung einer Volksbefragung über die Einschläferung aller herrenlosen Hunde aus der rumänischen Hauptstadt. Die Befragung könnte am letzten Septembersonntag oder dem ersten Sonntag im Oktober stattfinden. Obwohl das aktuelle Gesetz die Bewegungsfreiheit der Lokalbehörden in solchen Fällen einschränke, könnten die geltenden Regelungen durch ein Referendum geändert werden, sagte Oprescu noch:
Wir haben das Gesetz respektiert und die Maßnahmen getroffen, von denen wir glaubten, dass sie zu einer bedeutenden Verbesserung der Lage führen werden. Aber die Wirklichkeit hat uns gezeigt, dass das Leben anders ist. Ich werde nicht mehr warten, bis sie entscheiden, über den Gesetzentwurf dazu zu diskutieren”.
Auch die Regierung scheint bemüht, gemeinsam mit dem Parlament und den Lokalbehörden schnellstmöglich die beste Lösung zum Streuner-Problem zu finden. Die Lokalverwaltung klagt über eine vermeintliche Gesetzeslücke im Bereich der herrenlosen Hunde. Ihr widerspricht der Vorsitzende des Rechtsausschusses der Abgeordnetenkammer, Bogdan Ciucă:
Es gibt eine Dringlichkeitsverordnung, die die Zuständigkeiten und Prozeduren klar regelt, etwa hinsichtlich der Unterbringung, des Einfangens, der Versorgung, Sterilisation, Adoption herrenloser Hunde. Am Ende wird einschließlich die Einschläferung erwähnt, sollte ein eingefangener Hund sieben Tage lang weder adoptiert, noch von seinen eigentlichen Besitzern zurückgefordert werden”.
Laut der jüngsten Hundezählung, lebten in Bukarest etwa 64.000 Streuner. In anderen Großstädten des Landes wie Klausenburg oder Constanta gibt es indes nicht einmal eine genaue Bestandsaufnahme der herrenlosen Hunde.