Streit um Entlassungen und Gehaltskürzungen beim Energieriesen Oltenia
Der rumänische Minister für den sozialen Dialog, Liviu Pop, hat am Mittwoch in der Stadt Târgu Jiu mit den Gewerkschaften und der Leitung des Energieunternehmens Oltenia über die dortigen Arbeitnehmerproteste diskutiert.
România Internațional, 12.02.2015, 12:39
Auch nach den Gesprächen mit dem Minister halten die Gewerkschaften des weitgehend staatlichen Energieunternehmens an ihrer Position fest — keine Gehaltskürzungen und keine Entlassungen beim Koloss Oltenia. Das Unternehmen ist ein so genannter Energiekomplex, der mit seinen 19 Tausend Mitarbeitern rund 40% des Strombedarfs Rumäniens decken kann und die gesamten Abläufe, von der Kohleförderung bis zur Stromproduktion unter einem Dach vereint.
Doch auch die Konzernleitung will nicht nachgeben. Der private Manager, Laurenţiu Ciurel, will nach wie vor über das gesamte Jahr 2015 die Gehälter um 2,3 Prozent drücken und zum 1. März etwa 3 000 Beschäftige entlassen. Dabei geht es um 1 000 Mitarbeiter des betriebseigenen Kohlebergwerks Berbeşti — die Zeche soll aus dem Konzern ausgegliedert und dem Wärmekraftwerk Govora übertragen werden. Die restlichen rund 2 000 Mitarbeiter auf der Entlassungsliste stehen größtenteils ein oder zwei Jahre vor dem gesetzlichen Rentenalter und sollen bis zum vollen Ruhestand monatlich umgerechnet etwa 380 Euro im Monat bekommen.
Die Unternehmensleitung hat den Beschäftigen mitgeteilt, dass Extraleistungen wie Esskarten, Pendlerzuschüsse, Begräbnisgelder und Bonuszahlungen nicht mehr gezahlt werden, falls bis zum 19. Februar kein Tarifvertrag unterschrieben wird. Minister Liviu Pop versicherte seinerseits, dass die Regierung die Energieunternehmen Oltenia und Hunedoara nicht schließen wolle — das sei auch daran abzusehen, dass die Forderungen des IWF und der Europäischen Kommission nach radikaler und massiver Umstrukturierung abgelehnt wurden:
Der Energiekomplex Oltenia wird nicht geschlossen, das werden wir nicht akzeptieren, egal wie viel Druck von den Leuten kommt, die keine Energiesicherheit Rumäniens wollen.”
Der Minister räumte immerhin ein, dass eine Sanierung notwendig ist, damit das Unternehmen wieder Gewinn macht. Für Donnerstag sind weitere Arbeitnehmerproteste in Târgu Jiu angesagt — ein nach den Angaben der Gewerkschaften „verzweifelter Ruf der Belegschaft angesichts der desolaten Lage des Unternehmens unter privatem Management“. Die Gewerkschaften haben auch Premierminister Victor Ponta über die Zustände im Unternehmen informiert. Ponta sagte, dass Rumänien zwar nach wie vor alle Formen von Energie brauche –Wasserkraft, Atomstrom, erneuerbare Energien und Kohle. Die Erzeuger aber müssen wirksam arbeiten und in Umweltschutz investieren. Ponta kündigte an, dass Wirtschaftsminister Andrei Gerea im April einen Plan für mehr Wirksamkeit in der Stromproduktion vorlegen werde.