Stippvisite in Kiew: Rumänien sichert Ukraine volle Unterstützung zu
Rumänien unterstützt die benachbarte Ukraine nach vollen Kräften – diese Botschaft brachten drei rumänische Spitzenpolitiker am Dienstag während einer Kurzreise nach Kiew.
Bogdan Matei, 27.04.2022, 13:49
Premierminister Nicolae Ciucă (PNL), der Vorsitzende der rumänischen Abgeordnetenkammer Marcel Ciolacu (PSD) und Außenminister Bogdan Aurescu, ein parteiloser Berufsdiplomat, reisten am Dienstag nach Kiew, um dem Nachbarland ihre volle Unterstützung gegen die russische Aggression zuzusichern. Rumänien und die Ukraine haben eine rund 600 km lange gemeinsame Grenze. Beim Treffen mit Präsident Wolodymyr Selenskyj und weiteren Spitzenpolitikern der Ukraine stellte die rumänische Delegation alle Maßnahmen vor, mit denen Bukarest dem leidgeprüften Nachbarland helfen will. Dazu gehört die bedingungslose Aufnahme von Flüchtlingen — bereits über 820.000 Flüchtende sind über die Grenze nach Rumänien gekommen. Nebst Auffanglagern nahe der Grenze bemühe sich Rumänien um die schnelle Integration der Geflüchteten, falls sie in Rumänien bleiben wollen — dazu gehören der kostenlose Zugang zu ärztlicher Versorgung, Bildungseinrichtungen und öffentlichen Verkehrsmitteln sowie zum rumänischen Arbeitsmarkt.
Die Ukraine leidet infolge der Seeblockade durch die russische Kriegsmarine im Schwarzen Meer auch wirtschaftlich — die traditionellen Exporte von Getreide und tierischen Produkten aus der Ukraine sind praktisch unterbunden. Hier springt Rumänien ein und liberalisiert zeitweilig den Straßenverkehr für ukrainische Lieferanten und Speditionsfirmen; außerdem dürfen ukrainische Waren nun über die rumänischen Häfen im Grenzbereich an der Donau und am Schwarzen Meer abgewickelt werden. Rumänien sei außerdem an dem Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg interessiert, versicherten die rumänischen Spitzenpolitiker bei ihrem Aufenthalt in Kiew.
Das rumänische Politiker-Trio besuchte auch die Ortschaften Borodjanka und Irpin nördlich der ukrainischen Hauptstadt, wo sie sich einen Eindruck über die mutmaßlichen Kriegsverbrechen der russischen Truppen machen konnten. Premierminister Ciucă verurteilte erneut die Gräueltaten und plädierte für internationale Ermittlungen, um die volle Wahrheit ans Licht zu bringen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.
Ihr Besuch ist ein wichtiges und deutliches Signal für die Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland“, sagte Präsident Selenskyj nach seinem Treffen mit den rumänischen Politikern. Eine wichtige Komponente der künftig zu vertiefenden Beziehungen zwischen beiden Ländern werde der Schutz und die freie Entfaltungsmöglichkeit der jeweiligen nationalen Minderheiten sein, fügte Selenskyj noch hinzu.
In Rumänien leben in mehreren Landkreisen insgesamt rund 60.000 Menschen ukrainischer Volkszugehörigkeit, während die rumänischsprachige Gemeinschaft in der Ukraine etwa 400.000 Seelen zählt. Die meisten Rumänen in der Ukraine sind in den Regionen Nordbukowina, Südbessarabien und Herza ansässig, ehemals rumänische Staatsgebiete, die von der Sowjetunion 1940 annektiert worden waren und seit 1991 ein Teil des Nachfolgestaates Ukraine sind.