Schwimmen: Popovici bricht wieder Rekorde
Wunderkind glänzt bei EM in Rom
Florin Orban, 17.08.2022, 08:53
Am 9. Juli 1922 schwamm Johnny Weissmuller in Alameda, Kalifornien, hundert Meter in unter einer Minute und stellte damit einen neuen Weltrekord auf. Der Amerikaner war in der Nähe der westrumänischen Stadt Timisoara, im kleinen Ort Freidorf geboren und wurde sowohl durch seine Olympiasiege als auch durch seine Hauptrolle in dem Film Tarzan der Affenmensch berühmt.
Fast auf den Tag genau 100 Jahre später bricht ein anderer in Rumänien geborener Sportler den Weltrekord über 100 m Freistil und wird damit zum schnellsten Schwimmer der Geschichte, was die offiziell anerkannten Leistungen angeht: David Popovici. Bei den Europameisterschaften in Rom beendete er am Samstag das 100-m-Rennen in 46 Sekunden und 86 Hundertstel. Er schlug so den vor 13 Jahren aufgestellten Rekord des Brasilianers Cesar Cielo Filho, der bei den ebenfalls in Rom ausgerichteten Weltmeisterschaften 2009 noch 46 Sekunden und 91 Hundertstel benötigte – allerdings zu einer Zeit als noch spezielle Speed-Anzüge erlaubt waren. Wie erwartet, war die internationale Presse voll des Lobes. „Das 17-jährige Phänomen hat im Finale der Europameisterschaft den Rekord von Cesar Cielo ausgelöscht“, schrieb die spanische Marca, und die Gazzetta dello Sport aus Italien nannte David „Baby Fenomeno“.
Am Montag war der Rumäne kurz davor, auch bei den 200-m-Finals eine ähnliche Glanzleistung hinzukriegen. Popovici siegte im großen Stil mit einer Zeit von einer Minute, 47 Sekunden und 97 Hundertstel, einem neuen Welt- und Europarekord für Junioren sowie einem neuen Wettbewerbsrekord. Er war weniger als eine Sekunde vom Rekord entfernt, den der Deutsche Paul Biedermann 2009 ebenfalls in Rom aufgestellt hatte – 97 Hundertstel fehlten ihm. Die Zeit war auch nur eine Hundertstelsekunde länger als die von Davids Idol Michael Phelps, der 2008 in Peking den olympischen Titel gewann. Nach dem 200-Meter-Sieg und der Siegerehrung wollte der Reporter von Radio Rumänien wissen, wie sich David fühlte, als er der Leistung des Amerikaners so nahe war. „Hochzufrieden, logisch, aber keineswegs enttäuscht, dass ich seine Zeit nicht erreicht habe. Aber ich habe dafür alle Zeit der Welt. In diesem Rennen war ich noch müder, es war ja schon das zweite. Aber das gehört nun einmal zum Sport. Wenn das jeder könnte, gäbe es viel mehr Sportler auf diesem Niveau.
In Rom wird David Popovici am Mittwoch über 400 m Freistil an den Start gehen.