Saisongrippe und Pandemie
Es wird allmählich herbstlicher und die kälteren Temperaturen bringen ein neues Risiko mit sich – das neuartige Coronavirus könnte sich mit den Grippeviren zu einer gefährlichen Kombination verbinden. In Bukarest empfehlen Ärzte deshalb Grippeimpfungen.
Corina Cristea, 13.10.2020, 12:23
Mehr als 38 Millionen Menschen haben sich in den letzten zehn Monaten seit der ersten Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus angesteckt, über eine Million von ihnen kamen ums Leben. Einen Impfstoff zu finden ist von vitaler Bedeutung — bis er da ist, geben Ärzte ihr Bestes, um möglichst viele Menschen zu retten. Nach den optimistischsten Schätzungen könnten bis zum ersten Impfstoff noch Monate vergehen, wobei nach anfänglicher Lageverbesserung die Anzahl der Neuinfektionen wieder stark steigt. Täglich werden in Rumänien rund 3000 neue Infekte bestätigt, mehrere Dutzend Menschen sterben und hunderte Patienten liegen auf den Intensivstationen.
Die anstehende Grippesaison ist ein weiterer Grund zur Besorgnis, um so mehr in Rumänien die Grippeimpfquote 8% nicht übersteigt und Experten einen Immunisierungsbedarf von 75% melden. Wer sich gleichzeitig mit beiden Viren ansteckt, kann schwerere Formen von COVID-19 haben, sagt Dr. Adrian Marinescu vom Institut Matei Balş in Bukarest.
Gegenüber Radio Rumänien stellt er jedoch auch klar, das eine Impfung gegen Grippe nicht auch gegen das Coronavirus schützt: “Es gibt keinen Nachweis für einen Zusammenhang — Grippevirren stehen auf einer Seite, Coronaviren, auch SARS-CoV-2, auf einer anderen. Aber wenn wir uns gegen Grippe impfen, kriegen wir keine Grippe — von daher hilft es also“, so der Arzt. Sich gegen Grippe impfen zu lassen, sei generell wichtig und in der heutigen Pandemie noch wichtiger, denn wenn beide Viren gleichzeitig zuschlagen besteht eine weit größere Wahrscheinlichkeit einer schweren Form von COVID oder Grippe, vor allem bei älteren Menschen oder solchen, die medizinisch vorbelastet sind.
Marinescu weist darauf hin, dass das neuartige Coronavirus in jedem Moment geringfügig oder auch signifikant mutiert. Das müsse dokumentiert werden. Man könne aktuell sagen, dass wir es in den USA und Europa wahrscheinlich mit einer Virenvariante zu tun haben, die weniger aggresiv ist, dafür aber ansteckender.