Rumänisches Kino triumphiert bei der 63. Berlinale
Der Film Child's Pose (Die Stellung des Kindes/Poziţia copilului) von Regisseur Călin Peter Netzer gewann am Samstagabend den Hauptpreis der Internationalen Filmfestspiele in Berlin.
Leyla Cheamil, 18.02.2013, 16:02
Das rumänische Kino der postkommunistischen Zeit hat erneut seinen Wert bestätigt. Der Goldene Bär der 63. Berlinale ist nach Rumänien gegangen. Der Film „Childs Pose“ („Die Stellung des Kindes“/“Poziţia copilului“) von Regisseur Călin Peter Netzer gewann am Samstagabend den Hauptpreis der Internationalen Filmfestspiele in Berlin. Das Gesellschaftsdrama wurde auch mit dem Preis des internationalen Filmkritiker-Verbandes (FIPRESCI) ausgezeichnet und als eine Durchleuchtung der rumänischen zeitgenössischen Neureichenklasse beschrieben.
Der Film wiedergibt das Trauma eines jungen Mannes, der an zu viel Elternliebe erstickt. Der Regisseur Călin Peter Netzer sagte über das Drama: „Es geht um ein pathologisches Mutter-Sohn-Verhältnis, um den Ödipuskomplex, um eine freudsche Beziehung. Darauf fußt der ganze Film. Alles, was rund um diese Geschichte — vom Unfall bis Korruption — stattfindet, entwickelt sich im Hintergrund. Natürlich geht es um die rumänische Realität, so wie ich und Drehbuchautor Răzvan Rădulescu sie gesehen und gefühlt haben, als wir das Treatment geschrieben haben, und wie sie eigentlich auch ist. Ich bin der Meinung, die Geschichte kam auch bei den Kritikern in Berlin gut an, weil sie universell gültig ist. Über die Korruption kann ich behaupten, dass nicht nur in Rumänien korrupte Menschen leben. Alle Länder konfrontieren sich mit diesem Problem.“
In dem Film geht es um eine Frau aus der Oberschicht, die mit allen Mitteln versucht, ihren geliebten Sohn vor dem Gefängnis zu bewahren, nachdem dieser ein Kind totgefahren hat. Die Mutterrolle wurde vortrefflich von Luminiţa Gheorghiu gespielt. Das Blatt „Variety“ hatte nur Lobworte für die rumänische Schauspielerin. Der Goldene Bär ist der zweite wichtige Preis für das rumänische Kino. Der Spielfilm „4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage“ von Cristian Mungiu gewann 2007 die Goldene Palme in Cannes. Der Triumph des rumänischen Regisseurs Călin Peter Netzer bei der Berlinale kommt nach dem Erfolg des rumänischen Films „Wenn ich pfeifen will, pfeife ich“. Der Regisseur Florin Şerban wurde für seinen Streifen 2010 mit dem Großen Preis der Jury — dem Silbernen Bären — und dem Alfred-Bauer-Preis ausgezeichnet.
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