Rumänisches Gesundheitssystem von Korruption erschüttert
Die Korruption im Gesundheitswesen erreiche derzeit ein dramatisches Niveau, sagt die Leiterin der Antikorruptionsbehörde DNA. Der Fall der verdünnten Desinfektionsmittel und der Tod des Hauptverdächtigen sorgt in Rumänien für großes Aufsehen.
Bogdan Matei, 24.05.2016, 16:13
Der Eigentümer des Unternehmens Hexi Pharma Dan Condrea ist am Sonntagabend bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Vor einigen Wochen hatte eine journalistische Recherche ans Licht gebracht, dass sein Unternehmen stark verdünnte Desinfektionsmittel herstellte und an dutzende Krankenhäuser lieferte. Laboruntersuchungen bestätigten, dass die Konzentration teilweise um bis zu zehn Mal geringer war als vorgesehen. Die Firma von Dan Condrea stand also vor schweren Vorwürfen, wenn man bedenkt, dass die Sterilzonen und die Instrumente in den OP-Sälen über Leben und Tod der Patienten entscheiden können. Condrea hätte am Montag bei der Generalstaatsanwaltschaft für neue Anhörungen vorstellig werden müssen. Es gab eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass er festgenommen wird. Der Tod von Condrea könne bedeuten, dass wichtige Informationen in der Affäre um die verdünnten Desinfektionsmittel nicht mehr ans Licht kommen, berichten die Medien, die nicht ausschließen, dass hohe Amtsträger des Gesundheitsministeriums darin involviert seien.
Der Fall Condrea-Hexi Pharma ist nur die Spitze des Eisbergs. Die Korruption erreicht im Gesundheitswesen ein dramatisches Niveau und mehr als 75 Personen mussten in den letzten zwei Jahren wegen Korruptionsaffären in diesem Bereich vor Gericht, erklärte die Leiterin der Antikorruptionsbehörde Laura Codruţa Kovesi. In den besagten Koruptionsfällen seien ebenfalls ausländische Unternehmen involviert und der Kampf gegen Korruption erfordere mehr als je zuvor ein strategisches Vorgehen, sagte anschließend Kovesi: Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zeigen, dass bei Korruptionstaten sich wiederholende Aktionen auftreten. Aus Mangel an klaren Bekämpfungs-und Kontrollmaßnahmen, lässt sich eine Wiederholung der untersuchten Taten und der Mechanismen erkennen, die diese Taten überhaupt möglich machen. Im Kampf gegen Korruption ist ein strategisches Vorgehen erforderlich, insbesondere wenn es um Bereiche handelt, die starke Auswirkungen auf das Leben der Menschen haben, so zum Beispiel das Gesundheitswesen.
In diesem Sektor könne die Korruption erst dann beseitigt werden, wenn die Korruptionsverdächtigen ihrer Ämter enthoben werden, fügte Kovesi hinzu. Derzeit laufen im ganzen Land Untersuchungen über den Einkauf von Medikamenten, medizinischen Geräten und sonstigem Zubehörmaterial im Gesundheitssektor, gab anschließend die Leiterin der Antikorruptionsbehörde bekannt. Der Fall Hexi-Farma ist nicht der einzige, der das rumänische Gesundheitswesen erschüttert.. Gegen die ehemaligen Leiter der Nationalen Krankenkasse Vasile Ciurchea und Irinel Popescu leitete die Nationale Antikorruptionbehörde ebenfalls Strafverfolgungen ein. Ihnen legen die Staatsanwälte Amtsmissbrauch zur Last. Ciurchea und Popescu sollen technische Assistenzsysteme zu Überpreisen eingekauft haben, was einen Schaden von rund 17 Millionen Euro verusachte. Die Offensive der Staatsanwälte gegen die Korruption im Gesundheitswesen findet vor dem Hintergrund anhaltender Proteste der Gewerkschaften statt, die nach wie vor die Unterfinanzierung des Systems anprangern und Lohnerhöhungen für das Gesundheitspersonal fordern.