Rumänisches Gesundheitsministerium veröffentlicht Impfbericht
In den letzten zehn Jahren ist die Impfquote in Rumänien ständig gesunken. Jetzt konfrontiert sich Rumänien mit einer Masern-Epidemie.
Roxana Vasile, 27.07.2017, 17:30
Laut der rumänischen Regierung leben in Rumänien zurzeit mehr als 220 Tausend Kinder, die nicht gegen Masern geimpft wurden. In letzter Zeit gab es deswegen etwa 8000 Masern-Erkrankungen und über 30 Todesfälle. In Rumänien und weiteren fünf Staaten wurden über 80% der Masern-Erkrankungen verzeichnet. Das gab die Weltgesundheits-Organisation WHO bekannt.
Rumäniens Ministerpräsident Mihai Tudose forderte den Gesundheitsminister auf, einen detaliierten Bericht über die Impflage in Rumänien zu erstellen. Infolge dieses Berichts wurden schon in fünf Landkreisen die Chefs der Ämter für öffentliche Gesundheit und deren Stellvertreter entlassen. Grund dafür ist die schlechte Verwaltung der Impfkampagne. In den fünf Landkreisen liegt der Anteil der geimpften Kinder bei weniger als 50%. Ziel der Behörden war, eine Impfquote von 95% zu erreichen.
Laut dem rumänischen Premier helfe die Einstellung der Eltern auch nicht. Viele lehnen aus Angst vor Nebenwirkungen die Impfungen ab. Ministerpräsident Tudose meint, die Behörden, auch die Kinderschutzbehörde, sollen etwas zu sagen haben:
Meiner Meinung nach gefährden die Eltern, die das Impfen ablehnen, das Leben des Kindes. Sie entscheiden für das Kind, das an Poliomyelitis erkrankt oder nicht, das an Masern erkrankt oder nicht, das stirbt oder nicht… Tut mir leid, aber andere Eltern verlieren das Sorgerecht für weniger gravierende Taten. Wenn die Eltern ihr Kind praktisch zum Tode verurteilen, weiß ich nicht, inwieweit man noch von Elternrechteb reden kann.“
Laut dem Bericht des Gesundheitsministeriums weist die Masern-Epidemie in Rumänien eine Todesrate von vier zu 1000 Erkrankungen auf. Damit ist die Rate doppelt so hoch, als wie sie in der Fachliteratur beschrieben wird. Grund dafür sei die sinkende Imfquote in den letzten zehn Jahren. Einerseits ließen die Eltern ihre Kinder nicht impfen, andereseits fehlten manchmal die Impfungen. Die Ärztin Sandra Alexiu ist Vize-Vorsitzende des Nationalen Vereins der Hausärzte. Sie meint, die Voraussetzung für eine hohe Impfquote sei die Sicherung ausreichender Impfungen. Und damit ist nicht nur die Impfung gegen Masern gemeint.Sandra Alexiu dazu:
Zurzeit gibt es diese Impfung. Aber es fehlen andere Impfungen — es fehlt die Kombinationsimpfung gegen Diphterie, Tetanus, Keuchhusten und Poliomyelitis, wir können die 14-Jährigen nicht impfen, die schwangeren Frauen auch nicht. Hätten wir konstant Impfungen, könnten wir viel einfacher die Impf-Tätigkeit durchführen. Zurzeit müssen wir für jedes Kind das Impfkalender anpassen, nachholen, weil mal die eine oder die andere Impfung gefehlt hat.“
Vor diesem Hintergrund ist ein Impfgesetz in Rumänien ein Muss geworden. Jetzt diskutiert die Regierung über einen derartigen Gesetzentwurf. Dieser soll dann dem Parlament zur Debatte vorgelegt werden. Sowohl die Behörden und Ärzte als auch die Eltern müssen sich verantwortungsbewusst verhalten.