Rumänischer Schriftstellerverband zeichnet die besten Autoren aus
Bekannte Namen, die beim Publikum beliebt sind und von den Kollegen respektiert werden, stehen auf der Auszeichnungsliste des rumänischen Schriftstellerverbandes für die besten Leistungen im Jahr 2015.
Bogdan Matei, 02.06.2016, 17:05
Laut der Internetseite des Schriftstellerverbandes wurde der Romanschriftsteller Mircea Cărtărescu mit dem Nationalpreis für Literatur ausgezeichnet. Mircea Cărtărescu, der am Tag der Auszeichnung sechzig Jahre alt wurde, ist ein bedeutender Theoretiker des rumänischen Postmodernismus, Romancier, Dichter und Essayist, der sowohl im In- als auch im Ausland im Trend liegt. Cărtărescu ist ebenfalls Professor an der Bukarester Universität.
Eines seiner beliebtesten Werke, De ce iubim femeile“ (Warum wir die Frauen lieben“), wurde raubkopiert und in doppelt so vielen Kopien illegal verkauft als die legale Auflage. Cărtărescus Werke wurden ins Englische, Italienische, Französische, Spanische, Polnische, Schwedische, Bulgarische, Ungarische und anderen Sprachen übersetzt. Sein Name wird oft erwähnt, wenn es um eine virtuelle rumänische Kandidatur für den Nobelpreis geht.
Der Essayist Horia-Roman Patapievici wurde für sein Buch Partea nevăzută decide totul“ (Das Unsichtbare entscheidet alles“) mit dem Sonderpreis des Schriftstellerverbandes ausgezeichnet. Patapievici, der von Beruf Physiker ist, ist auf dem sogenannten Ideenmarkt einer der einflussreichsten rumänischen Intellektuellen. Sein Stil ist drastisch und fehlerfrei, behaupten seine Verehrer. Die Gegner meinen, er sei trocken und langweilig. In seinen Werken ist der Einfluss des Wissenschaftlers leicht bemerkbar. Die von ihm geförderten Ideen, von den libertären Wirtschaftspolitiken zu der Moral des traditionellen Christentums, lassen ihn als konservativ erscheinen und machen ihm zum Ziel der linksgerichteten Ideologen. Seit einiger Zeit stand Patapievici nicht mehr im Rampenlicht. Kritiker meinen, das hänge mit seiner Treue gegenüber dem ehemaligen Staatschef Traian Băsescu zusammen. Horia-Roman Patapievici leitete in dieser Zeit das Rumänische Kulturinstitut.
Dan Stanca wurde für sein Werk Ghetsimani 51“ mit dem Preis für Prosa ausgezeichnet. Er schrieb jahrelang für die konservative Zeitung România liberă“ und veröffentlichte mehr als 20 Romane, in denen er die Irrungen der Modernität beklagt. In seinem Werk macht Stanca keinen Hehl daraus, für Land und Leute vor der sowjetischen Besatzung und des Kommunismus Nostalgie hegt. Der Preis für Poesie ging an Vasile Dan für den Band Lentila de contact“ (Kontaktlinse“). Mircea Anghelescu gewann bei der Sektion Literaturkritik und –geschichte mit dem Band Lâna de aur“ (Das goldene Vlies“).
Die Preisverleihung war eines der wenigsten Momente im öffentlichen Leben des Schriftstellerverbandes, in dem eine scheinbare Eintracht herrschte. Die Tätigkeit des Vorsitzenden Nicolae Manolescu wird von einigen Kollegen vehement kritisiert. Der Literaturkritiker und Schriftsteller Manolescu bekleidet das Amt seit 20 Jahren.