Rumänischer Bestandteil des Raketenabwehrschirms ist einsatzbereit
Die Aegis Ashore Anlagen im südrumänischen Deveselu sind ab Donnerstag einsatzbereit. Diese stellen ein Schlüsselelement im europäischen Bestandteil des amerikanischen Raketenabwehrschirms dar.
Bogdan Matei, 12.05.2016, 17:17
Es ist ein äußerst bedeutender Tag für uns alle. Es ist der Tag, an dem Deveselu eingeweiht wird“ — jubelte Rumäniens Präsident Klaus Iohannis, der am Donnerstagvormittag den Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg empfangen hat. Dies geschah nur einige Stunden vor der Inbetriebnahme des Raketenabwehrschirms im Süden des Landes. Am Tag davor betonte der Präsident die strikt defensive Eigenschaft dieses und seine Rolle in der Erfüllung der Hauptaufgabe der Nato, der Gewährleistung der kollektiven Verteidigung aller Mitgliedsstaaten. Auch Premierminister Dacian Cioloş betonte, dass Rumänien von Anfang an die Bemühungen der Aliierten hinsichtlich der Raketenabwehr unterstützt hat. Die Bukarester Offiziellen vergaßen nicht zu unterstreichen, dass der Raketenabwehrschirm nicht gegen Russland gerichtet ist.
Seinerseits präzisierte der stellvertretende amerikanische Staatssekretär für die Kontrolle der Kampfausrüstung, Frank Rose, dass das System in Deveselu sich den Schutz gegen ballistische Kurz- und Mittelstreckenraketen, die aus dem Nahen Osten abgeschossen werden könnten, zur Priorität setzt. Frank Rose: Der Iran entwickelt, testet und entfaltet weiterhin eine Reihe von Militärkapazitäten mit kurzer und mittlerer Reichweite. In den letzten Monaten haben die Iraner Kurzstreckensysteme getestet, die Europa, einschließlich Rumänien erreichen könnten.“
Das Staatsdepartment stuft die Anlagen im Süden Rumäniens als einen beträchtlichen Beitrag zum Raketenabwehrsystem der Nato und als Ausdruck der Stärke der rumänisch-amerikanischen Strategischen Partnerschaft sowie der festen Verpflichtung der Vereinigten Staaten gegenüber der euroatlantischen Sicherheit ein. Aus Moskau bestätigt der Radio-Rumänien-Korrespondent, dass Russland den Raketenabwehrschirm nicht als Bedrohung für sein offensives Atompotential betrachtet. Dennoch sieht es sich als verpflichtet, durch die Modernisierung seiner ballistischen Raketen, eine Antwort auf die amerikanischen Militärmaßnahmen zu liefern.
Analytiker in den Vereinigten Staaten hatten bereits gewarnt, dass der Westen militärische Gegenmaßnahmen von Seiten Moskau erwarten müsste. Diese, sagen sie, könnten auf die Einweihung in Rumänien mit Truppenentsendungen oder Militärübungen entlang der Westgrenze Russlands antworten. Ein anderes Risiko könnte der Austritt Russlands aus dem Abkommen über die Mittelstrecken-Atomwaffen sein, das den Abschuss von ballistischen Bodenraketen und Marschflugkörpern mit einer Reichweite zwischen 500 und 5000 km untersagt.
Der Raketenabwehrschirm in Deveselu ist Bestandteil eines amerikanischen Systems, das von mehreren alliierten Staaten beherbergt wird. Dieses beinhaltet eine Bodenradaranlage in der Türkei, vier Schiffe der US-Navy in Spanien, die mit Raketenabfangsystemen ausgerüstet sind, eine Steuerzentrale am Flugstützpunkt im deutschen Rammstein sowie eine zweite Bodenabfanganlage, die in Polen errichtet und 2018 in Betrieb genommen werden soll.