Rumänische Zentralbank will Kreditgeschäft beleben
Die Notenbanker senken Leitzinsen und Risikorückstellungen, um gegen die Kreditflaute anzukämpfen.
România Internațional, 06.11.2014, 14:20
In Rumänien haben die Kreditschulden der betrieblichen Bankkunden sprunghaft zugenommen – im September stiegen die Schulden bei Darlehen von umgerechnet über 4500 Euro im Vergleich zum Vormonat um über 6,6 Millionen Euro. Nach Daten der Risikozentrale bei der rumänischen Notenbank BNR entspricht dies mehr als 12 Prozent der Gesamtkreditmasse. Auch die Schulden der Privatkunden kletterten im September auf umgerechnet ungefähr 1,4 Milliarden Euro – das sind fast sieben Prozent der insgesamt vergebenen Kredite.
Im Jahresvergleich stellt sich die Lage deutlich besser dar. Der Bankschuldensaldo der Bevölkerung fiel um 9,62%. Über 95% dieser Gesamtschulden waren seit mehr als 90 Tagen überfällig, so die Notenbanker in Bukarest. Die Zahl der Schuldner verringerte sich ebenfalls um fast 5 Prozent auf 229 Tausend Personen.
Vor diesem Hintergrund hat die Zentralbank am Mittwoch beschlossen, die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte auf 2,75% zu senken. Für Passivbestände in Devisen – zumeist in Euro vergebene Kredite – sind nach dem Beschluss von Mittwoch auch geringere Risikorückstellungen von 14 statt wie bisher 16% verpflichtend. Für die Verbindlichkeiten in rumänischen Lei hat die Zentralbank die Rückstellungen bei zehn Prozent belassen. Nach amtlichen Angaben wolle man so mittelfristig die Preisstabilität wahren und gleichzeitig das Kreditgeschäft nachhaltig beleben, um zu einem austarierten und dauerhaften Wirtschaftswachstum zu kommen.
Wie der Wirtschaftsexperte Dragoş Cabat betont, dürfte die Zentralbank aber ihr Ziel verfehlen – weder werde das Geschäft angekurbelt, noch würden die Banken ihre Zinsen senken. Auf dem Markt ist bereits jetzt viel Geld. Die Einlagezinsen sind gering, also sehen die Banken keinen Anlass, auf diese zinspolitische Maßnahme zu reagieren. Sie werden die Darlehenszinsen also keinesfalls drücken und auch nicht zum Jahresende mehr Kredite vergeben. Die einzig spürbare Wirkung wird wahrscheinlich sein, dass die Sparzinsen weiterhin fallen.”
Dennoch kommt ein Immobilienportal im Internet zum Schluss, dass das Geld für die laufenden Konjunkturprogramme im Wohnungsbau ausgeht und der Liquiditätsüberfluss sowie die fallenden Zinsen für Lei-Kredite sich positiv auf die Immobiliennachfrage ausgewirkt haben – das führte zu Teuerungen von bis 3% in Bukarest. Experten zufolge folgte auf die Flaute auf dem Luxussegment des Wohnungsbaus in der Hauptstadt ein höheres Interesse für diese Marktnische, die das Wirtschaftsmagazin Capital auf 80 Millionen Euro schätzt. Immobilienmakler signalisieren auch eine gesteigerte Nachfrage für Grundstücke in Bukarester Top-Lage. Der Trend zu mehr Vermietungs- als Verkaufsangeboten hält sich weiterhin, da der Verkauf nur schleppend vor sich geht und die Renditen der Mietspreise derart hoch sind, dass eine Amortisierung in sieben bis acht Jahren durchaus möglich ist.