Rumänische Wirtschaft auf ebenem Kiel
Die Zentralbank hat neulich ihren jährlichen Lagebericht zur Wirtschaft veröffentlicht. Laut Papier sei die finanzielle Situation weiterhin stabil, doch seien auch Risiken vorhanden.
Mihai Pelin, 05.12.2017, 18:04
Mit einem hohen
Wirtschaftswachstum nach neun Monaten, einer rückläufigen Arbeitslosigkeit und
steigenden Devisenreserven ist die rumänische Wirtschaft gut aufgestellt. Eine
der Stärken der rumänischen Wirtschaft sei laut Bericht auch die relativ niedrige
Verschuldung der öffentlichen Hand, die bei nur 37,4% vom BIP liegt.
Doch die
Privatverschuldung sei dafür ein wunder Punkt in der Bilanz, sagte der
stellvertretende Zentralbankchef Liviu Voinea, der den Bericht vorlegte. Zu den
Schwächen gehören ihm zufolge zudem das regionale Entwicklungsgefälle im Land,
das ohne Gegenmaßnahmen noch tiefer werden kann, sowie das geringere Vertrauen
ausländischer Investoren und die Aussicht auf makroökonomische
Ungeichgewichte.
Voinea kündigte
auch bestimmte mögliche Maßnahmen an, um mit solchen Risiken besser fertig zu
werden: Es geht um die Reduzierung der
Risiken für die Finanzierung der öffentlichen Schulden, auch durch Schritte zur
Erhöhung der Laufzeit der Titel, und auch um die Anpassung des Strukturdefizits
an die mittelfristigen Ziele, die Stärkung der Fitness von Schuldnern bei
ungünstigen Entwicklungen und die Kapitalaufstockung bei Unternehmen, deren
Eigenkapita unter dem gesetzlichen Mindestniveau liegen, sagte
Zentralbankvize Liviu Voinea.
Die Zentralbank
legt der Regierung nahe, auch das staatliche Förderprogramm zum Kauf von
Wohnungen an die neuen Umstände anzupassen und mehr Personen mit geringerem
Einkommen anzsprechen: Wir haben heute
ein ganz anderes Wirtschaftswachstum als zu Beginn des Programms, wir wachsen
über Potenzial. Die Banken haben ihre Bilanzen gesäubert und Platz für neue
Kredite geschafft, ohne dass es unbedingt staatliche Bürgschaften dafür gibt.
Es geht hier darum, dass man den Bedarf nach sozialpolitischen Maßnahmen
erkennt, insbesondere für Leute, die sich die Anzahlung nicht leisten können.
Das heißt, dass dieses Program gezielt Leute ansprechen könnte, die unter dem
Durchschnittslohn verdienen, so Liviu Voinea.
Das Programm, bei
dem der Staat für maximal 50% des Kredits bürgt, ist
so erfolgreich, dass es im September 2017 für 62,5% des gesamten Aufkommens der
Hypothekenkredite sorgte.